Schurnalismus in Gmunden

Heute:
Gastkommentare zu einer Glosse in den OÖN
einmal von Michael Amon
und noch einmal von Innenstädter

Liebe Leserleins!

Wir haben bewusst ein wenig Zeit seit dem Erscheinen eines merkwürdigen Kommentars in den OÖN verstreichen lassen. Es gibt Sachen, die soll man in aller Kühle und mit Abstand beurteilen. Dass der örtliche Lokalschurnalismus am Sand ist, nun, das ist keine Neuigkeit. Dass er stets bemüht ist, regelmässig neu zu beweisen, wie sehr er am Sand ist, erstaunt allerdings. Wenn nun Herr Brandner sein Süppchen anrührt, gemischt aus ein paar Tropfen Wahrheit und einer grossen Flasche Demagogie, sollte man einerseits den Ball flach halten. Die Bedeutung dieser Art von Schurnalismus geht gegen null. In fast jedem Gespräch, bei dem es um den Lokaljournalismus geht, fallen bittere Beschwerden über dessen Niveau und über den fast völligen Verzicht auf Kritik. Und zwar von Leuten aus allen Parteien mit Ausnahme der ÖVP. Die vielen Ereignisse, die Fragen aufwerfen und nach gut recherchierten Antworten rufen, locken diesen Schurnalismus nicht aus der Hängematte.
Umso gewagter ist es, wenn man dann jene attackiert, die diese Lücke füllen. Noch gewagter, wenn man einen Anlass nimmt, der nichts, aber auch schon gar nichts mit der ordentlichen Diskussion der Zivilgesellschaft zu tun hat, wie er hier stattfindet. Ein schurnalistisches Angstbeissen, das wir hier erleben, denn dieser Schurnalismus sitzt in der Klemme. Einerseits zeigen die lokalen Gratiskäsblätter, dass es immer noch ein wenig anspruchsloser und kritikfreier geht, auf der anderen Seite entwickeln sich im Internet neue Formen, die den Anbetungsschurnalismus ziemlich alt aussehen lassen. Aber so ist das eben: wer sich ausser betulichem Hofieren der Machthaberer nichts traut, wird in der Medienlandschaft der Zukunft nicht überleben. Die Zukunft ist teilweise bereits Gegenwart.

Nun, mit einem gewissen Abstand, bringen wir zwei Gastkommentare zum Thema. Sie werden für Diskussionen sorgen. Das ist gut so. Nur so kann die Zivilgesellschaft sich wehren gegen einen erstarrten, lahmen Verlautbarungsschurnalismus im Dienste mächtiger Interessensgruppen, die eng mit der Politik verwoben sind.

Wir ersuchen um Nachsicht für die Länge des ersten Beitrags, aber der Autor wollte auf ein paar grundsätzliche Fragen eingehen. Das benötigt Platz.

Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl


Letzter l’amour-Hatscher

Ein Gastkommentar von Michael Amon

Ich gestehe gerne ein, daß ich mir schwer damit tue, auf den inkommensurablen OÖN-Kommentar von Edmund Brandner zu replizieren. Auf jenen Kommentar, der seit seinem Erscheinen große Teile der örtlichen Zivilgesellschaft erbost, teilweise allerdings auch erheitert hat. Ich neigte, auch das sei eingestanden, zuerst einmal dazu, diesen Kommentar zu ignorieren und mir nur mit dem Zeigefinger auf die Stirn zu tippen. Gemäß einem Sager von Tucholsky, auf manches verweigere er eine Antwort, denn »so tief könne er nicht«. Trotzdem habe ich mich dazu überwunden, Stellung zu beziehen. Aus einem einfachen Grund: der Kommentar von Brandner ist journalistisch unsauber und intellektuell unredlich. So etwas soll man nicht unerwidert lassen, und ich werde im folgenden ausführen, was ich damit meine.

