Ja, das klingt dramatisch und es ist dramatisch. Aber machen wir uns nichts vor, schlendern Sie mit Gmundl durch Gmunden. Neue Geschäfte können gar nicht so schnell aufsperren, wie die alten zusperren. Selbst wenn zweitausend neue Parkplätze am Rathausplatz geschaffen werden! Selbst wenn die Autos auf Traunsteinhöhe übereinander gestapelt den Blick aufs Rathaus versperren! Keine Sau wird in die Stadt einkaufen fahren. Der Zug der Lemminge zieht ins SEP. Kein Wunder: man hat – schon bevor Gmundl zögerlich das Licht der Welt erblickt hat – draußen vor den Städten die Einkaufszentren wuchern lassen. Die Raumplanung war echt am Arsch. Haben die wirklich geglaubt, dass die Innenstädte das überleben? Da kann der Köppl nackert Hula tanzen, und es werden nicht mehr Leute in die Stadt zum Einkaufen fahren. Da kann die Gemeinde die Straßen mit Parkmünzen pflastern, die Sau ist aus dem Stall und nicht mehr einzufangen.
Wie hirntot muss man übrigens sein, um auf die Idee zu kommen, den Ausseern ihr BA auf dem Autokennzeichen wegzunehmen? Da berauschen sich ein paar Bürokraten an einer Einsparung, die nicht einmal für einen ordentlichen Vollrausch in der Gmundner Beislszene (auch nicht mehr, was sie einmal war!) reicht!
Der neoliberale Wahn zerstört unsere Klein- und Mittelstädte endgültig. Eine Schuldenbremse in die Verfassung zu schreiben ist grenzdeppert. Anders kann man es nicht sagen. Weiß irgend jemand, was nächstes Jahr ist? Oder 2015? Von 2020 reden wir erst gar nicht. Sich da per Verfassung Fesseln anzulegen, ist schwachsinnig. Wie sollen die Städte das schaffen? Haben jetzt schon kein Geld. Klar kann man sparen. Ein paar Beamte weniger, keine Knete für Stadträte, den Bürgermeister auf den Durchschnittslohn eines normalen Hacklers herunter setzen. Den roten Vizebürgermeister (wie hieß er schnell?) abschaffen. Den schwarzen auch. Alles sehr löblich, kann man machen. Löst aber die Finanzprobleme nicht.
Der Neoliberalismus bringt uns um. Obwohl alle beteuern, damit nichts mehr am Hut zu haben, man hat aus der Krise angeblich gelernt, machen alle weiter mit dem neoliberalen Sackhüpfen. Da kannst dich nur mehr aufdröhnen. Welcher Vollkoffer ist auf die Idee gekommen, das Postmonopol abzuschaffen? Die Post muss Gewinne machen. Schmeißt Leute raus, sperrt Filialen zu. Dafür haben wir jetzt Postpartner. Die können zwar nur die Hälfte von dem, was ein Postamt kann, und sperren auch oft recht schnell wieder zu. Aber dafür ist jetzt alles viel, viel billiger. Stimmt nur nicht. Voll uncool. Ungenial. Portokosten, dass der Kessel dampft. Und der Tod der Innenstadt in Gmunden, weil nämlich jeder, der was von der Post braucht, muss jetzt in die Stadt hinein fahren. Weil es nur dort all die billigen teuer gewordenen Postleistungen gibt. Also düsen wir alle mit unseren Benzin- und Dieselkutschen in die Stadt auf die Post. Von dort dann ins SEP, weil keine Sau in der Stadt einkaufen geht. Die Post ist also dank Privatisierung teurer geworden, verursacht ökologisch grausame Beutezüge zur Post in der Stadt, und außerdem kurven noch einige private Zustelldienste durchs Dorf, wo früher nur der Postler gefahren ist. CO2 müßte man sein!
Wenn man angesichts all dieses Unsinns ohnmächtig wird, kann man nur hoffen, dass es im Vöcklabrucker Spital nicht gerade brennt, und dass in Gmunden die Ambulanz noch offen ist. Sonst bleibt man lange ohnmächtig. Vielleicht für immer. Wenns blöd hergeht. Wir sparen uns wahrhaft zu Tode!
Die Touristen bleiben auch aus. Welcher Eintagestourist hatscht schon zu Fuß auf den Grünberg? Das Hotel, wir erinnern uns, was Gmundl vorige Woche schrieb, ist eben doch mehr Gerücht als Ereignis. Jetzt hat es sogar einer laut ausgesprochen: mit dem Dorf in Obertraun, den Hotelneubauten in Ischl, Ebensee und am Wolfgangssee ist der Zimmerbedarf im Salzkammergut gedeckt. Gebt die Infelix-Hotelgründe endlich der Bevölkerung zurück!
Und nehmt die Menschen endlich ernst! Verarschen können wir uns selbst, dazu brauchen wir keine Politiker, die sich mittels Schuldenbremse selbst entmündigen.
Zu Tode gespart ist auch gestorben!
Kommentar verfassen