Reger Regio-Briefwechsel

Heute:
Ein Regio(naler) Briefwechsel
Kurzkommentare

Liebe Leserleins!

Wer diese Woche die neueste Ausgabe der Grünen Stadtzeitung „Brennnessel“ gelesen hat, ist auf einen Brief von Karl Kammerhofer gestossen, der an einen nicht namentlich genannten „Publizisten und Schriftsteller, der in Wien und Gmunden lebt und arbeit“ gerichtet war. Dieser namenlose Autor ist, unsere Blog-Leserleins – und nicht nur sie – werden ihn kennen, Michael Amon, der auch für uns hin und wieder (freundlicherweise unentgeltlich) Kommentare schreibt.

Da der isoliert erschienene Brief Kammerhofers für manche nicht klar verständlich sein könnte, haben wir bei Herrn Amon rückgefragt. Er hat uns nun zwei Briefe an Karl Kammerhofer zur Verfügung gestellt. Der erste ist jener Brief, auf den Kammerhofers Brief in der Brennnessel antwortet. Der zweite Brief ist die Antwort Amons auf Kammerhofer. Der Schriftwechsel fand im März/April d. J. statt.
Auf den Abdruck des Schreibens von Karl Kammerhofer haben wir verzichtet. Man kann es in der BRENNNESSEL und auf der Homepage der Grünen nachlesen (hoffentlich, derzeit ist dort nur die Dezemberausgabe 2012 zu finden).
Die uns von Herrn Amon zur Verfügung gestellten Briefe (mitsamt einer kurzen Einleitung von Amon) wurden von ihm um alle privaten und persönlichen Bemerkungen bereinigt, auch Nebensächliches wurde entfernt und Flüchktigkeitsfehler, wie sie in Emails vorkommen, ausgebessert. Wir wünschen viel Vergnügen bei dieser Lektüre, die sich von der Regio bis hin zu allgemeinen Fragen der Menschheit erstreckt.

Des weiteren bringen wir heute ein paar Kurzkommentare von Leserleins.

Einen schönen Sonntag noch!

Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl


 DER BRIEFWECHSEL

Statt eines Gastkommentars: Michael Amon an Karl Kammerhofer

Es seien mir ein paar einleitende Worte zu diesem Briefwechsel erlaubt. Vor allem aber eine Liebeserklärung der besonderen Art an Karl Kammerhofer.

Ich liebe ihn für seine Originalität, seinen Ideenreichtum, seine Beharrlichkeit und für seine menschliche Loyalität. Ich liebe ihn für die Möglichkeit, mit ihm in aller Freundschaft auch heftige Kontroversen auszutragen. Und ich bin ihm dankbar für seine von Herzen kommende Freundschaft. Es stimmt mich traurig, daß ein kleiner Kreis der Gmundner SPÖ nicht in der Lage war, mit einem notorisch Unangepaßten umzugehen. Für alle, die es nicht wissen: wir kommen beide aus der selben nicht mehr existierenden Elite-Nachwuchsorganisation der SPÖ, wenn auch mit einem Jahrzehnt Alterunterschied und haben uns erst in Gmunden kennen gelernt. Er fehlt der Sozialdemokratie, und ich hoffe, die Grünen verstehen es besser, seine Fähigkeiten für sich und zum Wohle dieser Stadt einzusetzen.

Die folgenden Briefe erschließen sich einfacher, wenn man obige Zeilen mitdenkt. Sie sind weder „buchreif“ noch druckreif formuliert, sondern in der Eile des Tages niedergeschrieben. Ich ersuche daher, eventuelle sprachliche Ungenauigkeiten zu entschuldigen. Ich habe sie um der Authentizität willen nicht ausgebessert.

Lieber Karl!