Meine Hemmung beruhte darauf, daß ich Brandner nicht nur persönlich kenne, sondern auch so was wie eine gute Bekanntschaft pflegte. Landläufig würde man vielleicht Freundschaft dazu sagen, aber ich persönlich gehe mit diesem Wort sehr vorsichtig um. Da bin ich konservativ erzogen worden. (Auch beim »Du«-Wort bin ich sparsam unterwegs, das eine oder andere »Du« läßt sich leider aus Traditionsgründen nicht immer vermeiden.) Ich habe mir aber eines zum Grundsatz gemacht: in Ausübung meiner publizistischen Tätigkeit schone ich niemanden. Nicht Bekannte, nicht Freunde, nicht mich selbst. (Wer Letzteres nicht glaubt, dem empfehle ich die Lektüre zweier meiner Bücher: »1968 – Ein kurzes Lächeln im langen Mai«, autobiographische Essays sowie »Fromme Begierden«, ein autobiographischer Roman.) Wer diese Courage nicht aufbringt, sollte die Finger vom Schreiben und von der Tastatur lassen, denn das wird nichts. Höchstens Beschönigungspublizistik. Oder nur über Mode berichten.
Moderne Publizistik hat für mich im Dienste der Aufklärung zu stehen – im doppelten Wortsinn. Aufklärung im Sinne Kants, den Menschen Wege aus der »selbstverschuldeten Unfreiheit« zu zeigen, und Aufklärung im ganz alltäglichen, banalen Sinn: aufklären darüber, was geschieht, was die Hintergründe und die Motive bestimmter Handlungen sind. Dazu gehört manchmal auch, die Ereignisse mit Namen zu verknüpfen. Je kleiner die Stadt, in der man lebt und das versucht, umso schwieriger ist es, dieses Verständnis der schreiberischen Tätigkeit in die Praxis umzusetzen. Ich habe also durchaus Verständnis für die Lage, in der sich lokale Journalisten befinden können, wenn sie ihren Job ernsthaft betreiben wollen.

Aber jetzt kommt das große ABER. Brandner erklärte mir im persönlichen Gespräch, er könne den Sowieso (den Namen des damals Gemeinten lasse ich jetzt mal weg) schwer in der Zeitung kritisieren, wenn er ihm dann am nächsten Tag in der Stadt über den Weg laufe. Wenn dem so ist, dann hätte er einen anderen Beruf wählen sollen. Ein Richter kann auch nicht sagen, ich brumm jemandem keine Strafe auf, weil der sonst bös auf mich ist, und wenn ich ihm danach in der Stadt über den Weg laufe … Das kann man beliebig auf viele andere Berufe übertragen. Polizisten, Staatsanwälte. Die intellektuelle Unredlichkeit offenbart sich hier grandios: Brandner weiß um die Problematik der persönlichen Nähe, verkneift sich die notwendige scharfe Kritik, bittet aber anonyme Kritiker vor den Vorhang zwecks Namensnennung. Ich nenne das Doppelmoral.

Es geht aber noch deutlicher und noch doppelbödiger. Und ich habe hier jetzt einen der seltenen Fälle, in denen man gezwungen ist, das Nähkästchen weiter zu öffnen, als man eigentlich will. In einem Gespräch, er saß bei meiner Frau und mir in der Küche (ich plaudere nur deshalb aus der Schule, weil es für die Beweisführung notwendig ist), beteuerte er, daß er eine Familie habe, ein Haus gebaut, Kredite, er könne es sich nicht leisten, da etwas zu riskieren. Ich verstehe das gut. Man kann von niemandem verlangen, ein Held zu sein. Noch weniger kann man verlangen, daß jemand existentiellen Selbstmord mit Anlauf begeht. Wer bin ich, einen solchen Selbstmord von Brandner einzufordern? Würde ich niemals tun. Aber Herr Brandner entblödet sich nicht, einen solchen Selbstmord von »anonymen Bloggern« einzufordern – mit all seinem Wissen um die wahren Machtverhältnisse und die Brutalität, mit der die Macht mitunter eingesetzt wird. Zu einem solchen Verhalten fielen mir noch deutlichere Worte ein als »intellektuelle Unredlichkeit«. Das Wort »Doppelmoral« erscheint da noch eindeutig zu harmlos. Genaugenommen ist es infam, von Bloggern de facto die Lüftung ihrer Identität zu verlangen, wenn man selbst nur zu gut weiß, welche Folgen das haben kann, und wenn man aus genau diesem Grund einen – gemessen an journalistischem Ethos – abgrundtief schlechten Affirmationsjournalismus betreibt.

