Heute:
Bruno Beinharts Rundschau
Lärmstadt Gmunden
Bürger oder ÖVP?
Liebe Leserschaft!
Langsam trudeln die Listen mit den Kandidaten und Kandidatinnen der Parteien ein. Wir werden berichten und kommentieren.
Dafür gibt es einen bedauerlichen Rückzug zu vermelden. Elisabeth Rumpf, Urgesteinin der Grünen, hat nicht nur ihre Gemeinderatsfunktion zurückgelegt, sondern die Grünen verlassen. Was für die einen ein Generationswechsel war, scheint für andere ein tiefer Riss zu sein, der durch die Grünen geht. Denn es ist ja nicht so, dass auf den vorderen realistischen Plätzen nur Jungspunde gereiht wären. Von Frau Bors über die Herren Kienesberger und Kammerhofer bis hin zu Herrn Bors sind da ja durchaus Menschen von etwas gesetzterem Alter auf der Grünen Liste unterwegs. Am Alter wird es also wirklich nicht gelegen sein, dass Frau Rumpf keinen Platz mehr fand bei der Listengestaltung. Da gab es tiefgreifende Differenzen: „… dies ist nicht mehr die Parteigruppe, die ich über Jahre getragen habe.“ So Frau Rumpf in ihrer Austrittserklärung. Die Stadt Gmunden und die Bevölkerung verlieren damit eine engagierte und furchtlose Kämpferin für Frauen- als auch Grün-Themen. Die Grünen und die Stadt verlieren eine, die sich nicht scheute, Missstände beim Namen zu nennen und Korruption auch als Korruption zu bezeichnen. Wie immer man in einzelnen Fragen auch zu ihr gestanden haben mag: Eine Unbequeme hat die Politik verlassen. Ihre bohrenden Fragen werden fehlen.
Meine kurze Bemerkung zur Lärmgestaltung in Gmunden hat ein unerwartet grosses Echo gefunden. Hier ist tatsächlich eine tiefgreifende Diskussion notwendig. Die Reaktionen zeigen es. Wir bringen heute zwei Kommentare, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Wir bleiben dran an diesem Thema. Mal sehen, ob auch eine der kandidierenden Listen sich traut, endlich gegen die Umweltverschmutzung durch Lärm und öffentliche Besäufnisse aufzutreten. Von der Lokalpresse darf man sich hier nicht viel erwarten. Die OÖN feiern die tolle Partylaune und beweisen einmal mehr, dass auf lokaler Ebene die vierte Kraft als Kontrollmechanismus ausfällt. Unser Hinweis auf den kommerzialisierten Lärm war nicht grundlos. Die OÖN sind „Medienpartner“ des Krawalls am Rathausplatz gewesen. Hier eine kritische Berichterstattung zu erwarten, ist naiv. Die kommerziellen Interessen stehen gegen das Prinzip der journalistischen Distanz. Wie soll man eine kritische Auseinandersetzung mit Dingen führen, die man selbst medial betreut? Wie gesagt: die schrankenlose Kommerzialisierung …
Nur um nicht missverstanden zu werden: Unterhaltung darf sein. Muss sein. Aber alles an seinem Platz. Techno & Co. wurden einst in Grossbritannien von den Jugendlichen erfunden. Aus Geldmangel. Sie gingen in leerstehende Fabrikshallen. Mit Kommerz hatte das damals nichts zu tun. Das war ursprünglich eine konsumkritische Bewegung. Jetzt dient das alles nur dem Ruhigstellen der Generation Praktikum. Und grosse Teile dieser Generation bemerkt nicht, wie sie betrogen wird. Ich kann das sagen. Mich treiben nämlich viele meiner Altersgenossinnen und -genossen mit ihren oft unreflektierten Verhaltensweisen zum Wahnsinn. Zum Glück gibt es auch andere. Aber die treiben sich nicht besoffen am Rathausplatz herum.
Wir stellen fest, dass immer mehr Redakteure der herkömmlichen Printmedien offenbar regelmässige Leser unseres Blogs sind. Und sich hier ideenmässig bedienen. Bis hin zu ganzen Gedankengängen und Formulierungen. So zuletzt am gestrigen Sonntag der Chefredakteur des OÖ-Kuriers, Josef Ertl, der fast wortwörtlich unsere Argumentation in Sachen Hochzeitsbettelei des Linzer-SP Bürgermeisters Luger übernahm. Bis hin zu unserem Hinweis, dass ein Spendenauftruf für soziale Zwecke wohl angebrachter und adäquater gewesen wäre. Es freut uns auf jeden Fall, dass wir eine solche Wirkungsmacht entfalten. Daran erkennt man echte Opinion-Leader.