(…) ob die Bim wirklich knuddelig ist … Aber: was mich am meisten ärgert, ist die unglaubliche Feigheit. Die werden sich nie im Leben trauen, die Innenstadt zu sperren. Das wäre nämlich notwendig.
Gleichzeit machen sie halt schon auch Wahnsinnstaten. Es nutzt ja nix, es gibt nun mal Autoverkehr. Ich frage mich schon, wie man jetzt nach der Sperre der ÖBB-Kreuzung nach Pinsdorf kommt – was nutzt die Linie 3, die fährt auch durch teils menschenleeres Gebiet und zeitweise eben gar nicht. Die Leute werden weiterhin (auto)fahren, aber jetzt ein paar Kilometer mehr. Ökologischer Unfug, der hier getrieben wird.
Es nutzt ja auch nix: wenn ich ein Packerl bekomme, muß ich auch in die Hauptpost hinein, da gibt es nur einen Weg – quer durch Stadt und Graben. Die Poststelle der Gemeinde in der Annastraße hat nur einen eingeschränkten Postbetrieb. Solange dort nicht Vollbetrieb ist (aber das geht bei Postpartnern gar nicht), solange nicht alle auf dieser Seite der Traun alle Pakete dort holen können, werden die Leute durch die Stadt fahren müssen. Über die Außenumfahrung zur Post zu fahren – also ehrlich, das ist ja auch ökologisch ein Wahnsinn.
Wir zerstören leider die ganzen kleinräumigen Strukturen. Für mich wäre das beste System: E-Busse, klein, flexibel, plus Sperre der Innenstadt. Aber dann wirklich ein E-Bus-Netz, mit dem man auch wo hin kommt. Mit der Bim kommst nirgendwo hin.
(…)
Liebe Grüße und viele Windmühlen
Michael

Die Antwort Kammerhofers darauf ist jener Brief, der in der Zeitschrift der Grünen (Brennnessel) veröffentlicht worden ist.

Darauf dann wiederum meine Antwort:

Lieber Karl!

(…)
Im Grundsatz gebe ich Dir was den Autoverkehr betrifft eh recht.
(…)
Daß vermutlich ein Grossteil der Fahrten in die Stadt unnötig ist, kann schon sein. Aber ein kleiner Widerspruch: wir können nicht alle Leute aufs Fahrrad zwingen. Und es gibt Pakete, ich weiß es aus eigener Erfahrung, die bringst nicht aufs Fahrrad rauf. Außerdem verlangt Fahrradfahren eine hohe Leidensfähigkeit: bei jedem Wetter radeln, ist halt nicht jedermanns Sache. (…) die Fahrrad-Manie der Grünen geht mir schwer auf die Nerven – mindestens so, wie die fanatischen Autofahrer. Die einen verpesten mich mit Abgasen, die anderen düsen mindestens so rücksichtslos auf den Gehsteigen herum, wie manche Autoraser (auf der Straße). In Wien kannst Du auf vielen Gehwegen, wo auch ein Radweg drauf ist (gelb abgegrenzt), kaum noch gehen, weil die Radlfahrer wie die Irren herumrasen. (…)

Wie die Zukunft aussehen wird, das weiß ich nicht. E-Busse: ja. E-PKW: glaube ich nicht. Benzin-Kutschen: Ende absehbar, selbst wenn sie noch was finden, was das weitere 50 Jahre ermöglicht. Aber Fracking (mal abgesehen vom Irrsinn dieser Fördermethode) kommt jetzt schon an seine Grenzen was die Fördermöglichkeiten betrifft. In 10 bis 15 Jahren ist das ausgelaugt. Wenn die Chinesen ordentlich Autofahren dann noch schneller. Insofern halte ich es für ein Gerücht, daß der Höhepunkt des Autobestandes 2017 erreicht sein wird. Angesichts der Tatsache, daß die Chinesen gerade ihre Fahrräder wegwerfen und Autos kaufen, wirds das nicht spielen. Daß der Autobestand hierzulande ab 2017 zurückgeht, bezweifle ich. Zumindest am Land wird es das nicht spielen. Weil die öffentlichen Verkehrsmittel nicht gut genug sind.