Leider spielt Brandner schon länger dieses journalistisch bedenkliche Spiel. Er hat mich trotz meines Dementis als »Schreiber des Gmundl »geoutet« – mit Bild und vollem Namen, ohne vorherige Rücksprache. Ich habe ihm und der Lokalredaktion damals einen langen Brief geschrieben. Man hatte nichteinmal den Anstand, mir zu antworten oder sich zu entschuldigen. Daher hier ein paar Auszüge aus meinem damaligen Schreiben, sie sind nach wie vor gültig (die Namen unbeteiligter Dritter habe ich ebenso entfernt wie Bezüge zu damals aktuellen Ereignissen):

Als Schreibender in der Öffentlichkeit habe ich eine hohe Schmerzschwelle, halte was aus und bin auch nicht gleich beleidigt. In meinen Kommentaren (die ich immer persönlich zeichne) lege ich mich mit Leuten an, die ein etwas anderes Kaliber haben, als ein kleiner, unbedeutender Provinzpolitiker. Wenn ich etwas schreibe, setze ich meinen Namen darunter. Und wenn Du, Edmund, mir sagst, das ist etwas anderes, als hier vor Ort Leute, die man persönlich kennt und dauernd trifft, zu kritisieren, hast Du schon recht, aber dann ist Deine Kritik an gmundl.com noch unberechtigter, als sie es so schon ist. …
Hierorts geht manches halt leider nur, indem die Schreibenden in Deckung gehen, weil alles andere Selbstmord wäre. Kritik dampft hier nur in den Postings der online-Foren (auch immer anonym). Sobald dort die Anonymität fällt, werden nicht nur “tiefe” Postings verschwinden, sondern auch jene mit berechtigter Kritik.
Die angeblichen Ähnlichkeitsmerkmale zwischen meinem Schreiben und der gmundl-Glosse sind lächerlich und journalistisch manipulative Spekulation. Ich gebe zwar zu, daß es meine Eitelkeit befriedigt, wenn man mir als Einzigem in Gmunden zutraut, einen solchen Blog zu schreiben. Aber leider, leider, Gmunden ist eine Schulstadt mit hunderten gebildeten Lehrern, die Deutsch beherrschen und gut formulieren können …
Wie gesagt: ich bin nicht wehleidig. Aber die Art, wie der gmundl-Artikel sowohl im Print als auch online aufgemacht war, die war wirklich jenseitig: mein Bild, darüber “anonymer Blogger” (und gedruckt war es nicht viel besser). Ihr wißt so gut wie ich, daß Bilder stärker sind als Worte. Das war journalistisch nicht in Ordnung und schwer manipulativ. Eine Vorverurteilung im klassischen Sinn (die bekanntermaßen sogar dann strafbar ist, wenn danach eine Verurteilung stattfinden würde). Kein Hinweis auf die Unschuldsvermutung, nur der lapidare Satz, ich würde das “vehement” von mir weisen. Ihr erweckt außerdem den Eindruck, als hättet ihr anläßlich der Vorkommnisse mit mir gesprochen. Das war nicht der Fall. …
Auf der Journalistenschule gäbe es für diese Berichterstattung jedenfalls keine Bestnoten.
Ich könnte euch natürlich auf Vorverurteilung (vielleicht auch üble Nachrede und Verleumdung) klagen. Dazu noch eine einstweilige Verfügung, Entgegnungen etc. Ich mache das aus vielen, vor allem grundsätzlichen Erwägungen nicht. … Ich bin Vertreter einer sehr weit gehenden Pressefreiheit, solange es nicht um höchst private Dinge geht. Ich will niemanden, der schreibt, kriminalisieren. Außerdem halte ich nichts davon, politische Fragen (und das alles ist ein ganzer Komplex politischer Fragen) vor Gericht zu “lösen”. …
… Fragen zu stellen, wäre schon eine Aufgabe der vierten Macht/Kraft im Staat (auch auf lokaler Ebene, gerade in einer Zeit, in der die Printmedien gehörig unter Druck kommen). Zur vierten Macht gehören aber inzwischen auch anonyme Blogger, ob es einem gefällt oder nicht (und was die angeblich “aggressive Polemik” bei gmundl betrifft – schaut euch mal Freitag nachts die “heute show” im ZDF an, dagegen verteilt der gmundl-Blog Streicheleinheiten).
In der Bürgerschaft brodelt es gewaltig. Völlig unabhängig von der politischen Orientierung. Die Reaktionen auf die gmundl-Story beweisen es. Hier kommt etwas hoch, was sich über Jahre aufgestaut hat.