Für uns Hitzeverächter könnte es eine gute Woche werden. Das nächste Wochenende könnte wieder vernünftige Temperaturen aufweisen. Die Hoffnung stirbt erst nach dem letzten Schweisstropfen.
Bruno Beinhart f. d. Team Gmundl
Die gestrigen Videolinks haben nicht bei allen Usern funktioniert. Wir haben das inzwischen (hoffentlich) korrigieren können.
Unter Kandidaten
Ein „entre nous“ als Einserkasterl
Lieber Herr Ing. Kassmannhuber, lieber Reinhold,
es ist ja schön, dass ihr das Parteiprogramm der Neos gelesen habt und die Punkte “Transparenz” und “Bürgerbeteiligung” abgeschrieben habt, aber was ihr nicht gelesen habt: Niemand, der sich bei NEOS engagiert, muss “Parteimitglied” sein oder werden! Wir sehen uns als echte Bürgerbewegung und das österreichweit.
Viel Erfolg im Kampf gegen die Windmühlen!
Lärm und so
Ein Einserkasterl von Ursula Reischer
Völlig überflüssiges Feuerwerk!! Allerdings scheint die Lautstärke die ” Qualität” übertünchen zu sollen. Noch nie war es SO laut. Eine Zumutung für die Bevölkerung. Und die “Musik” detto. Beschämend. Cui Bono?? Volksbelustigung jedes we am Stadtplatz??
Liebe Grüße U. C. Reischer
Kleine Lichter
Ein Gastkommentar von Poli-Ticker
Gute Ideen lassen sich nicht mit „Allohol“ konservieren …
Zum Kommentar von Bruno Beinhart spätabends, vor dem Schlafengehen noch angemerkt:
Die einstig gute und stimmungsvoll zum Ambiente Gmundens passende Idee des Lichterfestes wurde nicht nur im ausufernd langen, in die Nacht hinein wabernden Krach der „Musikdarbietungen” ertränkt, sondern auch in jeder Menge dargebotenen Alkohols für Bürger aller Alterschichten.
Das Lichterfest mutiert zusehends zu einem Besäufnis mit Feuerwerk – umrahmt von Musikdarbietungen, über deren Qualität es sich tatsächlich mehr als streiten ließe.
Vor allem die jüngeren Generationen (für die das Land OÖ, der LH-Joe und seine wie der Chef ebensolchen RatlosLandesräte [jeden Couleurs] im Land ja jede Menge politische Konzepte für deren Zukunft haben – das ist zynisch gemeint 🙂 …. wenn nicht das Geld des Landes bereits restlos ausgegeben wurde … wie man hört…),
…. ja vor allem die Jungen nehmen diesen Event zum Anlass, sich niederzukübeln. Um dann lärmend bis 4 Uhr Früh in den Sonntagmorgen hinein die Stadt „zu beleben“.
Aber selbstverständlich wird den zwei Hofberichterstattungs-TV-Kanälen (deren Berichte eher in solch letztere gehören, als gesendet zu werden:..), ja da werden diese „TV Stationen” mit vom Steuerzahler geblechten Spots in den nächsten Tagen garantiert amtlich darüber berichten, welch „ach so doller Erfolg“ denn das Ganze nicht war.
Wer am Samstag Abend gegen 23.30 Uhr sich die Szenerie des Rathausplatzes mit zugemüllten Plastikbechern angesehen hat, der weiß, dass hier in der Stadt niemand und schon gar nicht die Politik weiß, wie es denn wirklich weiter gehen soll.
Dass die Straßenbahn an diesem Abend stillgelegt in der Remise ruhte, obwohl sie (ein Bissl Hirn und konzeptive Vorfeldüberlegen vorausgesetzt) Tausende vom Bahnhof in die City bringen hätte können, lässt sich nur mit zwei Ursachen erklären:
Variante a)
Planerische Hirnlosigkeit was die Besucherströme versus Parkplatzsituation betrifft …. und/oder
Variante b)
Betriebswirtschaftliche Ignoranz.
Denn es wird ja bereits jetzt das Straßenbahndefizit dem Betreiber, (sozusagen in den H…… hineingeschoben), von der Politik ausgeglichen. Und das jedes Jährchen … solange es die Bim noch gibt.
Nachher kommt der Zugtatzelwurm und das auszugleichende Defizit wird um Eckhäuser größer. Und daher die Freude in der Kassa bei der Sternenfirma umso heller sein.
