Heute:
Babsy über die Weltlage in Gmunden
GK von Robert über The day after
GK von Traunseewiener über faule Ausreden
GK von Marge Lila über Lachen und Weinen
GK von Hans Heidinger über „Leistungen“ der Grünen
GK von Hugo von Wald und See über SP-Gmunden
GK von Gerechtigkeitsliebende über Abstrafung
GK von Besorgte Gmundner über die Zeche
GK von Zweifler über Wahlbeteiligung
Liebe Leserleins!
Gmundens nachdenklichere Bürger befanden sich am Montag in Schockstarre. Der Kater am Morgen danach war im Ort zu spüren. Die einen waren ob des Schocks verkatert, dass eine ÖVP, die Gmunden seit Jahrzehnten versaut hat, mit einer geschickten Strategie und einem strahlenden Spitzenmann nicht nur das Ärgste verhindern konnte, sondern einen satten Wahlsieg einfuhr, an dem es nichts zu rütteln gibt. Das kann man nicht nur mit der „Dummheit der Gmundner Wählerschaft“ erklären. Greift einfach zu kurz, auch wenn man es sich gern so erklären würde.
Die anderen hatten einen Kater, weil sie zu viel gefeiert und etwas zu tief ins Glas geschaut haben. Einer jener, die wohl dank legalem Drogenkonsums in nicht ganz nüchternem Zustand ihrer Stimmung auch noch auf Facebook Ausdruck geben mussten, hat dabei ein Lehrbeispiel für politische Dummheit abgeliefert. Dummheit: Da ist ihre Babsy noch zurückhaltend in der Wertung. Es würden mir weitaus deftigere Ausdrücke einfallen. Dieser geistige Flachwurzler und Kleinstgeist hat in seinem Triumpfrausch gepostet:
„Spiel – Satz – Sieg !!! 6:0 6:0 6:0 Bravo Stefan Krapf – ein klarer Sieg und Auftrag – trotz Bürgerliste ( 6 Jahre Chaos bleiben uns erspart) und Gmundl – Schmierfink (ala Bombenbauer Franz Fuchs) – schöner könnte das Ergebnis nicht sein ! „Gut, Rechtschreibung ist natürlich Glückssache, aber dieser Dummdenker könnte seinen Parteichef Krapf, im Zivilberuf Französischlehrer, mal fragen, wie man „ala“ schreibt, nämlich „à la“. Aber wer im Siegesrausch ist, ist nicht zimperlich, gell!
Von einem solchen Politdodel als „Schmierfink“ bezeichnet zu werden, ist für unseren Blog eine Ehre, auch wenn die Wortbedeutung fernab von allem ist, wofür wir hier stehen. Denn dieser famose Denker weiss einfach nicht, was dieses Wort heute bedeutet. Laut dem „Deutschen Wörterbuch der Umgangssprache“ von Heinz Küpper (Klett-Verlag, 1997) wird dieses Wort seit Ende der 1950er-Jahre für Leute verwendet, die „speziell aus der Zeit des Nationalsozialismus stammende Parolen oder Symbole auf Kirchen, Ehrenstätten und Gräber aufbringen“. Der Mann weiss also nicht, wovon er in seinem Siegestaumel lallt. Dass diese Art des Triumphierens nichts Gutes von der neuen ÖVP-Mehrheit erwarten lässt, sei angemerkt. Aber vielleicht kann der neugewählte BM Krapf seinen Parteifreund an den Ohren ziehen und ihm klarmachen, dass dies nicht der angekündigte, neue und offene Umgang mit Andersdenkenden ist. Dass dieser Oberdolm uns mit dem Bombenbauer und Mehrfachmörder Franz Fuchs auf eine Stufe stellt, sagt alles aus über die geistige Potenz dieses Herren. Sagen wir so: der Mann ist offenbar im Denken des Jahres 1934 verhaftet. Er hat eine Freikarte für den Besuch des Parlamentsklubs der ÖVP gewonnen – zwecks Besichtigung des dort noch immer hängenden Bildes von Dollfuss, dem Dikator und Arbeitermörder. Aber jetzt, da die Bundes-ÖVP meint, sich an Herrn Orbán anlehnen zu müssen, kann das Bild gleich hängen bleiben. Vielleicht im monatlichen Wechsel mit dem FP-Parlamentsklub, die haben jetzt ja auch den Herrn Orbán entdeckt.
