Wahlkampf-Manipulationen

Liebe Leserleins!

Woran merkt man, dass Wahlen nahen? Daran, dass vermehrt Politiker mit Spaten durch die Gegend wuseln? Oder mit Klippklapp-Scheren? Erstere fürs Spatenschaufeln, zweitere fürs Bändchendurchschneiden. Beides natürlich völlig überflüssige Tätigkeiten, die nur die Projektkosten erhöhen und uns die immer gleichen Bilder der immer gleichen Politiker bescheren. Aber das meinte Ihre Babsy jetzt nicht.

Nein, ich meine die geradezu wie eine Landplage wuchernden Meinungsumfragen zum Stand des Ankreuzerl-Verhaltens der Bürgerleins. Da wir im Blog hier uns aber auch der Aufklärung der Bürgerleins verpflichtet fühlen, soll ich also heute hier ein paar Zeilen schreiben, damit sich herumspricht, welcher Blödsinn da verbreitet wird.

Man nehme letzte Umfragen, die in diversen Zeitungen aufgetaucht sind. Man wundert sich über die unterschiedlichen Ergebnisse. Ihre Babsy wundert sich nicht. Nehmen wir eine Umfrage der Krone von Anfang April zu den OÖ-Wahlen im Herbst. Da wird mit grossen Balken in einem Diagramm gezeigt: 42 – 44 % ÖVP, 21 – 23 % SPÖ, 17 – 19 % FPÖ, 9 – 11 % Grüne, 4 -5 % Neos, 2 – 3 %Andere.

Und was sagt uns das? Nix! Das Sample von 603 Befragten entspricht einer Umfragegenauigkeit von +/- 4 %. Auf Nichtmathematisch: die Zahlen können in einem Bereich von insgesamt 8 Prozentpunkten schwanken. Konkret ist das Ergebnis also: 39 – 46 % ÖVP, 18 – 25 % SPÖ, 16 – 23 % FPÖ, 6 – 13 % Grüne, 2 – 9 % Neos, 0 -4 % Andere.

Nach dieser Umfrage wäre also auch das folgende Ergebnis möglich: 39 % ÖVP, 18 % SPÖ, 23 % FPÖ, 13 % Grüne, 7 % Neos.
Oder eine andere Variante: ÖVP 46 %, SPÖ 25 %, FPÖ 16 %, Grüne 6 %, Neos 2 %, Andere 5 %.
Das kann man jetzt beliebig durchspielen. Es zeigt sich: die Umfrage hat null Aussagewert. Es ist alles möglich: ein kleine Niederlage der ÖVP. Eine SPÖ, die etwa dort landet, wo sie schon bei der letzten Wahl (disaströs!) gelandet ist, und doch mit einem blauen Auge davon kommt. Eine stagnierende oder stark verlierende FPÖ. Grüne, die völlig abgesandelt sind. Neos bedeutungslos.
Möglich aber auch: eine herbe Niederlage für die ÖVP, ein neuer Tiefpunkt für die SPÖ, ein Triumpf von Blau und Grün, ein Achtungserfolg für die Neos.

Die Zahlen sagen: die FPÖ kann zweitstärkste Partei werden und die SP deutlich hinter sich lassen. Es kann aber auch genau umgekehrt sein. Undsoweiter undsofort!

Die veröffentlichten Umfragezahlen sind schlichterdings wertlos. Aber natürlich kann man solche Zahlen nicht veröffentlichen. Also wird halt im Rahmen der Bandbreite irgendetwas geschätzt, mit dem man in die Öffentlichkeit geht. Hier liegt dann die Manipulation. Man kann der Leserschaft signalisieren: wenn alle schön brav laufen, kann die ÖVP ihre Stimmen halten. Man kann der SPÖ signalisieren: ihr habt keine Chance, ihr werde nur noch dritte, egal, wieviel eure Leute laufen. Man kann auch die Botschaft an die Wählerleins bringen: Neos wählen ist sinnlos, weil die keine Chance haben. Auf Basis der gleichen Zahlen könnte man auch behaupten: wählt die Neos, die schaffen das, wir haben sie bei sicheren 7 oder 8 %.

Also liebe Mitmenschen: wählt das, was euch plausibel und vernünftig vorkommt. Wählt keine Partei(en), die euch seit Ewigkeiten verarschen. Vor allem: wählt nicht taktisch auf der Basis von „objektiven“ Umfragen. Ihr – und wir alle – haben keine Ahnung, was am Wahltag wirklich geschehen wird. Wählt das, was halbwegs eurer Überzeugung entspricht und glaubt keiner Umfrage, die ihr nicht selbst gemacht habt. Und vor allem: nicht nur ihr schwindelt bei Umfragen – das machen fast alle.

Bei Umfragen immer schauen: wer hat sie in Auftrag gegeben? Wer veröffentlicht die Zahlen? Welcher politischen Partei steht das Umfrageinstitut nahe? All das gibt Aufschluss darüber, was von einer Umfrage zu halten ist.

Die Zeitungen haben etwa ein grosses Interesse, in Wahlkämpfen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu publizieren. Das steigert Aufmerksamkeit und Auflage, das gibt die griffigeren Schlagzeilen. Es muss also nicht immer das Interesse ein Partei sein – auch der Journalismus hat Eigeninteressen, eben die Aufmerksamkeit, die Einschaltquoten oder Auflagen steigert.

Interessant ist auch, dass in der Berichterstattung die erhobenen sogenannten „Rohzahlen“ so gut wie nie veröffentlicht werden. Diese „Rohzahlen“ zeigen, wieviele Leute sich tatsächlich auf eine bestimmte zu wählende Partei festgelegt haben. Man sieht auch diejenigen, die sich noch nicht entschieden haben. Man könnte dann auch nachvollziehen, wie die Unentschlossenen oder sich nicht Deklarierenden auf die Parteien aufgeteilt werden. Das würde allerdings die Spielchen mit den Wählerleins erschweren. Nehmen wir nur die obigen Zahlen. Bei oft bis 30 % Unentschlossenen und Nicht-Deklarierten würde das heissen, das von 602 Befragten in der Krone, sich nur 486 deklariert haben. Wenn man nun die Neos mit angeblich 4 – 5 % annimmt, bedeutet das, dass sich zwischen 20 und 24 Personen deklariert haben. Wenn hier nur eine kleine Abweichung beim Sample vom Durchschnitt der Bevölkerung vorliegt, braucht es nur fünf oder sechs Personen, um die Umfrage total zu verfälschen.

Das also zur statistischen Wahrheit von Wahlumfragen. Vergesst die Umfragen, liebe Wählerleins, schaltet lieber das eigene Hirn ein!

Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl


 

 

Eine Antwort

  1. „Traue keiner Meinungsumfrage, die Du nicht selbst gefälscht hast“ sagte einmal ein berühmter Meinungsforscher

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