Soweit mein damaliges, unbeantwortet gebliebenes Schreiben.

Wenn Brandner jetzt in einer wüsten Vermischung von Hassbriefen mit anonymen Blogs und ironischer bis mitunter durchaus »böser« Kritik eine Glosse bastelt, ist das journalistischer Pfusch, sehr freundlich formuliert. Da geht es nur noch darum, kritische Menschen in einen Topf mit Hasspredigern zu werfen. Jede Form von Kritik zu verunglimpfen. Allen miteinander wird ohne Unterschied ein »Aggressionspotential« attestiert, »das sich im Schutz der Anonymität ungehemmt entfalten darf«. Man kann etwa dem Gmundl-Blog schon mal vorwerfen, daß die eine oder andere Wortwahl schräg ist; daß zwischen den Diskutanten oder in Richtung Politik manchmal ordentlich geholzt wird. Aber »ein ungehemmtes Aggressionspotential«? Nichts von dem, was ich bisher im gmundl-Blog gelesen habe, überschreitet den Rahmen des Zulässigen. Keine Ahnung, was Brandner so liest. Aber wenn Brandner das mit den Aggressionen ernst meint, könnte ich ihm mit selbem Recht vorwerfen, daß seine Glosse »hetzerisch« ist. Was ich ausdrücklich nicht mache. Sie ist vor allem dumm, doppelbödig und nicht korrekt recherchiert.

Denn da ist noch eine journalistische Auffälligkeit: der Vorfall, den er zum Anlaß seiner Tirade nimmt, hat mit Haß oder Aufhetzung überhaupt nichts zu tun. Da der Öffentlichkeit bis heute nicht bekannt gegeben wurde, wer da eigentlich was beschlossen hat, was der genaue Anlaß war, habe ich mich ein wenig schlau gemacht. Der Anlaß war ein anonymes Schreiben an den neuen Bürgermeister (das scheinbar auch an andere Leute zwecks Kenntnisnahme verteilt worden ist), dessen Inhalt von den Personen, mit denen ich sprach und die es kannten, vor allem als geschmacklos und saublöd bezeichnet worden ist. Im Prinzip eine Aneinanderreihung von wenig lustigen Beschimpfungen. Angeblich kein Vergleich zu den Briefen, mit denen Köppl bombardiert worden ist. Die sollen teilweise wirklich grauenvoll gewesen sein. Das eine ist so wenig in Ordnung wie das andere.

