Heute:
Bruno Beinhart über Nachwehen & Max und Moritz
Liebe Leserschaft!
Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte. Ein bekannter Spruch. Der stellt sich immer wieder mal als wahr heraus. Klassisch: was die SP-OÖ am vergangenen Wochenende geliefert hat.
Noch immer rätseln viele Parteitagsbesucher. Was bedeutete denn eigentlich der überall affichierte Slogan „Das muss drinnen sein“? Dass der Vorsitzende endlich geht? Dass das völlige Chaos ausbricht? Dass die Linzer SP sich aus der Verantwortung stiehlt? Niemand weiss es. Ein Marketing-Spruch einer ausgelaugten Partei. Mehr nicht. War der Spruch gar von der deutschen „Die Linke“ abgekupfert? Dort hiess es fast ident „Das muss drin sein“. Die hatten allerdings vorher kommuniziert, was sie damit meinen. Die SP nicht.
Was meint der Linzer BM Luger, wenn er verkündet, jetzt müsse was Neues jenseits von „morgen.rot“ und „Kompass“ kommen? Da heulen laut vernehmlich die grauen Wölfe. Was die SP braucht, ist klar: Leute, die sich nicht im eigenen Saft suhlen. Sondern die bei den Leuten sind. Nicht nur verbal, sondern real. Die SP muss weg von der Partei der Funktionäre und Apparatschiks. Sie braucht Leute, die nicht ihr Lebtag lang in geschützten Bereichen herum gelungert sind. Sondern im realen Arbeitsleben stehen und standen. Nicht solche, die Politabstecher mit Rückkehrrecht in die ÖBB machen. Oder Leute mit Dienstfreistellungen als Gemeinde-, Landes- oder Bundesbedienstete. Die SP – und die Politik ganz allgemein – braucht etwas anderes. Arbeiter, kleine und mittlere Angestellte, Kleinunternehmer, Freiberufler in Kleinbetrieben. Menschen, die wissen, wie es heute wirklich zugeht. Die den Existenzkampf kennen. Statt gut abgepolstert in den geschützten Zonen einer privilegierten Schicht herumzugeistern.
Es wird nicht reichen, ein paar Spitzenfunktionäre auszutauschen. Ob das schon alle erkannt haben? Darf bezweifelt werden (siehe obzitierte Lugner-Äusserung)! Funktionärsbefindlichkeiten interessieren niemanden. Sich an ihnen zu orientieren, schadet der Partei. All zu oft waren es persönliche Animositäten, die zu personellen Entscheidungen und politischen Zielen/Nichtzielen geführt haben (die Gmundner SP ist da ein gutes Beispiel – dort meinte eine kleine Clique, ihre persönlichen Befindlichkeiten, Vorlieben und Abneigungen ungestraft von den Wählern zur politischen Richtschnur machen zu können). Eine Partei, die in so mancher Ortsorganisation (wiederum gilt: Gmunden ist da role model) selbst die eigenen Mitglieder und Sympathisanten ausgrenzt, wenn sie mit der jeweils „machthabenden“ Clique nicht auf tutti sind. Dann werden die eigenen Leute ausgegrenzt. Auf Teufel komm raus. Und nach den wohlverdienten Niederlagen bleibt man im Amterl und blockiert jedwede Erneuerung.
Das ganze Gemurks am Parteitag hätte man sich sparen können. Die jetzige Lösung wäre gleich nach der Wahl deutlich billiger zu haben gewesen. Gilt auch für andere Teile der SP … also, Mut zum Abgang, liebe Wahlverlierer und Sesselkleber!
Die SP wird auch noch ein anderes Problem zu lösen haben. Den desolaten Zustand vieler Bezirkssekretariate. Die erfüllen ihre Funktion als Rückgrat der Organisation, als Hilfe für die Ortsorganisationen oft nicht. Das ist politisch fatal. Und unter dem Druck stark zurückgegangener Parteienförderung nach vielen Wahlniederlagen auch nicht mehr finanzierbar. Ob der Interims-Chef Kalliauer das Problem der unfinanzierbaren Bezirksstruktur lösen kann? Steht in den Sternen!