Aber kommen wir zu Wichtigerem. Wir diskutieren im Team derzeit sehr intensiv, wie wir mit diesem Blog weitermachen sollen. Nach der intensiven Phase vor der Gemeinderatswahl, die uns seit gut einem Jahr beschäftigte, muss der Blog sich neu aufstellen. Die bisherigen Streitthemen wurden von der ÖVP weitgehend entsorgt. All das Gerede rund um Hotelbauten auf der Toskana oder sonstwo, ist derzeit Larifari. Es fehlt an Geld und Investoren. Es fehlt ein umfassendes Konzept, wie man ein solches Hotel rentabel machen könnte. Es fehlen gerichtliche Entscheidungen über den Rückkauf des Seebahnhof-Geländes. Es feht die Frage an die Bevölkerung, wie die zu einer Neunutzung des Toskana-Areals steht. In diesen Fragen ist noch für einige Zeit mit Stillstand zu rechnen.
Natürlich wird man jetzt einmal ganz intensiv die Frage nach der wirklichen Finanzlage von Gmunden stellen müssen. Da wird man dann bald sehen, wie ernst die ÖVP es mit mehr Transparenz und Mitsprache der anderen Listen und Parteien hält. Denn die Stadtfinanzen sind in weit schlechterem Zustand, als bisher eingestanden. Manche schwarzen Löcher noch völlig unerforscht (die Vereins-KG der Gemeinde etwa). Auch in der Regio-Frage ist das letzte Wort, nämlich das eines Höchstgerichts, noch nicht gesprochen. Hier wird also weiterhn einiges an Öffentlichkeit zu schaffen sein.
Auch werden die anderen Parteien und Listen ihre Kontrolltätigkeit und damit auch ihr Profil schärfen müssen. Das gilt in besonderem Masze für Grüne und SPÖ, letztere wurde geradezu zertrümmert. Wir werden die Neuaufstellung kritisch begleiten. Auch die BIG wird jetzt Mut brauchen und zeigen müssen, dass sie die geweckten Erwartungen nicht enttäuscht. Dann kann es in sechs Jahren völlig anders aussehen. Hier ist ein langer Atem gefragt. Und nochmals: sechs Jahre Legislaturperiode sind demokratiepolitisch ein Wahnsinn.
Wir überlegen jedenfalls, den Blog mehr als bisher auch überregional auszurichten, da die Beschränkung auf Gmundner Ereignisse und Probleme den heutigen Fragestellungen nicht mehr voll gerecht wird. Also ein wenig mehr den Blick über den Gmundner Tellerrand riskieren. Auch unter dem Aspekt, die geistige Enge Gmundens, die auch von vielen Gmundnerleins oft schmerzhaft empfunden wird, zu überwinden, ein Zeichen gegen Kleingeistigkeit und enges Denken zu setzen, das es als parteiübergreifendes Symptom quer durch die Politlandschaft gibt. Einen Gegenpol gegen die satte Selbstzufriedenheit zu setzen, das ist etwas, was diese Stadt dringend braucht.
Eerlauben Sie, liebe Leserleins, Ihrer Babsy noch ein paar Worte zum Wahlausgang.
Es gab einige Anzeichen, dass die ÖVP trotz ihres jahrzehntelangen Versagens noch einmal ungeschoren davonkommen könnte. Krapf machte eine ausgesprochen gute Figur, auch wir finden, dass er etwa die Diskussion im Rahmen der Wahlfahrt ziemlich gut gemeistert hat (auch wenn er bei Fragen nach der Vergangenheit „geschwommen“ ist). Den angeblich besten Rhetoriker der Stadtpolitik, Dickinger, liess er ziemlich schlecht aussehen. Sein anständiger und kluger Umgang mit dem Flüchtlingsproblem hat ihm viel Ansehen gebracht, auch in jenem katholischen Milieu der ÖVP, das ihm eher skeptisch gegenüber gestanden ist. Auch die Bevölkerung hat den unaufgeregten Umgang mit dem Flüchtlings- und Asylantenproblem offensichtlich honoriert. (Wenn die Gmundner ÖVP sich endlich in Richtung einer weltoffenen Stadtpartei entwickeln würde, im Sinne etwa der einstigen Wiener ÖVP unter Erhard Busek und dem Schriftsteller Jörg Mauthe, würde das Gmunden endlich in die Neuzeit katapultieren.)