Nun soll man solche Beschimpfungsbriefe auch nicht kleinreden und herunterspielen. Die gibt es leider. Das hat mit den modernen Medien nichts, aber schon gar nichts zu tun. Dieser Mist kam und kommt mit der Schneckenpost. Allerdings war der Bürgermeister, ein Neuling im Fach, schwer schockiert. Ich kann das nachvollziehen. Mir ging es nicht besser, als ich das erste Mal in einen »Shitstorm« geriet. Das war nicht einfach nur ein saudummer Brief. Vor einigen Jahren hatte ich im Standard einen Artikel gegen Kampfhunde geschrieben. Nicht nur, daß eine erbitterte, teils tatsächlich haßgesättigte Online-Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern von Kampfhunden losbrach, die sich über viele Tage und mehr als 1.200 Postings hinzog, wurde auch mein Mailkonto zugemüllt. Da waren Sachen vom Feinsten dabei: von Ohrfeigen, über Hunde auf mich hetzen bis hin zur Vergasung in einem, leider, leider nicht mehr existierenden KZ, wurde mir so ziemlich alles angedroht. Gutes Gefühl war das keines. Aber man lernt damit umzugehen. Als ich in meinem Roman »Sonnenfinster« auch das Heim der SS-Organisation Lebensborn in Oberweis literarisch verarbeitete, bekam ich die Morddrohung direkt ins Haus. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, sie mir persönlich unter Umgehung der Briefpost direkt ins Fach zu werfen. Auch nicht besonders angenehm. Macht ein mulmiges Gefühl. Ein paar weitere, ziemlich bedrohliche Unappetitlichkeiten erspare ich der Leserschaft an dieser Stelle. Psychopathen gibt es leider auch immer und überall.
Auf jeden Fall wurde dann von den Gemeinderäten (dem Gemeinderat?) beschlossen, daß man solche Briefe an den Bürgermeister verurteile. Ein typisches Politritual. No-na-net, dafür wird man sein. Für Differenzierung bleibt in einer solchen Stimmung natürlich kein Raum mehr. Wobei es auffällig ist, daß man bis heute weder den Beschluß noch den Anlaß öffentlich gemacht hat, damit die Bürger sich selbst ein Bild machen können, worum es eigentlich geht. Auch ich bin da auf unüberprüfbare Aussagen angewiesen.

Die Vermischung von Denunzianten, anonymen Hetzern und »Blog-Leitern« (wer immer das sein soll), die Blog-Wart Brandner hier betreibt, ist schauderhaft. Daß er auf entsprechende Einträge auch im Online-Forum der OÖN verweist, sagt ohnehin alles. Was hindert die OÖN daran, sowas nicht freizuschalten? Es ist halt so: vielen Zeitungen sind die Kosten für eine Kontrolle der Postings zu hoch, außerdem wollen sie natürlich sehr wohl die Klick-Raten auch der Verhaltensoriginellen generieren, denn da geht es um Werbeeinnahmen. Eine wirtschaftlich fundierte Doppelmoral.

Herr Brandner spielt das Spiel der Mächtigen. Diese ganze Aufregung hat vor allem ein Ziel: jede Art von Kritik als »hetzerisch«, »denunzierend« oder gleich als »hasserfüllt« in Mißkredit zu bringen. Klar, denn nachdem sich neue Medien entwickelt haben, funktioniert das alte Spiel der Macht nicht mehr so gut. Es hilft nicht viel, wenn in den Lokalmedien nicht recherchiert, nicht aufgeklärt, nicht kritisiert wird; wenn die Journalisten sich ausschweigen über den Mißbrauch der Macht. Denn es gibt neue Medien, die diese Lücke füllen. Sie sind dabei nicht immer perfekt, es gilt auch noch viel zu lernen. Gerade der von Brandner so gern denunzierte gmundl-Blog ist ein Musterbeispiel für einen Lernprozeß, wie jeder unvoreingenommene Leser leicht feststellen kann, wenn er die Beiträge der letzten zwei Jahre überfliegt. Aber solche Blogs erschüttern das Meinungsmonopol von meinungslosen Meinungsmachern. Darum geht es nämlich im Kern dieser Auseinandersetzung.

