Chinesisch, Gesinnung und 160 Millionen

Die Gesinnungshändler

von Babsy Blitzschnell

Heute mach ich mal, was sonst immer der Bruno macht: ich schweife ab. Ach ja, Bruno! Das mit dem „Schleichts euch“-Longdrink mit Seifenblasen ist echt gut. Aber der Bruno schwindelt, den habe nicht ich erfunden, das war er selbst in der letzten Redaktionskonferenz. Mir würde das nie einfallen, weil ich will das Zeug, das ich zusammen mische, auch trinken können!

Jetzt wird es aber kompliziert. Da machen wir uns daher zuerst was Gutes zum Gluckern zurecht. Mal einen wirklich starken Shooter, einen Kamikaze, weil der passt wunderbar zu unseren Tourismus-Theoretikern aus Politik und Tourismusverband. Nun, der Kamikaze geht so: 2 cl Lime Juice, 2 cl Cointreau, 2 cl Wodka. Hat lachhafte 24 % Alkohol. Kann man durch mehr Wodka natürlich noch steigern. Rät euch eure Babsy aber ab davon, weil sonst seid ihr alle so belämmert wie die vom Tourismus, über die ich jetzt gleich erzählen werde.

Aber zuerst muss ich das mit den 160 Millionen loswerden. Die Asamer-Firmen sind ja angeblich saniert worden. Zumindest sind ein paar tausend Seiten Verträge unterschrieben worden. Genaueres weiss man nicht. Aber: die Asamer-Kerngruppe soll in Hinkunft 130 bis 160 Millionen Umsatz machen. Da kann man dann Schlüsse ziehen: bei fast einer Milliarde Schulden werden die Schulden selbst bei 10 % Gewinn vom Umsatz nie und nimmer rückgezahlt werden können. Wir alle, die wir Kunden jener Banken sind, die hier zur Ader gelassen wurden/werden, werden den Blutrausch zu spüren bekommen. Der Haircut landet bei uns, nicht bei den Asamers. Und Banken können es ja auch nicht zahlen, was sie da verlieren. Da müssen schon wir Kunden die leeren Tresore der Herren des Geldes füllen. Mit unseren Kontospesen, mit hohen Kredit- und Überzugszinsen. Das wird ein echter Kurzhaarschnitt. Ja, so zahlen wir alle für die Höhenflüge der Asamers. Denen wachsen die Haare schulterlang (mehr Schulden als Haare auf dem Kopf, lautet ein altes Sprichwort). Und wir haben eine Glatze. Egal ob Manderl oder Weiberl. Und dann sollen wir den Asamers auch noch hier in Gmunden ein wertvolles Grundstück, das des Seebahnhofs, zum Vorzugspreis rüberschieben. Eine Schande, dass hier die Politik so willfährig mitgespielt hat und zum Teil noch immer mitspielt. Eine Sauerei ist das. Und ein Kamikaze-Flug der Verantwortlichen in Richtung nächste Wahlen. Prost drauf! Skol!

Aber jetzt zum Tourismus. Man hatte in Gmunden den Tourismuschef von Interlaken eingeladen. Die Tips berichteten: „In Interlaken haben Chinesen, Araber und Inder die traditionellen europäischen Gäste bereits abgelöst. Man habe sich komplett den Bedürfnissen der zahlungskräftigen Kunden  angepasst – ob Gebetsteppich mit eingebautem Kompass, asiatische Restaurants am Berggipfel oder Shopping-Gelegenheit (fast) rund um die Uhr. So seien tägliche Öffnungszeiten von 7 bis 22 Uhr und Personal mit entsprechenden Sprachkenntnissen in Arabisch und chinesischen Dialekten
selbstverständlich.“

Wir übersetzen das ins Gmundnerische: „Gebetsteppiche am Rathausplatz, und die depperten Naturfreunde hätten ein Chinarestaurant auf den Traunstein bauen sollen, nicht eine unnötige Hütte mit Sachen, die was die Chinesen und Arber niemals brauchen werden. Und statt der Aussichtsplattform, die nichteinmal in Richtung Mekka schaut, eine Einkaufs-Mall am Traunstein, die Berge zwischen Gmunden und Mekka gehören selbstverständlich abgetragen,  liebe Naturfreunde, das brauchen wir, für die Araber. Freier Blick nach Peking für die Chinesen! Shopping am Berg von 7 bis 22, Bergrettung rund um die Uhr. Und die Gmundner sollen endlich Arabisch und Südchinesisch, Nordchinesisch und Maoistisch lernen. Am besten die eine Hälfte zum Gesichtschirurgen schicken (europäische Augenfalte wegoperieren, Nasen verkürzen, die Chinesen nennen uns ja Langnasen), die andere Hälfte wird auf dunkel-arabisch geschminkt (Übung hat man ja schon von den hl. 3 Königen!), und der Bürgermeister lässt sich beschneiden (bitte keine Beweisbilder an die Tips weitergeben, wir glauben es auch so) und tritt statt mit Trachtenjoppe nurmehr in der Dischdaschah mit wahlweise Palästinenser-Tuch (Kufiya) oder Fez auf. Auf der VHS sind alle Sprachkurse gestrichen, Arabisch und Chinesisch wird Pflichtfach in den Volksschulen. Die Gmundnerinnen werden verschleiert, eine Taliban-Bar tut not (100% Wasser-Longdrinks). Frauenrechte werden abgeschafft, das Wahlrecht auch, stattdessen das ewige Kalifat Harun al Köppl (bei der Abstimmung im Gemeinderat im heurigen Jänner wurde die Kalifats-Demokratie schon eingeübt!). Und damit die Araber sich so richtig zu Hause fühlen, führen wir für Gmundner Nicht-Schleierträgerinnen gleich mal die Steinigung ein. Für das chinesische Publikum reichen Massenerschiessungen am Sportplatz mit Organentnahme durch die Gmundner Chirurgie. Man muss sich ja an die Sitten und Bräuche der Urlauber anpassen.“