Die Wahlzeitung der ÖVP war exzellent gemacht, sprach alle denkbaren potenziellen Wählergruppen mit einem auf sie zielenden Thema an und konnte diese Themen offenbar auch glaubwürdig darstellen. Es ist gelungen, der Wahlsieg untermauert das, den Neubeginn glaubhaft zu machen. Nun wird man sehen, ob das ernst gemeint war und umgesetzt wird. Hier wird BM Krapf den Übermut mancher kleingeistiger Parteigänger (siehe oben) zügeln müssen, um diesen Vertrauensvorschuss nicht sofort wieder zu verspielen. Es darf kein Zurück zu den schlechten Köppl-Jahren geben. Das ist nicht nur eine Frage des Klimas, sondern auch des praktizierten Denkens und des realen Umgangs – nicht nur mit den anderen Parteien, sondern auch gegenüber der Zivilgesellschaft. Die hat nämlich, trotz ÖVP-Sieges, ein mächtiges Lebenszeichen von sich gegeben. Der Erfolg der BIG zeigt dies ebenso deutlich wie der Erfolg dieses Blogs (allein von Freitag bis Montag hatten wir rund 5.000 Aufrufe!).
Die SPÖ wird sich neu erfinden müssen. Daran führt kein Weg vorbei. Sonst fliegt sie beim nächsten Mal völlig aus dem Stadtrat hinaus. Ein Zustand, in dem die Grünen jetzt die nächsten sechs Jahre verharren müssen. Auch wenn man sich dort jetzt die Niederlage schön zu reden versucht, weil die ÖVP in ihrem Programm viele grüne Forderungen übernommen (sprich abgeschrieben) hat. Die Tatsache, dass die schwach aufgestellte Landespartei in Gmunden deutlich mehr Stimmen holen konnte, als die Ortspartei, sollte sehr, sehr nachdenklich stimmen. Auch wir im Team glauben, dass die fatale Fixierung auf Regio mitsamt Ignorierung der Rodungen am FJ-Platz bei markanten Teilen des grünen Stammpublikums nicht gut angekommen sind.
Bedauerlich ist, dass die Neos es, wie befürchtet/erwartet, nicht in den Gemeinderat geschafft haben. Die mehr als 5 % in Gmunden für den Landtag zeigen ein Potential, das nicht gehoben werden konnte. Der Abschied der Stadtliste aus dem Gemeinderat war erwartbar und wurde von uns auch richtig vorhergesehen. Diese Liste hat sich überlebt und ist nun zurecht Geschichte.
Man kann jetzt nur hoffen, das BM Krapf, den Schwung, den er versprach, auch in die Routine der Legislaturperiode mitnehmen kann. Dass er sich nicht vom „Narrensaum, den jede Partei hat“ (© FP-Haimbuchner), der in der ÖVP besonders gross zu sein scheint, unterbuttern lässt, sondern den besonnen und vernünftigen Kräften der VP ebenso Platz und Raum gibt, wie den Ideen der anderen Parteien und Listen. Krapf steht vor grossen Herausforderungen, man kann nur hoffen, dass er sie meistert. Dazu wird er auch kluge Köpfe aus anderen Fraktionen brauchen. Und ein offenes Ohr für die Bürgerleins.
Ein Teil der Mission dieses Blogs wird es in den nächsten Jahren sicherlich sein, den Erneuerungsprozess Gmundens, seiner Politlandschaft und der Parteien kritisch zu begleiten. Wir haben schon bisher viel bewirkt – u. a. (gemeinsam mit der Zivilgesellschaft) eine massive Änderung der Themenstellung der ÖVP. Auch wenn uns manche Uralt-VPler (siehe wiederum weiter oben) dafür hassen. Der Stadt haben die Interventionen dieses Blogs und in diesem Blog genützt. Es ist nicht ohne Ironie, dass die ÖVP, die uns immer zu ignorieren versucht hat, jetzt gezwungen war, sich viele Ideen und Vorschläge anzueignen, die hier diskutiert worden sind, und sie nun mit ihrer Mehrheit auch noch umsetzen muss.