Die Millionen für die Regio wären besser dafür ausgegeben, daß die Gmundner Buslinien ausgebaut werden, öfter fahren, nachts mehr fahren etc. (Mit kleineren Bussen, eh klar.)
Die werden eine Lösung für das Auto finden, die der Autoindustrie noch einmal vierzig oder fünfzig Jahre Zeit gibt. Irgendwas mit Strom oder Wasserstoff. Ohne Autoindustrie ist unsere derzeitige Gesellschaft am Ende. Die kapitalistische Ökonomie würde zusammenbrechen, dagegen war die jetzige Finanzkrise eine Kleinigkeit. Immerhin stecken im Auto (mit allem Drum und Dran) ca. 25 % unserer Wirtschaftsleistung. Wenn das wegfällt, haben wir nicht 10 % sondern europaweit 20 – 25 % Arbeitslosigkeit. Dann spielts Granada. Es ist ein Irrsinn, aber es ist leider so: der Kapitalismus hängt (wie ein Junkie an der Nadel) seit 120 Jahren am Öl und seit den 1950er-Jahren zusätzlich am Auto.

Dazu kommt ja noch der Flugverkehr. Einmal abheben entspricht – so habe ich mal wo gelesen – 30.000 bis 40.000 Autostarts. Dazu Ozonproblem etc. Ich glaube nicht, daß unser heutiges Verständnis von Mobilität und Reisen die nächsten 50 Jahre überlebt. Vielleicht wird man Reisen sogar kontingentieren müssen (André Heller hat das mal so formuliert). Oder wie soll man sich das vorstellen: 1,4 Milliarden Chinesen und 1,6 Milliarden (prognostiziert) Inder fahren quer durch die Welt auf Urlaub? Da siehst die Sonne nicht mehr am Himmel, wenn die alle herumfliegen (von den nötigen Energiemengen rede ich da gar nicht).
Reisen in der momentanen Form wird es irgendwann nicht mehr geben können – oder wir schrumpfen die Menschheit auf 1 Milliarde herunter, dann gehts vielleicht. Nur: wie geht Herunterschrumpfen?

Ich sehe das insgesamt sehr pessimistisch: 10 Millarden Menschen sind einfach zu viel Leute. Wir haben ein massives Überbevölkerungsproblem. Egal wie „ökologisch“ wir leben.
Auch das ganze „moderne“ Konzept der Trennung von Arbeits- und Wohnsphäre ist auf Dauer nicht haltbar. Denn dadurch entsteht erst massiver Verkehr. Der extreme Freihandel: ökologisch ein Irrwitz. OK, wenn es um Gold oder so geht, also um Güter, die man weltweit einsetzt, aber nur in wenigen Gegenden findet. Aber warum man im Februar Äpfel aus Chile nach Europa einfliegt, hat mir noch niemand schlüssig erklären können. Die Regio-Tram wird weder die Welt noch Gmunden retten. Ich halte den Mensch – wie schon Arthur Koestler – für einen Irrläufer der Evolution. Die Gattung Mensch wird ebenso aussterben wie 98 % aller bisherigen Arten. Ich habe kürzlich in einem Artikel (für DIE ZUKUNFT, das Diskussionsorgan der SPÖ) geschrieben: “ Wir können mehr verursachen, als wir an Wirkungen kapieren.“ That’s it. Was kratzt mich da die Frage Regio oder E-Busse???? Wir sind ohnehin zu blöd, um die Folgen sowohl des einen wie auch des anderen abschätzen zu können.

Die Sonnenenergie kann unser Energieproblem bei 10 Milliarden Leuten auch nicht lösen. Ein deutscher Physiker hat das durchgerechnet: bei einem Wachstum von 2 % jährlich und einer angenommenen Energieffizienz von 100 % (unrealistisch!!!) ist in ca. 700 Jahren die Erdoberfläche gänzlich mit Sonnenkollektoren bedeckt. Grenzenloses Wachstum gibt es eben nicht.