Was? Ihr, liebe Leserleins und Bürgerleins wollt das alles nicht haben? Ja, da sieht man es wieder! Ihr habt ja auch alle den Vortrag des Schweizer Touristikers geschwänzt. Was die Tips deutlich kritisiert („überschaubare Besucherzahl“). Hauptsache, der Schrabacher war dort. Der hat nämlich glasklar erkannt: „Wir müssen die Tourismusgesinnung steigern.“ So sprach er, der VP-Vizebürgermeister und malte weiter am Bild der Österreicher, die für Geld alles machen (Putin-Besuch!).

Bisher hat ihre Babsy immer geglaubt, Gesinnung habe etwas mit Lebensphilosophie, mit Weltanschauung und Idealen zu tun, vielleicht mit christlich-sozialer Gesinnung oder mit sozialdemokratischer oder mit sozialistischer usw. usf. Aber nein, hier geht es um die Gesinnung von Krämerseelen, die Geld machen wollen. Was das mit Gesinnung zu tun hat? Kein Ahnung, sagt da ihre Babsy und macht sich einen zweiten Kamikaze. Der erste glüht schon im Magen. Glaubt mir, liebe Leserleins, meine Laufmaschen, ihr wisst schon, Uhu und so, haben mehr Gesinnung als diese Leute! Touristische Krämerseelen halt, die hier das Sagen haben. Gott, Marx und Donald Duck mögen uns vor solchen Gesinnungen bewahren. Demnächst verlangt man von uns mehr Hotelgesinnung, mehr Stadtverschandelungsgesinnung oder mehr Strassenbahnverlängerungsgesinnung. Mehr Köppl-Gesinnung (denn eine christlich-soziale Weltanschauung hat die ÖVP schon lange nicht mehr). Da hilft nurmehr ein Kamikaze. Aber bitte, liebe Leserleins, trinkt den ja nicht vor den Augen der Chinesen, weil die Chinesen könntet ihr damit verscheuchen. Denn Kamikaze waren japanische Todesflieger, und die waren wiederum die Erbfeinde der Chinesen. Da müssen wir vorsichtig sein, weil wir haben jetzt ja eine Tourismusgesinnung, und da muss man das wissen! Wie wir die aber voneinander fernhalten, mit ihren Sitten, das wird noch ein Problem: muslimische Araber, orthodoxe Russen und ungläubige Chinesen. Aber mit der echten Tourismusgesinnung schaffen wir das locker vom Barhocker. Und wenn die hier aufeinander zu schiessen anfangen, dann müssen wir dafür eben eine Gebühr einführen. Gesinnung ist alles! Und die will finanziert werden!

Und noch etwas ist ihrer Babsy nicht klar, selbst wenn die alle Frieden halten: was geschieht, wenn am Hauptplatz ein Chinese über einen Gebetsteppich hatscht, stolpert und beim Versuch, sich festzuhalten, einer Araberin die Burka runterreisst? Wow! Dann geht der Gmundner Tourismus mitsamt seiner Gesinnung erst recht baden. Eiskalt im Traunsee. Da können der Köppl und der Schrabacher bis zum Hals hinauf beschnitten sein. Aber vielleicht ist das ohnehin die beste Lösung, wenn der Tourismus mitsamt der  zugehörigen Gesinnung unter der Wasseroberfläche verschwindet.

Babsy Blitzschnell für das Team Gmundl

Nachbemerkung: Natürlich soll hier niemand gekränkt werden, der aus religiösen Gründen beschnitten ist. Es geht nur darum, die Absurdität dessen klar zu machen, was sich hinter dem Unwort „Tourismusgesinnung“ versteckt. Die ist nämlich eine Beleidigung all jener Gäste, die nicht als „Touristen“ kommen, sondern als interessierte Menschen, die andere Länder und Kulturen kennen lernen wollen. Aber wahrscheinlich sind die in Gmunden im falschen Ort: welche Kultur sollte man denn hier kennen lernen wollen? Asamerkultur? Gesinnungskultur? Klomuseum?

 

 

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