Es werden spannende Jahre. Denn die alten Probleme sind ungelöst und neue klopfen bereits an die imaginären Stadttore – findet ganz nüchtern Ihre
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
Wahlgedanken am DAY AFTER in Oberösterreich
Ein Gastkommentar von Robert
Nur vordergründig hat die Flüchtlingsfrage eine Rolle gespielt und der FPÖ die Wähler zugetrieben.
in Wahrheit findet seit Jahren ein Vertrauensverlust in die Politik statt, vor allem in das politische System. Dieses ist gezeichnet von einer zunehmenden Entmachtung der Politiker durch die globale Finanzindustrie, man könnte auch Turbokapitalismus, neoliberale Marktwirtschaft usw. dazu sagen. Die Flüchtlingsbewegung hat wieder einmal bewusst gemacht, dass Politiker die Kontrolle über die Ausgestaltung der Gesellschaft verloren haben. Unter dem Stichwort Privatisierung, mehr Privat, weniger Staat, läuft dieser Prozess ab. Die Versprechungen gehen weiter und werden immer lächerlicher. Ich denke nur an die ewigen Zusagen, die Arbeitslosigkeit zu senken, für billige Wohnungen zu sorgen oder das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Beispiele gibt es genug, wer glaubt denn noch was? Nicht nur im Bankensektor, im Gesundheitsunwesen (2-Klassenmedizin), zuletzt der VW-Umweltbetrug, usw. überall laufen die Betrüger mit hohen Gagen frei herum. Jetzt macht die Flüchtlingsbewegung die Lähmung der Politik so richtig deutlich. Logisch, dass Verschwörungstheorien blühen.
Es gibt eine Partei, die vorgibt, Politik zu machen und den Anschein erweckt, irgendwie den Primat der Politik zurückzugewinnen.
Die Wähler wissen, dass die FPÖ genauso korrupt, oder noch viel schlimmer ist als die anderen Parteien. Aber sie haben keine andere Möglichkeit ihren Frust auszudrücken. Das Konzept des Neoliberalismus ist schon längst gescheitert. die Lobbys haben die demokratischen Parteien gekauft, nur die Politiker, im Bund mit den globalen Konzernen, können das noch nicht eingestehen. Die Menschen fühlen den Betrug durch eine machtbesessene Elite und wählen mit geballter Faust. Es ist so typisch: der Begriff „Wutbürger“ wurde von globalisierungskritischen Bewegungen geschaffen. Heute fahren rechtspopulistische Bewegungen die Ernte ein.
Worauf müssen wir uns einstellen?
Die Orbánisierung Europas steht vor der Tür. Orban hat seine Anhänger in der bayrischen CSU, bei der FPÖ und in der ÖVP, um nur einige zu nennen.
Die ÖVP ist im EU-Parlament Teil einer konservativ-christlichen Fraktion und arbeitet dort mit der Partei Orbáns zusammen. Die ÖVP und Orbáns Partei Fidesz sind Mitglied der Europäischen Volkspartei. Die ÖVP, insbesondere unter Schüssel, hat die Fidesz immer gefördert und tut dies bis heute.
Die ÖVP wird die Renationalisierung nicht der FPÖ überlassen, sie kann das selbst viel besser. Beispiele in der Geschichte gibt es genug.
Orbán zeigt seinen Wählern: er handelt wieder politisch, beendet den Weg des Neoliberalismus in Ungarn, nimmt den Kampf mit den Banken auf, enteignet ausländische Grundstückspekulanten usw. Er zensuriert die Presse und lässt sich als Retter der christlich-abendländischen Werte feiern. Die Ungarn sehen es gerne, wenn Grenzen aufgezogen werden, nicht nur gegen die Nachbarn, sondern auch quer durch die Gesellschaft. Ja, das müssen wir auch bei uns erwarten. Denn die Lopatkas und Nissls wissen, was sie tun müssen, um an der Macht zu bleiben.
