Fluchtbewegungen

Heute:
Eine Entschuldigung
Bruno Beinhart über Fluchtbewegungen

Liebe Leserschaft!

Zuerst müssen wir Asche über unser Haupt streuen. Zur Kultur hier im Blog gehört es auch, Fehler einzugestehen. Das ist Teil unserers Selbstverständnisses und unserer Glaubwürdigkeit. Denn trotz grosser Bemühungen geschehen natürlich auch bei uns Fehler. Selten aber doch. Meist Kleinigkeiten. Aber gestern war es ein riesengrosser Fettnapf.

Zur Erhellung schicken wir eine kleine Beschreibung voraus. Wie wir Gastbeiträge redaktionell behandeln.
In den meisten Fällen werden Gastkommentare so gedruckt, wie sie einlagen. Höchstens grobe Rechtschreibfehler werden korrigiert. Oder offensichtliche Schreibfehler. Manchmal bessern wir einzelne Sätze aus, weil sie zu lange sind. Oder aus anderem Grund unverständlich. Wir achten dabei immer darauf, Stil und Eigenart des Textes nicht zu verändern. Die grosse Headline stammt meist von der Redaktion. In Summe halten wir es so wie die professionellen Redaktionen. Es gibt auch Kommentatoren, die uns den Text schicken und dazu sagen, wir sollen ihn irgend wie in lesbare Form bringen. Auch das geschieht nur mit einem Mindestmass an Eingriffen. Manchmal werden von uns auch Aussagen oder Behauptungen entfernt, wenn sie presserechtlich problematisch sind. Oder in unverhältnismässiger Art auf Privates eingehen. Der grosse Unterschied zu den Profiredaktionen: wir können oft nicht rückfragen, ob unsere Korrekturen in Ordnung gehen. Weil wir oft nicht wissen, wer sich hinter einem Pseudonym versteckt. Auch die Emailadressen sind nicht immer „echt“ und brauchbar.

Beim gestrigen Gastkommentar von Gneisser ist uns ein besonders dummer Fehler unterlaufen. Einer, der uns so noch nie geschehen ist. Wir wissen zwar, wer sich hinter dem Decknamen verbirgt. Aber wir haben nicht rückgefragt, weil für uns alles klar war. Die Informationsquelle bzw. der Kommentator/die Kommentatorin ist immer extrem zuverlässig. Der Fehler liegt bei uns.
Wir haben zwar einen sehr privaten Hinweis so entschärft, dass niemand betroffen und erkennbar ist. Aber dabei ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir haben einen Satz in den Überlegungen über die ÖVP falsch interpretiert. Beim nochmaligen Lesen können wir nur sagen: er war im Rahmen des Kontextes wirklich missverständlich formuliert. Inhaltlich schien uns die Sache höchst glaubwürdig, angesichts der Probleme mancher Parteien, in ausreichender Zahl Kandidaten zu finden. Wir haben den Fehler im Laufe des Vormittags entdeckt und sofort korrigiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte erst ein sehr, sehr kleiner Teil der täglichen Leserschaft auf den Kommentar zugegriffen. (Darum bleiben wir auch im Allgemeinen und wiederholen die falsche Passage hier nicht. Das wäre doch stark sinnwidrig.)
Wir wollten jedenfalls niemandem persönlich zu nahe treten, der mit Wahl und Kandidatur nichts zu tun hat. Wir bedauern unseren Fehler und entschuldigen uns bei den Betroffenen. Es war nicht unsere Absicht, jemanden in einer schwierigen Lebenslage zusätzlich zu belasten.
Gleichzeitig bitten wir um Nachsicht. Wir arbeiten völlig unentgeltlich, der Aufwand für den Blog ist gross. Wir haben im Laufe der letzten drei Jahre rund eineinhalbtausend Blogbeiträge und Kommentare veröffentlicht. Ein schwerwiegender Fehler entspricht einer Fehlerquote von 0,0006 Prozent. Da liegen wir um Grössenordnungen besser als die „Profis“ in den grossen Redaktionen. Das ist zwar kein Trost, aber ein Zeichen, dass wir wirklich sehr genau arbeiten. Aber wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht. Auch wenn man noch so sorgfältig vorgeht.

Bruno Beinhart und Team Gmundl


Fluchtbewegungen

Nun haben wir es amtlich: die Zustände im Flüchtlingslager Traiskirchen sind jenseits des Vorstellbaren, jenseits der Humanität, jenseits der rechtsstaatlichen Gebote. Das ist eine Schande. Nicht für die Österreicher, sondern für jene Politik, die diese Zustände verursacht. Zuvorderst die Innenministerin, die sich immer mehr als unguided missile entpuppt. Diese Frau gehört längst aus ihrem Amt abberufen. Wegen Unfähigkeit. Oder ist es Böswilligkeit? Oder eine undurchschaubare, wirre politische Taktik? Jetzt hat die Dame was Neues entdeckt. Nach Zelten. Nach Containern. Aufblasbare Plastikhallen! Man könnte im Dialekt fragen: is die alla z’Haus? Auf jeden Fall ist sie die beste Wahlhelferin der FPÖ. Ein durchaus lösbares Problem wird zu einer unlösbaren Herkulesaufgabe hoch stilisiert.