Die Schlagkraft dieses teuren Apparats ist deprimierend. Neuorganisation unumgänglich. Das setzt aber auch einen Kraftakt beim Personal voraus. Ob die SP in diesem bejammernswerten Zustand zu einem solchen Kraftakt fähig ist? Weiss auch kein Mensch. Insofern ist es aus SP-Sicht positiv, dass Kalliauer in absehbarer Zeit wieder abtreten will. Gerade personelle Massnahmen beschädigen meist auch den, der sie entschlossen in Angriff nimmt und durchsetzt. Wie weit ein AK-Präsident dazu imstande ist? Auch das eine grosse Preisfrage. Und ob die SP genug finanziellen Spielraum hat, diese Massnahmen sozialverträglich durchzuführen? Soweit Kündigungen von Parteiangestellten überhaupt sozialverträglich sein können. Ebenfalls offen.
Dass der Bundesvorsitzende der SP und Kanzler Faymann dann nichts Besseres einfiel, als Disziplin einzumahnen, spricht für den desolaten geistigen Zustand der Führungsspitze. Für ihren Aufenthalt in der geschlossenen Wagenburg. Abgeschottet von der eigenen Basis und der eigenen Wählerschaft. Genau diese Disziplinierung, das Fehlen einer offenen und auch öffentlichen Diskussion ist es, was neben vielen anderen Fehlern die SP dorthin gebracht hat, wo sie heute steht. Genau diese Unfähigkeit zur freien und öffentlichen Diskussion hat viele Mitglieder und Sympathisanten frustriert. Sie in die innere Emigration flüchten lassen. Eine offene Partei muss auch eine offene Diskussion vertragen. Nicht öffentliche Meinungsverschiedenheiten haben der Partei geschadet. Sondern einsame, autoritäre und basisferne Entscheidungen von kleinen Cliquen oder gar Einzelpersonen. Faymann soll nicht von Disziplin reden, solange die SP nicht in der Lage ist, eine stringente, logisch nachvollziehbare und klare Haltung zur FP zu entwickeln. Es waren die Herren Häupl und Niessl, die sich öffentlich abgewatscht haben. Nicht die „kleinen“ Mitglieder.
HC Strache hat dafür in seiner samstäglichen Neujahrsrede wieder einmal eindrücklich bewiesen was ihm fehlt. Hirn. Und das Zeug zu einem seriösen Staatsmann. Er ist ein Krakeeler. Nichts sonst. Ein Stammtisch-Maulheld. Aber wie das so ist mit Stammtisch-Helden. Sie wissen alles besser. Aber sie können nichts. Weder regieren. Noch eine Fussballmannschaft trainieren. Hinter der grossen Klappe versteckt sich das noch grössere Nichts. (Ich weiss, ein grosses Nichts ist sprachlich irgend wie ein Unding. Aber in diesem Fall …)
Wie ungebildet die Grossmäuler in der FP-Zentrale wirklich sind, konnte man an der rüde-dümlichen Antwort von Herrn Kickl ablesen, seines Zeichens Sprücheklopf-Texter der FP seit Haiders Zeiten. Der blökte laut, dass HBP Fischer in „selbstgerechter Lehrer-Lämpel-Manier“ agiere. Na, der FP-Generalsekretär Herbert Kickl hat seinen Wilhelm Busch aber nicht wirklich gut gelesen. Die bösen Buben Max und Moritz machen dem Lämpel nämlich deshalb was z’Fleiss, weil sie depperte Taugenichtse sind, die einen von Busch als ziemlich ok beschriebenen Lehrer einfach dissen, wie man heute sagen würde.
Denn wie schildert Busch den etwas biederen, aber anständigen Lehrer Lämpel? Keineswegs als selbstgerecht, wie man leicht nachlesen kann.
Also lautet ein Beschluß:
Daß der Mensch was lernen muß.
Nicht allein das Abc
Bringt den Menschen in die Höh,
Nicht allein im Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen;
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muß man mit Vergnügen hören.
Daß dies mit Verstand geschah
War Herr Lehrer Lämpel da.