Die Veränderung der Gesellschaft ist schon weit fortgeschritten. Die politischen Entscheidungsträger erfüllen immer weniger die Erwartungen der Menschen. Wie wir aber unsere Demokratie ausbauen und zu einer Auseinandersetzung mit den tatsächlich Mächtigen kommen, wissen wir nicht. Das werden die Diskussionen und Auseinandersetzungen der nächsten Jahre bis Jahrzehnte zeigen. Vielleicht ist der Aufwind der FPÖ nur eine vorübergehende Mahnung?
Können sich neue Politikformen etwa aus der Hilfsbereitschaft und Solidarität entwickeln? Wir haben nur eine Chance: die Zivilgesellschaft muss aufwachen! Wie das geht müssen wir in vielen Initiativen neu lernen. Wir sind verwöhnt, versorgt, verkonsumiert und haben uns einfach verkauft gegen ein bisschen Konsum, der gar nicht garantiert ist, wie viele jetzt merken.
Die Veränderungen der Gesellschaft sind weiter fortgeschritten, als wir wahrhaben wollen. Das politische System, das sich auf die Sozialpartnerschaft stützt, funktioniert nur solange die Wirtschaft wächst. Da dies nicht mehr geht, nimmt die Korruption zu, und der Wähler ruft nach Ablöse.
Wird Wien dem Trend standhalten? Ich hoffe es und vertraue darauf! In Wien könnte sich wie schon in den 20er und 30er Jahren ein solidarisches System entfalten. Wien war einmal einzigartig im Wohnungsbau (Dienstbotensteuer zur Wohnbaufinanzierung), in der medizinischen Versorgung, bei den Sozialleistungen oder im Schulwesen. Anzeichen dafür sind im Wiener Wahlkampf zu erkennen. Manche tragische Erfahrungen müssen wir leider öfter machen, auch das gehört zur Geschichte.
Faule Ausreden
Gastkommentar von Traunseewiener
“Durch und durch bürgerliche Stadt..:” schreibt Michael Amon in seinem guten Kommentar über Gmunden. Nur ein Detail. Das mag sein. Dennoch wäre das kein Grund, dass nicht auch mal die SP zum Zug kommen könnte (so unbürgerlich ist die ja auch mittlerweile nicht mehr, ob das gut ist, könnte man lange diskutieren…)
Ein Blick in den durch und durch christlichen und fremdenverkehrsorientiert-bäuerlichen Nachbarort Altmünster zeigt jedenfalls auf erfrischende Weise: Es geht! Da liegen tatsächlich ÖVP und SPÖ bzw. der amtierende Bürgermeister Schobesberger und die SP-Kandatin Frau Feichtinger Kopf an Kopf.
Hätte das jemand vor der Wahl prognostiziert, hätte ich ihn gefragt, ober er was geraucht hat, oder auf was er sonst gerade ist …
Dennoch: wenn der/die Spitzenkandidat/die Kandidatin gut ankommt und die andere Partie schwächelt, ist das sichtlich möglich! Noch erfrischender bei einer Wahl, wo landesweit die SP zu gunsten der FP abgesandelt ist!. Also! Keine faulen Ausreden mehr, liebes SP-Team!
Geschätzter Traunseewiener!
Der Auftritt der SP-Altmünster ist auch mir sehr positiv aufgefallen und hat mich erfreut.
Was das „Bürgerliche“ betrifft, schreibe ich ohnehin, daß dieser Begriff längst ad absurdum geführt ist. Ich halte es da mit Bernstein, der einst als „Revisionist“ abgekanzelt worden ist. Er hatte historisch recht: die Aufgabe der Sozialdemokratie war und ist es, aus Proletariern, aus Entrechteten und Armen Bürger zu machen, im Sinne von „citoyen“ und nicht von „bourgeois“.