Wenn schon von Haß die Rede ist. Besonders groß ist immer der Haß derjenigen, die sich selbst geknebelt haben auf jene, die sich nicht knebeln lassen. Es ist der Neid der Gefängnisinsassen auf die in Freiheit Lebenden. Denn die Insassen ahnen, daß die Mauern imaginäre sind, von ihnen selbst errichtet. Das ist nichts Neues und gab es immer schon. Der Selbstgeknechtete liebt die Freien und die Freiheit nicht. Lies nach bei Ringel. Seien wir daher froh, daß Brandner seinen Frust mit einer mißratenen Glosse – hoffentlich nachhaltig – abbauen darf. So wie wir alle froh sein sollten, daß mitunter halt auch Verhaltensgestörte Briefe und Postings absondern. Online natürlich besonders gern. Ich halte beides – mißlungene Glossen und depperte Postings – für positiv im Sinne der demokratischen und gesellschaftlichen Hygiene. Solange die Hunde bellen, beißen sie nicht. Mein Mitleid mit einem bestimmten Typus von Schreibenden, die um ihre Jobs fürchten, hält sich sehr in Grenzen. Sie selbst haben nämlich jene Lücken im öffentlichen Diskurs verursacht, die jetzt von Bloggern genutzt werden. Diese Blogs spiegeln eine Stimmung in der Gesellschaft wider, die vorhanden und real ist, während die Lokalpresse noch eng umschlungen mit den Mächtigen ein letztes Tänzchen, einen l’amour-Hatscher auf der schon sinkenden Titanic, aufs Parkett legt. Hauptsache, die Bordmusik spielt.

 


Lokalzeitungen und Diskussionskultur?

Ein Gastkommentar von innenstädter

Leserbrief zur Glosse der OÖN ”Anonymer Hass” vom 25.3.2o15

Sehr geehrter Herr Brandner !

Mit Interesse habe ich Ihre Glosse in den OÖN vom 25. 3. gelesen, in der Sie sich über anonyme Postings im Internet-Forum ”Gmundl” beklagen. Sie meinen, durch diese “….gehe die Diskussionskultur vor die Hunde “.
Herr Brandner, Sie können beruhigt sein: DIESE Gefahr besteht nicht! Denn die Diskussionskultur ist in Gmunden schon längere Zeit nicht mehr vorhanden – kann es nicht sein, weil es nämlich keine Diskussion mehr gibt.
Diskussion setzt Bereitschaft, ja den Wunsch voraus, über die Ideen anderer nachzudenken. Und die Größe, manchmal einzusehen, daß diese besser sind als die eigenen. Diese Eigenschaft hat das Gmundner Rathaus seit 1998 immer mehr verloren.

Beispiele gefällig?
Die drei Monsterprojekte Seetunnel, Seebahnhofhotel und Straßenbahn.
Statt EHRLICHE und RECHTZEITIGE Information und Einbeziehung zu bieten, wurde die Bevölkerung mit einem Konglomerat aus Nichtinformation und Indoktrinierung überhäuft – die mangelnde Diskussion(sbereitschaft ) ging jeweils von ”oben” aus!

Verschärfend wirkt(e) dabei die traurige Rolle der Medien in Gmunden:
Die OÖN bieten keine kritische Lokalberichterstattung. Von der unsäglichen Trivialität der beiden Gratisblätter und der beiden Lokal-TV-Sender ganz zu schweigen. Statt ausgewogener Information findet man dort nur Hofberichterstattung, die wahrscheinlich wirtschaftlich erzwungen wird.
Wenn die Politik Grüppcheninteressen vertritt, statt jene der breiten Mehrheit und die Medien dies decken, wird die Demokratie mit Füßen getreten!
In dieser Situation ist für Gmunden die Existenz des Internet-Forums “Gmundl” ein nicht hoch genug einzuschätzender Glücksfall.

Ich genieße die interessanten , gut geschriebenen und Insiderwissen verratenden Berichte seit Jahren täglich. Sternstunden dabei die “pulitzerpreisverdächtigen” Kommentare Herrn Amons!
Nicht zu wissen, wer hinter dem Blog steht, stört mich dabei keinesfalls – ja, vielleicht würde die Kenntnis der Personen sogar ablenken.
Ich bin an den INHALTEN interessiert!

Und was schließlich die von Ihnen beklagte Aggressivität der Poster betrifft:
Die Gmundner Lokalpolitik seit 1998 treibt halt vielen Gemeindebürgern die Wut in die Adern!
Mir auch!

Mit freundlichen Grüssen

innenstädter


 

 

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