Der Mensch ist eine hoffnungslose Angelegenheit. Da hilft nur noch Humor und die Welt nicht immer ganz ernst zu nehmen.

lg
Michael


Identitätssuche

Längeres Einsterkasterl von Tarantella

Wie den Medien zu entnehmen ist, ist Vzbgm. Dickinger auf Identitätssuche.
Nein, nicht bezüglich seiner Person, sondern er sucht nach der Identität Gmundens.
Seiner Meinung nach habe sich Gmunden bis heute nicht so richtig eindeutig positioniert, sei von allem ein bisschen etwas- Universitätsstadt, Kurstadt (Welche Kur eigentlich?), Keramikstadt,… – quasi nicht Fisch, nicht Fleisch. Sein Vorschlag wäre, Gmunden solle sich primär auf die Rolle als Keramikstadt konzentrieren.

Dabei gäbe es doch eine viel naheliegendere Idee: Die Regio! Gmunden, die Regiostadt, das wäre einzigartig und unverwechselbar, so etwas gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Und man könnte den Zug noch zusätzlich mit innovativen Einfällen aufpeppen und ihn so zum absoluten Touristenmagneten machen !
Z.B.Eintrag ins Guiness -Buch der Rekorde beantragen als Zug mit den wenigsten Fahrgästen oder als rollendes Kaffeehaus durch die Gegend fahren lassen (damit könnte man zugleich den Verlust des Wiener Cafes kompensieren).
Eine andere Option wäre, Filmregisseure und -produzenten auf die Regio aufmerksam zu machen, wäre bestens als Kulisse für Gruselfilme (“Der Geisterzug” / “der Zug des Grauens” o.ä.) geeignet!
Eventuell könnte man auch Kombitickets anbieten: Zug + gratis Eintritt in Schloss Orth (1x Umsteigen in Bummelzug bei BH), Zug + Seilbahn (kurzer Fußmarsch vom Seebahnhof zur Grünberg-Talstation) oder man könnte eine Ticket- Lotterie veranstalten -alle gekauften Tickets gelten als Lose (hohe Gewinnwahrscheinlichkeit!!!) Hauptgewinn: 1 Jahreskarte für die Regio.
Ja, Möglichkeiten gäbe es viele, aber ihr von gmundl und eure Leser haben sicher auch einige gute Ideen, wie man Herrn Dickinger bei der Identitätsfindung für Gmunden behilflich sein kann.


Zwei Gmundner Wohnzimmer!

Sehr kurzes Einserkasterl von Traunseewiener

Dazu wollt ich nur sagen, für mich ist mein Gmundner Wohnzimmer tagsüber noch immer das Brandl, und das seit Schulzeiten Und Abends das Kulturkaffee, da habts ihr recht! Das ist das Abendwohnzimmer!


 Wie gross noch?

Einserkasterl von dj ösi

Auf dieser Site kann man die Förderberichte von 2006-2013 des Land OÖ finden.

http://www2.land-oberoesterreich.gv.at/internetfoerderbericht/Start.jsp?SessionID=SID-82FC8655-DE24CA61

Unter “Dienstleistungen->Straßen- und Wasserbau, Verkehr->Schienenverkehr->Eisenbahnen->Förderung von Privatbahnen” kann man -neben vielem anderen- die Förderungen für die “Lokalbahn Gmunden – Vorchdorf AG” nachschlagen.

Man muss bedenken, dass die Fördergelder von Gmunden-Vorchdorf/Lambach-Vorchdorf und Vöcklamarkt-Attersee zu summieren sind. Diese gehören alle zur
” Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft m.b.H.”

Man stellt sich die Frage, ob der ländliche Raum nicht preiswerter und besser mit öffentlichem Verkehr zu versorgen wäre.

Wie groß muss die Budgetnot noch werden, bis man über effizientere und effektivere Lösungen nachdenkt?


Und heute ein neues Sujet aus der Reihe „Ich freu mich … „. Der Wettbewerb geht weiter! Wegen der regen Beteiligung haben wir uns entschlossen, zwanzig Preise zu vergeben: je einen Schwarzfahrer-Ausweis für die Regio-Tram. Dann ist es mit den Leerfahrten endgültig vorbei!
Man beachte übrigens den nicht mehr ganz so vollen Farbton der Haare – Alfred E. Neumann wird doch nicht frühzeitig graue Haare bekommen wegen all des Kummers mit der Regio?

ich_freu_mich_waggon_allein

 

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