Wozu all die Zelte, die Container und jetzt noch aufblasbare Hallen? Wir haben jede Menge leerstehende Kasernen. Die zu adaptieren ist mehr als nur klug. Wir werden nämlich mit dieser Problematik noch sehr viele Jahre zu tun haben. Da helfen keine Übergangslösungen. Man sollte endlich ehrlich genug sein, der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken. Wir werden auf viele Jahrzehnte mit dem Ansturm von Flüchtlingen aller Art zu rechnen haben. Klammern wir mal die politischen Flüchtlinge, also die „echten“ Asylanten aus. Wir werden auch in Hinkunft mit grossen Flüchtlingswellen aus Schwarzafrika rechnen müssen. Die prognostizierte Zunahme der Bevölkerung am afrikanischen Kontinent ist massiv: von 1,2 Milliarden auf 4,4 Milliarden bis zum Ende des Jahrhunderts. Wer da glaubt, man könne durchtauchen, bis die Fluchtwelle vorbei ist, ist ein Träumer. Es wird vieler Massnahmen bedürfen. Und es wird immer sehr viel Geld kosten. Egal welche Lösung man wählt: ein paar Millionen nach Europa lassen – ein Tropfen auf den heissen Stein, wenn man ehrlich ist. Europa militärisch gegen den „Ansturm“ verteidigen? Abgesehen von den ebenfalls enormen Kosten, wie soll das funktionieren? Die Leute abknallen, die Boote versenken? Ja, klar, würde man so vorgehen, würde der Flüchtlingsstrom bald verebben. Die Frage ist nur, ob das eine Lösung ist, die mit den europäischen Grundwerten vereinbar ist. Auch wenn manche mit einer solchen Lösunge sympathisieren mögen, sie wäre das Ende der europäischen Idee. Bleibt als letzte Möglichkeit: viel Geld in Afrika investieren, damit die dort endlich wirtschaftlich auf die Füsse kommen. Allerdings hat diese Methode in den letzten 50 Jahren jämmerlich versagt. Die traurige Wahrheit ist, solange Afrika nicht selbst erwacht, solange seine Bevölkerung sich nicht gegen die eigenen Potentaten wehrt, seine eigene „Revolution“ macht, wird das nichts. Auch Europa musste durch die Wirren von Kriegen und Revolutionen gehen (und muss es vielleicht wieder), um zu einem sozialen, humanen Gemeinwesen zu kommen (das heute durch neoliberale Spinnereien wieder gefährdet ist).

Öffnen wir endlich die Kasernen. Verwenden wir die Flüchtlingsprobleme doch dazu, auch gleich ein wenig die österreichische Arbeitslosigkeit zu verringern, indem wir die Polizei von der Verwaltung und Abwicklung befreien. Wir brauchen keinen Assistenzeinsatz des Bundesheeres, sondern einen Assistenzeinsatz der Arbeitslosen.

Kurz zur Gmundner Situation.
Es ist dem neuen BM Krapf hoch anzurechnen, dass er sich vom zumindest seltsamen Verhalten der örtlichen FP nicht ins Bockshorn jagen lässt. Der Verdacht ist nicht unbegründet, dass auch hier in Gmunden die FP versucht, aus dem Versagen der Bundes- und Landespolitik in Sachen Asyl & Flüchtlinge politischen Profit zu schlagen. Besonders klug ist das nicht. Denn die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist gross. Angesichts der Meldungen und Bilder wird immer mehr Menschen klar, dass wegschauen und abweisen nicht weiter hilft. Weder den „Alteingesessenen“ noch den Flüchtlingen. Es ist gut, dass die örtlichen Politiker der anderen Parteien hier Flagge gezeigt haben. SP-Dickinger hat sich ebenso klar deklariert wie Grün-Bors und Stadtlisten-Löcker. Dass ein Schub von Flüchtlingen völlig ohne Vorankündigung und ohne Vorinformation der Stadtpolitik und des Bürgermeisters erfolgt, ist eine der Facetten des Versagens der Innenministerin, aber auch der Landespolitik. Sich auf die Gemeinden auszureden, ist billig und falsch. Die und die lokale Zivilgesellschaft funktionieren, wenn man nicht wie in Traiskirchen Elendsquartiere und Massenlager schafft. Es ist sehr fraglich, ob die FPÖ in Gmunden aus diesem Thema wirklich Kapital schlagen kann. Der Versuch als solcher ist aber nicht besonders fein. Auf diese Art sollte man nicht um das Amt des Bürgermeisters kämpfen. Die paar Zusatzstimmen sind es nicht wert, das Klima zu versauen. Da sollte man in der örtlichen FPÖ noch einmal gründlich nachdenken, ob man auf dem richtigen Dampfer ist.

Bruno Beinhart f. d. Team Gmundl


 

 

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