Also wozu denn an diesem einen Lichterfestl-Abend eventuell ein Bissl ein G’schäft mit vollen Straßenbahnen machen?
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Ja – die Lage ist hoffnungslos, aber absolut unumkehrbar 🙂
Ein Hoffnungsschimmer als letzter Widerschein des Lichterfestes könnte eventuell Herrn Bürgermeister Krapf ja doch an diesem Abend als Erleuchtung aufgegangen sein:
Nämlich, dass es so mit Gmunden mittelfristig gesehen, und mit solchen „Sauf-&Krawall-Events” auch nicht weiter gehen kann.
Prost und Augen zu.
Jetzt gemma schlafen.
Das, was die Politik im Land und in der Stadt zwischen den Wahlen und obskuren Zugmonsterprojekten ja ohnehin andauernd macht!
Schlechte Politik abwählen!
Ein Gastkommentar von Marge Lila
Bürgerinitiativen werden kaum aus Jux und Tollerei gegründet. Ein solcher Schritt erfolgt in einer Notwehrsituation. Bürger sehen, dass ihre gewählten Vertreter weitreichende Entscheidungen treffen, die von sehr vielen Menschen als falsch empfunden werden. Sie wissen, dass die Bevölkerung in jedem Fall die finanziellen Folgen tragen muss und meist auch die städtebaulichen oder gesellschaftlichen Konsequenzen. Das Engagement in einer solchen Initiative bedeutet für die Bürger einen hohen Zeitaufwand, meist auch das Einbringen privater Mittel und – was oft am schwersten fällt – das offene Einstehen für deren Überzeugungen und gegen die vorherrschende politische Linie. Diese Menschen setzen sich nicht nur persönlichen Angriffen aus, sondern nehmen in vielen Fällen auch das Risiko geschäftlicher Nachteile auf sich. Gneisser und Heidinger können doch nicht allen Ernstes glauben, dass irgendjemand dies auf sich nimmt, um irgendeiner Partei einen Vorteil zu verschaffen? Also ganz ehrlich, DIESE Vermutungen sind entweder realitätsfremd, blauäugig und naiv oder die beiden sind die geborenen Verschwörungstheoretiker.
Ich bin überzeugt davon, dass es gerade diese Initiativen von „unten“ sind, die Bewegung in die verkrusteten Strukturen unseres Systems bringen. Systeme ändern sich nun einmal nicht von innen heraus. Ohne Druck von außen passiert nichts. Diese leidige Erfahrung machen wir föderalismusgeplagten Österreicher schon seit vielen Jahren. Es waren schlussendlich auch Bürgerinitiativen die Zwentendorf verhindert und die Hainburger Au gerettet haben. Der Druck von „unten“ kann viel verändern, auch wenn die Bagger schon vorfahren oder das Atomkraftwerk schon fix und fertig ist. Wenn sich eine Bürgerinitiative einer Wahl stellt, dann eröffnet sie auf demokratische Weise den Wählern auch die Möglichkeit schlechte Politik abzuwählen. Wenn Gneisser und Heidinger dieses Engagement der B.I.G. nun als reine Strategie zum Machterhalt der ÖVP in Gmunden sehen, dann liegen sie sicher falsch.
Übrigens, Heidingers wirkungsvolles Engagement in dieser Sache konnte ich bis dato noch nicht erkennen. Mir ist unklar, warum er – da er doch von sich behauptet zu wissen wie es geht – nicht auf seinem Weg gegen die Durchbindung der Bahn aktiv geworden ist.
Sicher werden auch viele bisher bürgerliche Wähler diese Bürgerinitiative im September wählen; aber nicht nur diese! Es ist nun einmal so, dass die ÖVP Gmunden in den letzten Jahren schwer enttäuscht hat. Auch der neue Bürgermeister hat als Gemeinderat bewiesen, dass er sich nicht gegen falsche Entscheidungen ausspricht. Er hat mit seiner Zustimmung immer alles mitgetragen.
Aber eines ist klar, in der Kommunalpolitik geht es nicht um Ideologien und Parteizugehörigkeiten. Es geht ganz einfach (oder eben auch schwer) darum, den Menschen hier ein gutes Umfeld zu schaffen und die Stadt zukunftsfit zu machen. Ich finde es erfreulich, dass parteiunabhängige, gescheite und tüchtige Menschen, die offensichtlich kein Problem damit haben für ihre Überzeugungen offen einzustehen, dazu beitragen werden.
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