Das ist eine Daueraufgabe, denn es wachsen immer wieder neue Schichten heran, die als citoyens in unserer Gesellschaft nicht vorkommen. Das „neoliberale“ (ein eigentlich falscher Begriff, es ist Paläo-Liberalismus) System erzeugt immer neue Armutswellen, auch in Europa, auch hier in Österreich. Seien es Flüchtlinge, Asylanten, Alleinerziehende, Prekäre oder gar – wie in Italien und Spanien, aber auch in Rumänien oder Polen – echte Sklavenarbeiter. Die EU und die Sozialdemokratie schauen zu. Die Sozialdemokratie wird sich wieder auch dieser Menschen annehmen und gleichzeitig das Absacken des Mittelstandes verhindern müssen. Das sozialdemokratische Projekt – ich kann es nicht oft genug wiederholen – war immer ein Bündnis von „Armen“ und dem Mittelstand. Man holte die Armen aus der Armut und schützte den Mittelstand vor der Pauperisierung. Dieser Gedanke ist völlig verloren gegangen.
Dieses Projekt war nie ein einfaches. Man denke an die ausgebeuteten bömischen Ziegelarbeiter in Wien („Zieglbehm“). Es gab eine massive Stimmung gegen die zugereisten Böhmen in Wien. Das ging bis hin zur rassistischer Hetze auch innerhalb der SDAPÖ (der schlimmste Spruch war: „Schau, trau, wem, nur kan Judn und kan Behm!“). Sie waren nicht integriert, siedelten im zehnten Wiener Gemeindebezirk (Favoriten), hatten dort ihre eigenen Einrichtungen (letzter Zeuge ist der „Böhmische Prater“ in Favoriten). Trotzdem gelang der Sozialdemokratie der Spagat. Heute findet sich die tschechische Zuwanderung nicht nur im Wiener Telefonbuch als „typische Wiener Namen“, sondern auch in der FPÖ kann man an den Namen die „behmischen“ Vorfahren nicht wenige ihrer Funktionäre als Menschen mit Migrationshintergrund erkennen. Mag die Migration auch schon einige Zeit zurückliegen.
Das Ziel der Sozialdemokratie muss es sein, eine bürgerliche Partei zu sein, die Partei der citoyens und der citoyennes. Das ist etwas ganz Anderes als die bürgerliche Bräsigkeit, die von der ÖVP und anderen angeblich bürgerlichen Gruppen ausgeht.
Mit besten Grüßen
Michael Amon
Zwischen Lachen und Weinen
Gastkommentar von Marge Lila
Lachen und Weinen liegen in Gmunden nahe beieinander
Ich weiß nicht recht, ob ich nach diesem Wahlsonntag lachen oder weinen soll. Da bin ich wirklich etwas zerrissen.
Zum Lachen ist mir schon. Das Ergebnis in Gmunden zeigt uns, dass die unzufriedenen Wähler nicht automatisch zur FPÖ laufen, wenn sie eine kluge Alternative haben. Das macht echt Hoffnung. Die B.I.G. hat das geschafft. Sie hat der FPÖ zwar nicht ihre Stammwähler abspenstig gemacht, aber sie hat den Veränderungswilligen ein respektables Angebot gemacht. Das Wahlergebnis beruhigt mich insofern, als in Gmunden klar wurde, der nationale Kern mit ca. 14 % ist da, aber er wird auch nicht größer. National gesinnte Wähler sind bei der FP beheimatet, alle anderen brauchen die FP nicht, wenn sie auf demokratischem Weg etwas verändern wollen. Da bin ich auf die Gmundner schon ziemlich stolz. Anscheinend sind wir bei dieser Wahl so etwas wie ein „gallisches Dorf“ gewesen.
Was mir allerdings schon ein einige bittere Tränen entlockt, ist die neuerliche absolute Mehrheit der ÖVP. Wer bitte ist wirklich davon überzeugt, dass diese ÖVP sich eine „Belohnung“ verdient hat? Es bekommt dieser Stadt ganz einfach nicht gut, mit absoluter Mehrheit der ÖVP regiert zu werden. Der Blick auf die Bilanz der letzten Jahre sagt ja alles. Können die Wähler keine Bilanzen lesen? Anscheinend.