Max und Moritz, diese beiden,
Mochten ihn darum nicht leiden.
…
Wer soll nun die Kinder lehren
Und die Wissenschaft vermehren …
Vielleicht sollte Kickl auch den letzten Streich lesen, damit er eine Ahnung davon bekommt, wie es Leuten wie ihm im übertragenen Sinne einst ergehen könnte:
Max und Moritz, wehe euch!
Jetzt kommt euer letzter Streich!…
Rabs! – In seinen großen Sack
Schaufelt er das Lumpenpack.
…
Max und Moritz wird es schwüle;
Denn nun geht es nach der Mühle.
„Meister Müller, he, heran!
Mahl er das, so schnell er kann!“
„Her damit!“ und in den Trichter
Schüttelt er die Bösewichter.
…
Doch sogleich verzehret sie
Meister Müllers Federvieh.
Schluß
Als man dies im Dorf erfuhr,
War von Trauer keine Spur.
Witwe Bolte, mild und weich,
Sprach: „Sieh da, ich dacht es gleich!“
„Jajaja!“ rief Meister Böck,
„Bosheit ist kein Lebenszweck!“
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
„Freilich“, meint der Zuckerbäcker,
„Warum ist der Mensch so lecker!“
Selbst der gute Onkel Fritze
Sprach: „Das kommt von dumme Witze!“
Doch der brave Bauersmann
Dachte: „Wat geiht meck dat an!“
Kurz, im ganzen Ort herum
Ging ein freudiges Gebrumm
„Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei
Mit der Übeltäterei!!“
Ja, liebe Leute von der FP, auch die Quelle der Zitate sollte gut gewählt und zu Ende gelsen werden. Gell, würde unsere Babsy jetzt noch anfügen. Zitate sind eben Glückssache.
Ja, liebe Leute von der FP, der Kickl muss nur achtgeben, dass aus „Max und Moritz“ nicht „HC und Herbert“ wird. So rein schicksalsmässig gesehen. Vielleicht ists mit der FP-Übeltäterei auch vorbei, bevor das Land und seine Bewohner Schaden nehmen. Die Kärntner haben ja schon einen beachtlichen Vorgeschmack bekommen. Und Restösterreich brennt auch schon wie ein Luster für die in Kärntnen und unter blau-schwarz begangenen Schandtaten der FP-Maulhelden. Man sollte der Wählerschaft ein Gedächtnistraining verschreiben. Als Prävention gegen politische Demenz und alzheimerisches Vergessen.
Nur nebenbei. Die FP denkt jetzt angeblich darüber nach, den 3. NR-Präsidenten Hofer zu ihrem HBP-Kandidaten zu machen. Der will aber nicht. Hält sich mit 44 für zu jung. Ja, da ist er tatsächlich ein Fall für den Wickeltisch. Wenn man die anderen Kandidaten so ansieht. Ob er tatsächlich einer jener selten FPler ist, die mit Messer und Gabel essen können, ohne sich im Gesicht narbenverursachend zu verletzen? Immerhin hält der Mann die Anliegen der Wirrköpfe von PEGIDA für berechtigt. Zu Pegida: die deutschen Behörden zählten innerhalb eines Jahres 940 Straftaten im Pegida-Umfeld. Alles von Körperverletzung über Bedrohung bis hin zu Verwendung verbotener NS-Symbole. Gegen Pegida-Organisatoren sind jede Menge Strafverfahren im Gang. Volksverhetzung, Bildung einer terroristischen Organisation, Planung von Anschlägen auf Flüchtlinge. All das sind berechtigte Anliegen? Äh, wollen wir jemanden zum HBP haben, der das alles für berechtigte Anliegen hält? Was in der FP als gemässigt gilt, ist schon ein bissl wunderlich. Wo ist dann der Rest vom Haufen einzustufen?
Ein bedauernswertes Land, in dem die Wählerschaft zwischen einer desolaten SPÖ, einer wertvergessenen ÖVP und einer polit-grindigen FPÖ herumirrt.
Bruno Beinhart f. d. Team Gmundl
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