Rote Dämmerung und rote Dämlichkeiten

Heute:
Bruno Beinhart über Rotes und Erröten

Liebe Leserschaft!

Wenn Instinkte angeboren sind, was ist dann Instinktlosigkeit? Angeboren oder einfach nur Abgehobenheit? Und was davon trifft auf den Linzer Bürgermeister Luger zu? Der gute Mann hat geheiratet. Soll sein. Ist sein gutes Recht. So wie es sein gutes Recht ist, rund 300 Leute einzuladen. Geschmacklos dagegen ist es, die Gäste aufzufordern, statt Geschenken lieber Bargeld auf den Gabentisch des Hauses Luger zu legen. Da sind dann rund 24.000 Eurönchen zusammen gekommen. Bar aufs Tischerl oder in den Klingelbeutel. Die erschnorrten Kröten sind jetzt Thema einer sommerlichen Erregung. Mit Recht!

Luger erklärt, er habe ja nur gute Freund eingeladen, also keine Rede von Bestechung oder Begünstigung. Das glauben wir ihm gerne. Weniger glauben wir, dass jemand 300 gute und enge Freunde hat. Das klingt schon sehr merkwürdig. Wenn man mich fragt: im engen Famlienkreis zu sagen, liebe Leute, kauft mir nicht irgendeinen Plunder, den ich nicht brauche, dann ist das ok. Dafür gibt es dann Hochzeitslisten. Und dass die Eltern ein wenig Geld statt Sachspenden springen lassen, ist auch nicht ungewöhnlich. Etwa bei jungen Paaren, die sich gerade neu einrichten, Haus bauen oder Wohnung kaufen. Aber bei Luger kann von einem jungen Paar keine Rede sein. Mehr als kleine Aufmerksamkeiten zur Verehelichung sind nicht angebradcht. Der Mann und seine Angetraute müssen ja in ihrem Alter keinen neuen Hausstand mehr gründen. 300 Leute, von denen unmöglich alle gute und nahe Freunde sein können, zu einer Bargeldspende für den Bau des Lugerschen Traumhauses in Kroatien aufzufordern, ist also ziemlich abgeschmackt. Aber das ist noch gar nicht der eigentliche Kritikpunkt.

Hätte Luger gesagt: liebe Eingeladene, ich bin ein sehr, sehr gut bestallter Bürgermeister einer grösseren Stadt, ich brauche weder Geschenke noch Bargeld, ich habe längst, was ich zum Leben brauche, aber macht mir eine Freude, anstatt Geschenken für mich, die ich nicht brauche, bitte spendet das Pinkepinke der Volkshilfe oder dem Arbeitersamariterbund – kein Mensch hätte sich aufgeregt. Es wäre eine nette Geste am Beginn eines neuen Lebensabschnitts gewesen. Aber ein bestens bezahlter Bürgermeister, der seine Hochzeitsgäste um Bargeld anschnorrt, das ist ein Unding. Instinktlos. Und abgehoben noch dazu.

Denn der Mann verdient fast 200.000 Euro brutto im Jahr. Allein sein Urlaub- und Weihnachtsgeld macht netto rund 24.000 Euro aus. In etwa das, was er bei seiner schrägen Spendenaktion eingenommen hat. Hat der Mann das nötig? Und wie sehen seine durchschnittlichen Wähler das? Wer von denen bringt eine Hochzeit zusammen, auf der die Gäste vierundzwanzig Tausender hinblattln? Immerhin in etwa das Nettojahreseinkommen eines durchschnittlichen unselbständig Erwerbstätigen in Österreich! Ein Betrag den der Herr Bürgermeister wie erwähnt allein mit Urlaub- und Weihnachtsgeld kassiert. Der Linzer Bürgermeister ist sich nicht zu gut, sich einen zusätzlichen 13. und 14. Gehalt als Hochzeitsgabe zu erbetteln. Für ein Traumhaus in Kroatien, von dem seine Stammwählerschaft bestenfalls träumen kann. Die braucht nämlich ein gutes Jahrzehnt für jenen Betrag, den der Bürgermeister in einem Jahr heimträgt. Kein Wunder, wenn die SP-Funktionäre keine Lust haben, sich für einen solchen Schnorrer dann im Wahlkampf die Hacken abzulaufen. Dämlichkeit kommt vor der Dämmerung. Ist es das, wofür die Sozialdemokratie steht? Abgehobenheit und fehlender Instinkt? Einfach hirnlos? Hirnlose Abgehobenheit? Er sollte erröten, der Herr Luger. Polititsch und im Gesicht. Die Farbe stünde ihm gut. Und die 24.000 gleich an die Kinderfreunde, den Samariterbund oder die Volkshilfe überweisen. Sich ein wenig genieren wäre auch angebracht. Und sich dann bei seinen Wählern entschuldigen. Aber da können wir lange warten. Diese Leute sind derart weit weg von den normalen Menschen, die denken sich nichts, wenn sie ihre Raffzähne ausfahren.

Da passt es gut, wenn gerade eine von der ÖVP beauftragte Umfrage veröffentlicht worden ist. Die ÖVP verliert zwar saftig, bleibt aber stärkste Partei. Vielleicht unter 40 %, vielleicht knapp 40 %. Die Grünen bekommen ein oder zwei Prozenterln dazu, eh viel, angesichts der Untätigkeit von Rudi Ratlos Anschober. Die FPÖ überholt die SPÖ eindeutig, ca. 10 Prozentpunkterln mehr als bei der letzten Wahl. Und die SPÖ? Dämmerung! Nach dem Verlust von 15 Prozentpunkten bei der letzten Wahl, gehen jetzt weiter fünf bis sechs verloren. Eindeutig dritter Platz hinter der FP. Kaum noch zu ändern. Aber wahrscheinlich wird man uns dann erklären, es sei ein grosser Erfolg, dass man nicht mehr 15 sondern nur noch 5 % verloren habe. Und ein dritter Platz sei bei Olympischen Spielen immerhin noch eine Bronze-Medaille. Dämmerung. Dämlich. Abgehoben. Instinktlos. Ist die SPÖ noch zu retten?

Zum Low-Patka noch ein Wort. Natürlich wird es nicht einfach einen Koalitionswechsel zur FP hin geben, wenn die ÖVP die SP in der Zahl der Mandatare überholt. Nicht weil die ÖVP nicht will. Oder weil der Low-Patka da einen Genierer hätte. Nein. Sondern es wird deshalb kein Schwarz-Blau aus dem Stand heraus geben, weil der Strache nicht so dumm ist, ohne Neuwahlen in eine Regierung zu gehen. Immerhin kann er unter Umständen die FP sogar zur stärksten Partei machen. Da wäre er schön blöd, den Fehler von Haider zu wiederholen, und als stärkerer Partner in die Vize-Position zu gehen. Der Mann mag alles Mögliche sein, aber blöd ist er nicht. Er wird nicht so wie Haider der ÖVP die Räuberleiter machen.

Bruno Beinhart f. d. Team Gmundl


 

 

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