Wieso bitte ist es SP, FP und den Grünen nicht gelungen ein paar Prozent vom schwarzen Riesen abzuknabbern? Wieso haben die drei Parteien keinen Wahlkampf geführt? Warum diese noble Zurückhaltung bei der Abrechnung mit den schwarzen Kapitalfehlern der letzten Jahre? Da war nichts zu hören. Es wurde nicht um diese Stimmen gekämpft. Wie gelähmt erschienen sie mir, die „Oppositionsparteien“. Der Bürgermeister hat sie mit seinen lächelnden Umarmungen erstickt und sie haben es willig zugelassen. Jetzt wehleidig auf die B.I.G. zu deuten und in deren 10% den Grund für ihren eigenen Misserfolg zu sehen, ist schon reichlich dumm. Die begründete Unzufriedenheit vieler Menschen war zu spüren. Aber eben nicht für Rot, Blau und Grün. Die haben zugunsten der Freundschaft mit dem Bürgermeister auf die Wähler vergessen. Blöd gelaufen. Dass die ÖVP immer im Taktieren etwas tricky ist, das haben die Herrschaften wieder einmal nicht bedacht.
Ein positiver Gedanke zum Schluss: die derzeit eher ratlosen Bundes- und Landespolitiker der ÖVP, SPÖ und der Grünen könnten von Gmunden etwas lernen – eine gute Alternative für veränderungswillige Wähler – dann gibt es kein “blaues Wunder”.
Ich glaube, dass der Wahlkampf der anderen Parteien einfach deshalb schwach war, weil sie alle miteinander bei vielen der Dummheiten mit dabei waren. In der Hotelsache kam es erst zu einem Umdenken, nachdem Gmundner Bürger auf eigene Kosten massiven Widerstand aufgebaut hatten und hier im Blog endlich Klartext geschrieben wurde. Bei der Regio waren SP und Grüne massiv mit dabei, die FPÖ hat (allerdings sehr, sehr bald) die Notbremse gezogen. Die SPÖ war immerhin schlau genug, bei der BM-Wahl gegen Krapf zu stimmen. Man kann schliesslich nicht gegen jemanden zur Wahl antreten, den man ein paar Monate davor noch selbst in die Funktion gewählt hat. Ein gravierender Fehler der Grünen, Krapf damals die Stimme zu geben. Die FP gab sich mit Stimmenthaltung zufrieden. Irgend wie waren alle froh, dass Köppl weg war und mit Krapf ein „klasser Bursch“ ans Ruder kam. Aber wie das so ist: „klasser Bursch“ ist keine politische Kategorie. Die ÖVP hatte den absoluten Willen zur Macht. Der war bei FP, SP und Grünen nicht zu erkennen. Auf diese Art kann man eben keine Wahl gewinnen.
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
„Leistungen“ der Grünen
Ein Gastkommentar von Hans Heidinger
Frage: Welche Leistungen der GRÜNEN in Gmunden(!) hätten es sich verdient, dass man diese Partei wählt?
Mir fällt nach langem Nachdenken eigentlich nur ein, dass sie im Jahr 2011 auf den “Anti-Lacus-Felix-Zug” aufgesprungen sind – etwas früher wie FPÖ und SPÖ – nachdem die Vorarbeit von einigen BürgerInnen mit erheblichem privaten finanziellen Aufwand geleistet wurde.Diese finden sich nun in den Reihen der B.I.G. wieder. Warum wohl?
Die damalige Initiative mit der Korruptionsstaatsanwaltschaft war sicher OK und hätte 1:1 beim Zugprojekt wiederholt werden können.
Ansonsten fällt mir eigentlich nur noch die Aussage vom “Info-Erich” , genannt auch “rosenkavalier”, ein, der die BürgerInnen aufgefordert hat, wenn sie etwas über das Wahnsinnsprojekt SRT wissen wollen, dann sollen sie gefälligst von selbst kommen.
Und sonst? Oh, bald hätte ich´s vergessen: Die Propagandafotos vom “Masten-Otto”!
Aufnahmen aus Großstädten wie Augsburg, Montpellier, Straßburg… um den Gmundnern zu zeigen, wie sich das Wahnsinnsprojekt SRT in der Innenstadt verwirklichen lassen wird. Dabei könnte ich mir vorstellen, dass er aus seinem Beruf heraus schon einmal was von “Photoshop” gehört haben sollte.
Das war´s dann wohl!
