Liebe Leserleins!
Ich heisse vielmehr Babsy Blitzschnell. Und das ist gut so.
Heute nur ein paar Zeilen, weil ich muss zum Ball, zum Opernball. Hin und wieder muss frau hinabsteigen in die Tiefen der Trivialität. Es ist ja bald das Ende des Faschings da. Natürlich nicht hier in Gmunden, denn dank der ÖVP und ihrer engen Verzahnung mit diversen Familien-Clans ist hier das ganze Jahr über Fasching.
Nein, ich fahre natürlich nicht nach Wien, und ich habe natürlich auch keine Karte für den Opernball. Bin ich meschugge, mir um viel Geld (das ich nicht habe) eine Loge zu mieten, und dann hockt nebenan der Lugner mit seinem Spatzi und einem verzweifelt dreinschauenden „Star“! Eine normale Karte ist mir, ehrlich gesagt, auch zu teuer. Dort findet sich die grösste Ansammlung von Ungustln pro Quadratmeter ein, die man um diese Jahreszeit in Wien treffen kann. Ich zahl doch nicht Eintritt, nur damit ich dann unter lauter Leuten bin, die mir unsympathisch sind, die in grotesken Stofffetzen, sogenannten „Roben“, das Parkett mehrmals während des Abends reinigen, auf einer überfüllten Tanzfläche ein paar Zuckungen machen, egal was das Orchester gerade spielt, dabei eingekeilt in die Menschenmassen sind. Ich steh einfach nicht auf den Achselschweiss von Baron und Baroness Altadelig, Herrn und Frau Neureich, die Cousinen Gar-nicht-reich-aber-wir-wären-es-gern und ähnliches Gesocks. Also ehrlich. Wobei: das ist noch das Beste am Opernball, dass man dort beim besten Willen nicht tanzen kann, bloss so tun als ob. Ich bin absolute Nichttänzerin.
Aber ich schau gern zu. Gemeinsam mit Freundinnen und Freunden. Was gibt es Schöneres, als zu Hause vor dem Fernseher die Bekl0pften auszurichten, sich über die geschmacklosen Kleider und den noch geschmackloseren, sündteuren Schmuck lustig zu machen. Sich über die total grässlichen Frisuren zu zerkugeln. Das ist Fasching, liebe Leute! Ich schmeiss mich in alles, was auf dem Opernball verboten ist (haben sie alles im ORF aufgezählt): in meinen kürzesten Ledermini, meine höchsten HiHeels, schwarze Nahtstrümpfe, tiefes Dekolleté mit push-up, mein schmuckes Armbanduhrchen. Und keiner kann mich rauswerfen. Und was noch besser ist: ich dreh den Ton weg, weil ich die ORFler und ihr Gequatsche nicht ertrage. Ich verstehe bis heute nicht, wieso der Haider (also der Schauspieler, der was noch leben tut) angeblich der Lieblingsschwiegersohn der Mütter ist. Nicht weil er schwul ist, das ist mir wurscht, aber ich ertrag den seine schmalzige Freundlichkeit nicht. Dass die Fragen, die von den ORFlern gestellt werden, grenzblöd sind, kommt noch dazu. Nein, ich weiche aus ins benachbarte Ausland. Den Wiener Opernball muss man sich beim Bayrischen Rundfunk anschauen. Da macht es richtig Spass. Die haben den richtigen Blick drauf: eine Gaga-Gesellschaft feiert sich selber ab. Na gut, die vom Bayrischen kennen das natürlich, weil in München sind sie selbst die Gaga-Gesellschaft.
Also wird Ihre Babsy im Kreise Gleichgesinnter ein paar Glaserln guten Champagner inhalieren, ein paar leckere, von uns selbst gemacht Brötchen futtern, viele Soletti und Chips reinstopfen, zwischendurch mit vollem Mund über die tollen Roben lästern und zum Abschluss, kurz nach Mitternacht noch einen ihrer geliebten Indianerkrapfen verspeisen. Was habe ich ein Glück, dass ich das alles noch reinstopfen kann, ohne davon zuzunehmen.
Eines macht mir schon Sorgen: sollte ich mal ein Kind haben, dann wäre der grösste Schlag, den es mir bereiten könnte, der Wunsch, auf dem Opernball zu „debütieren“. Argrrrr…§$%&1($3?/§4@. Das wäre echt ein Enterbungsgrund, auch wenn es bei mir nix zu erben gibt, gell! Aber so, als Symbolik wär das echt vollgeil. Ich würde am Opernball auftauchen, das Jung Damen-Jung Herren-Komitee (schon dieser Name ist total bescheuert) durcheinander wirbeln, meiner Tochter das Krönchen runterreissen, dem Sohnemann den Frack zerfetzen, und dann laut rufen: „Ihr seid fristlos enterbt!“. Hach, das wäre ein echt prachtvoller Auftritt. Aber lieber wärs mir, mein eventueller dereinstiger Nachwuchs gäbe nichts auf solch geistlose Veranstaltungen, wo sich nur Namen und Orden einfinden, um sich gegenseitig ihre Wichtigkeit zu bescheinigen.
Ja, es stimmt, ich hasse Bälle an sich. Am Tag des Maturaballs habe ich morgens drei Tuben Zahnpasta in mich hineingestopft, echt, das war kein Honiglecken, und mich dann mit Fieber freudig ins Bett begeben. Die Matura war Qual genug, warum sollte ich dann auch noch auf so einen behämmerten Ball hatschn, um dort von pickelgesichtigen Jünglingen anfadisiert zu werden.
Wems gefällt, gut, der soll auf sowas gehen. Aber mich, liebe Leute, lassts in Ruh mit Einladungen auf so eine grausame Veranstaltung.
So, jetzt muss ich noch schauen, ob der Schampus eingekühlt ist. Man muss ja was tun für den Budgetvollzug. Jetzt, wo die Schaumweinsteuer hinaufgesetzt worden ist.
Alles Walzer, liebe Leute! Humpa, humpa, tätarää!
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
PS.: Morgen geht es dann wieder ganz ernst weiter.
humpa humpa? fasching?
dazu passt tatsächlich nur humppa!
die spinnen, die finnen. macht aber nix… ;O)