Heute:
Babsy Blitzschnell über die Kipferlkultur
Liebe Leserleins!
Wer hätte gedacht, dass es hier zu lande soviele Scherzkipferln gibt, dass der Blog sich mehrere Tage mit ihnen beschäftigen kann. Also ohne schuldhaftes Zögern ran ans Gebäck!
Die ÖVP hat einen ganz Korb voll mit Scherzkipferln, auch wenn sie inzwischen nur noch kleine Brötchen bäckt.
Da sind einmal die beiden Landesräte Strugl und Stelzer. Kipferln im Doppelback, äh, Doppelpack. Stelzer ist ja schon als LH auserkoren. Aber hat Strugl schon aufgegeben? Natürlich nicht. Nur sagt das klaro keiner von beiden deutlich. Wie es unter Parteifreunden üblich ist, richtet man sich die Dinge indirekt aus, was den spröden Scharm der Intrige versprüht. Das geht unter den bis zur Schwärzung gebackenen Scherzkipferln so: der Strugl erklärt, dass er nur dann am Weitermachen interessiert ist, wenn er unter einem LH Stelzer das Finanzressort bekommt. Das nennt mann in Wahrheit wie? Die Machtfrage stellen! Der Stelzer, auch nicht schlecht, antwortet seinem Parteifreund auf diese Kampfansage ebenso indirekt: die Praxis habe gezeigt, dass es gut sei, wenn der LH auch das Finanzressort inne habe. Was im Hinblick auf Strugls Aussage nur eines bedeutet: Strugl möge sich schleichen. Wenn Stelzer eine solche Interpretation dann in der Krone mit den Worten „Ihre Geschäft ist die Zuspitzung, meines die Zusammenführung“ beantwortet, dann ist eh alles klar. Der Stelzer spricht von der Zusammenführung des LH und des Finanzressorts in seinen Händen. Liebe Leute, eines ist klar: eine richtig gute Parteifreundschaft überleben nur die Härtesten.
Aber das Oberscherzkipferl ist, wie es sich rangordnungsgemäss gehört, noch immer LH Pühringer. Der hat die Stirn, zu behaupten, man könne sich darauf verlassen, dass „ich meine Weltanschauung nicht beim Landhaus-Portier abgeben werde“. Das wirft angesichts der Massnahmen der schwarz-blauen Koalition zwei Fragen auf. Erstens: vielleicht stimmt es, er“werde nichts mehr abgeben“ (Zukunft!), weil die Portierloge schon überquillt von dem, was er bereits abgegeben hat (Vergangenheit!). Oder zweitens: er hat einen besseren Ort gefunden, wo er seine Grundsätze vorübergehend einlagern kann, bis er, aus Amt und Würden entschwunden, selbige wieder hervorkramt, weil sie dann einer machterhaltenden schwarz-blauen Koalition nicht mehr im Wege stehen. Grundsätze sind ja nur in dem Mass brauchbar, in dem sie den Macherhalt sichern. Ein Kipferl, wer da Scherzhaftes denkt, gell!
Keine Angst, wir sind mit der ÖVP noch nicht fertig. Denn demokratiepolitisch betrachtet, ist der OÖ-WKO-Präsident Trauner ungefähr so geradlinig wie ein halbmondförmig gekrümmtes Kipferl. Er hat also einen sicheren Platz im Körberl und kundgetan, er habe mit der Doris Hummer, der abgesägten VP-Landesrätin, gesprochen und ihr klar gemacht, dass sie natürlich seine Nachfolgerin wird: „Wir haben das so beschlossen“ und damit basta. Mit „wir“ meinte er den Wirtschaftsbund. Weder dort noch in der WKO wurden die Mitglieder auch nur im Ansatz befragt. Dass haben die vorwiegend HERRschaften unter sich so ausgemacht und beschlossen. Mitglieder fragen, das ist halt echt feig, gell. Es gilt nicht nur „It’s a long way to tipperary“, sondern auch „es ist noch ein weiter Weg zur Demokratie“.
Zu Pühringer fällt mir gleich noch was Scherzkipferliges ein. Der ist für die Absenkung der Mindestsicherung für Asylansucher, und das mit einem wahrhaft schlagenden Argument: Der Abstand zwischen jenen, die vierzig Wochenstunden arbeiten und jenen, die von Transferleistungen leben, sei zu gering geworden. Wie recht er doch hat! Aber anstatt sich politisch darum zu kümmern, dass jene Bedingungen beseitigt werden, die zur totalen Stagnation und realem Sinken der Masseneinkommen geführt haben (Osterweiterung etwa und der Globalisierungs-Schmäh), ist er dafür, dass man ganz unten noch mehr absenkt. Also anstatt der nötigen Anhebung des Einkommensniveaus der Schlechtverdiener, weitere finanzielle Absenkung der untersten Einkommensschichten. So sieht heute also christlich-soziale Politik aus. Wenig spassig, was Scherzkipferl Pühringer da von sich gibt.
Auch die Scherzkipferln in ultramarinblau treiben weiterhin ihre schlechten Spässe. Ich seh ja ein, es gibt fast nichts Wichtigeres als die Ampelmännchen, -frauchen, -pärchen und vielleicht auch noch die Ampeltierchens, weshalb man sich vorrangig um selbige kümmern muss. Nachdem die Roten (auch die sollten andere Sorgen haben) in Linz wieder die Ampelpärchen montieren lassen, protestiert die FP heftig dagegen: es gäbe gar keine gesetzliche Basis für diese Massnahme. Auch in Wien sei diese Frage zu stellen. Liebe Leute, das liebe ich so am Ganzjahres-Fasching in Österreich. Jetzt bekommen wir noch eine Verfassungskrise in Sachen Ampelsymbole. Da wird der neue HBP gleich ordentlich gefordert sein als Gewissen der Nation. Aber das muss man in Kauf nehmen, gell, wenns ums echt Eingemachte geht. Weil die Ampeln sind eine der wahren Lebensfragen Österreichs. Glücklich ein Land, in dem Politiker sich ums Wesentliche kümmern.