SPÖ-Gmunden
Ein Gastkommentar von Hugo von Wald und See
Der Herr Vize Bürgermeister Dr. Dickinger hätte doch ein paar gebildete Leute in seiner Nähe dulden sollen, dann wäre das Ergebnis nicht so schlecht ausgefallen.Wenn er dazulernt und das Team vom Niveau her verbessert, wird es schon wieder werden. Der Verkehrsstadtrat hat sich mit der StVO wirklich nicht auseinandersetzt. Wenn sie sich ein bisserl zusammengerissen hätten, wären die Verluste nicht so groß gewesen. Der Verkehrsstadtrat hat dem Anschein nach nur die Interessen der ÖVP vertreten. Nicht aber die der kleinen Leute. Er hat auch von der ÖVP viel Lob bekommen. Seine sogenannten Sprüche (Zitate) haben auch nicht jedermann gefallen. Wäre besser, diesen Mann in Pension zu schicken. Der Bürger würde sich freuen. Für die SPÖ wäre es das Beste. Der hat beim Stimmenverlieren fleißig Beiträge geleistet, sonst nichts.
Abstrafung
Gastkommentar von Gerechtigkeitsliebende Gmundnerinnen und Gmundner
Hallo liebe Gmundl Leser!
Wir freuen uns, daß die SPÖ-Gmunden Stadt abgestraft wurde vom Wähler.
In der Praxis ist es so, daß die Bezirksvorsitzende bei ihren Gmundenbesuchen
von den Funktionären vermutlich beraten wird, ob Leute zu grüssen sind oder nicht. Falls man einem der Stadtfunktionäre nicht zu Gesicht steht, grüsst auch die Bezirksvorsitzende nicht. Für die Abghobenheit und das Ignorieren von Wählern haben sie jetzt den Lohn bekommen. Offensichtlich gehts mehreren so.
Die Umgangsformen der Stadtfunktionäre sind ja auch nicht die besten.
Schönen Tag!
Wer zahlt die Zeche?
Ein Gastkommentar von Besorgte Gmundner
Dass die ÖVP so viele Stimmen bekommen, haben die Wähler entschieden.
Die Ernte werden sie in den nächsten Jahren einfahren, die Wähler.
Steuererhöhung wegen Misswirtschaft, sinnlose Projekte werden die Steuerzahler bezahlen müssen. Die ÖVP wird es nicht zahlen die werden nur kassieren. Mit Bürgernähe wird es gleich wieder vorbei sein. Ignoranz wird herrschen.
Die SPÖ-Gmunden hat für ihre Abgehobenheit bezahlen müssen.
Bürgeranfragen an die Gmundner Partei und auch an die Landespartei werden
nie beantwortet. Man will einfach nicht mit kleinen Bürgern, die Probleme bei der SPÖ vorbringen, schriftlich verkehren. Auch mündlich nicht. Jetzt haben sie die Ernte!!!!!!!! Die SPÖ hat in Gmunden ja ein Superteam! Nur weiter so! Bravo!!!!
Die FPÖ hat auch keine Leistungen vorzuweisen, darum keine Verbesserungen durch Wählergunst!
Die BIG wird jetzt beweisen müssen, dass sie die Frustwähler zufriedenstellen kann.
Die Grünen haben viele gute Projekte und auch Leistungen, siehe Hotel, vorzuweisen. Sind aber etwas weltfremd bezüglich Innenstadtverkehr. Es will kein Gmundner mit der Strassenbahn ins Zentrum fahren. In Wahrheit wollen alle mit dem PKW ins Zentrum.
Umdenken, Gratisparkplätze schaffen, dann geht was weiter.
LG
Besorgte Gmundner
Wahlbeteiligung?
Ein Einserkasterl von Zweifler
Noch nie habe ich so viele Menschen bei unserem Wahllokal gesehen.
Wirklich zahlreich waren die Gmunderinnen und Gmundner meiner Meinung nach wählen.
Erkläre mir dann bitte jemand, warum Gmunden dann nur eine Wahlbeteiligung von 73% hat, geringer als 2009 (76,2%). Der Landesschnitt lag bei 81,6%.
Kann es sein dass wirklich der WÄHLER weniger wichtig ist als der ZÄHLER?
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