Wenn es so wirklich ans Scherzkipferln geht, ja, liebe Leute, da kann die SPÖ nichts abseits stehen. Dass Mitgliedern nicht zu trauen ist, hat sie mit der ÖVP-WKO gemein. Also geht es nach dem faschings-sitzungs-reifen Parteitag der OÖ-Genossen lustig ins vermeintliche Faschingsfinale.
Der Peter Koits, abgewählter Bürgermeister von Wels, ist es trotzdem geblieben. Bürgermeister nämlich! Der Mann hat ja schon in den vorangegangenen sechs Jahren verabsäumt, rechtzeitig das Feld für einen Nachfolger zu räumen, und so den Weg frei gemacht für einen Erdrutschsieg der FPÖ. Aber der Mann ist hart im Nehmen und fühlt sich noch immer als Bürgermeister, oder er glaubt, ein solcher Amtstitel sei fürs Leben, könnte vielleicht auch auf die Enkerln vererbt werden. Woraus wir das schliessen? Der Koits ist, ein Amterl muss sein, noch immer Bezirksstellen-Leiter des Roten Kreuzes. Und als solcher schreibt er natürlich Briefe an die RK-Mitglieder. Und damit die wissen, mit wem sie es zu tun haben, unterzeichnet er die Schreiben mit „Bgm. Dr. Peter Koits“. Ja, in Österreich ist es nix mit Teflon, was die Titel betrifft. Die bleiben am freudig erregten Amtsträger haften wie UHU.
Noch besser ist nur die Bundes-SPÖ unterwegs, womit wir zur oben angesprochenen Angst vor den Mitgliedern kommen. Die machen doch echt eine Mitgliederbefragung zu Asylproblemen. Die soll aber, Holzauge sei wachsam, vor der Öffentlichkeit „geheim“ bleiben, was bei 200.000 Mitgliedern keine wirklich leichte Aufgabenstellung ist, gell. Aber bitte, jeder, wie er kann. Immerhin ist es gelungen, diese Umfrage vor einem Grossteil der Mitglieder geheim zu halten – die haben nämlich nicht erfahren, dass man sie befragen will. (Zwischenfrage: will die SP wirklich wissen, was die Mitglieder so denken???) Also, inzwischen haben die Mitglieder es natürlich schon erfahren. Weil es die Krone rausposaunt hat. Künstlerpech, liebe Leute! Ausserdem hat die SP auch noch erklärt, man habe nicht vor, die Ergebnisse der Öffentlichkeit kund zu tun, sondern nur jenen, die daran teilgenommen haben. Na, das kann man verstehen. Die SP muss sparen in den Zeiten grosser Stimm- und damit Fördergeldverluste. Die zwei Befragten kann man ja locker vom Portier der Löwelstrasse anrufen lassen, gell!
Der Kommunikations-Chef Euler-Rolle muss ziemlich von der Rolle gewesen sein, als er erklärte, man wolle ja nur „Abklopfen“, wo die Meinungsdifferenzen liegen. Die Art der Befragung spricht dafür, dass man eher die Mitglieder abklopft. Wenn der Euler-Rolle kommuniziert, dann bleibt kein Auge trocken. So solls ja auch sein mitten im Fasching, gell! Sonst wars ka Hetz.
In den USA hat bei den Vorwahlen ein Scherzkipferl ein anderes besiegt. Der Cruz den Trump. Der Cruz bekam die Stimmen der Tea-Party-Leute und der Evangelikalen. Der Trump den Rest der bescheuerten Horden. Sagen wir so: die Pest hat vor der Cholera gesiegt. Sollte einer der beiden tatsächlich US-Präsident werden, dann werden wir weltweit ein Kipferl hingeknallt bekommen, an dem wir schwer zu knabbern haben werden.
Das Handelsblatt kommentiert heute morgens wie folgt:
„Der Senator aus Texas, Ted Cruz, lag mit 27,7 Prozent vor Donald Trump mit 24,3 Prozent. Damit hat sich ein Rechtspopulist durchgesetzt, der Donald Trump an Radikalität noch übertrifft. Als Vorschlag zur Befriedung des Nahen Ostens hatte Cruz den Einsatz eines Bombenteppichs empfohlen, um den militanten Islamismus gleichsam im Bombenhagel auszurotten: ‚Wir sollten herausfinden, ob Sand in der Dunkelheit glühen kann.‘ Die Republikaner haben damit bewiesen, dass auch Wahnsinn ein noch steigerbares Wahlkampfkonzept sein kann – Wahnsinn 2.0.“
So, liebe Leute, nicht dass keine Kipferln mehr im Körberl wären, aber für heute muss Schluss sein. Denn die gesundheitlichen Folgen einer Überdosis an Scherzkipferln sind noch nicht erforscht. Ihre Babsy fürchtet aber, diese Folgen könnten die Volksgesundheit schwer beeinträchtigen. Die Gesundheit des Staatshaushaltes sowieso. Aber die es eh schon im Arsch, oh, entschuldigen Sie den Ausdruck. Aber im Fasching ist fast alles erlaubt. Unsere Politik zeigt es ja rund ums Jahr, gell!
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
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