Heute:
Babsy Blitzschnell & der Regio-Saga wievielter Teil?
Einserkasterl von Tarantella Geschlossen?
Liebe Leserleins!
Zwischen Kloster und Franz Josef foart a liabe, klane Eisenbaun. Noch nicht wirklich, aber irgend wann. Vielleicht aber auch nicht, das hängt von einem Gerichtsentscheid ab. Da kann nur abgewartet werden. Derweil schaffen die Betreiber in der Innenstadt vollendete Tatsachen und haben wieder einmal die Argumentation gewechselt. Wie schon so oft, gell! Weil ihre Propagandaschmähs immer wieder platzen und sich als nicht ganz realitätskonform erweisen. Dann wird halt der nächste Propagandaschmäh nachgeschoben.
Die Sache mit der Brücke zum Beispiel. Ursprünglich hiess es, die wäre in zwanzig Jahren zu erneuern, und das werde jetzt zum Wohle der Gemeindefinanzen vorgezogen. Als das darauf hin als ökologischer und ökonomischer Unfug kritisiert wurde, hiess es, die Brücke sei jetzt schon sanierungsbedürftig. Zur Erinnerung – noch im September 2013 schrieb DI Knoll, einer der heftigsten Befürworter des Projekts, in der Zeitung „Eisenbahn Österreich“ die folgenden Zeilen: „… die Neuerrichtung der Traunbrücke, deren Lebensdauer in rund 20 Jahren ohnehin beendet gewesen wäre …“. Da sich dieses Argument als Bumerang erwies, schwindelt man sich jetzt über die eigenen Argumente hinweg und behauptet, das mit den zwanzig Jahren sei eine Erfindung der Regio-Gegner, die Brücke müsse jetzt schon saniert werden. Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit, gell!
Auch die Tatsache, dass die Brücke der Gemeinde ohnehin saniert übergeben werden muss, ist jetzt keine Thema mehr. Man turnt sich darüber hinweg, dass ohne weiteres vertraglich abgesichert hätte werden können, die in zwanzig Jahren nötige Sanierung oder Neuerrichtung eben erst dann vom bisherigen Eigentümer finanzieren zu lassen.
Auch die Behauptung, es handle sich um eine ganz normale Strassenbahn, wird in diesem Artikel von DI Knoll selbst widerlegt. Er schreibt von einer „strassenbahnähnlichen“ Gestaltung „optimiert für den Überlandeinsatz“. Jetzt will man den Leuten einreden, es handle sich um eine Bim, sonst nichts. Kein Wunder, dass Anrainer sich wehren und die Einhaltung des Eisenbahngesetzes gerichtlich einfordern.
Sogar der schon lange tote Thomas Bernhard muss mit einem uralten Brief an die damalige Salzkammergut-Zeitung als Zeuge herhalten. In diesem Brief sprach er sich für die Führung der Strassenbahn bis zum Rathausplatz aus. Wer den Brief zur Gänze liest, dem ist sofort klar: Bernhard meinte die alte Nostalgie-Bim, nicht eine Eisenbahn, die mit elendslangen und schweren Garnituren mitten durch die Altstadt poltert. Von der Durchbindung eines Zuges durch Gmunden ist bei Bernhard keine Rede. Schade, dass man ihn nicht mehr fragen kann. Was mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Glück für die Betreiber ist. Kenner von Bernhard versichern, er hätte geschimpft wie ein Rohrspatz. Mindestens!
Inzwischen ist auch anderswo bemerkt worden, welcher Wahnsinn hier mit Steuergeldern getrieben wird. So machte die neueste Ausgabe des nunmehr wöchentlich erscheinenden TREND (früher: Format) mit folgender Schlagzeile einen ausführlichen, extrem kritischen Artikel über die Regio in Gmunden auf: „Zug nach nirgendwo …“. Des weiteren schreibt der TREND: „Kosten 110 Millionen Euro. Nutzen: fragwürdig. Aber ein Profiteur steht schon fest: der Betreiber. … Bis 2030 fliessen dem Platzhirsch (S&H, Anm. d. Red.) pro Jahr 3.9 Millionen zu. Dass Stern & Hafferl praktisch risikofrei knappe 50 Millionen aus Steuermitteln zufliessen, will Geschäftsführer Günter Neumann jedoch nicht so stehen lassen. ‚Wenn ich die Kosten seit Christi Geburt addiere, komme ich natürlich auf eine hohe Zahl.‘ Nachsatz: ‚Ausserdem tragen wir das übliche Betriebsrisiko.'“
Erstens beleidigt Herr Neumann mit dieser Aussage die Intelligenz derjenigen, die das ganze Spektakel mit ihren Steuergeldern bezahlen. Denn es ist legitim, zu erfahren, was die Gesamtkosten eines solchen Projekts sind. Da etwas von „seit Christi Geburt“ zu murmeln, ist nicht nur überheblich, sondern ein Affront gegenüber jenen, die den ganzen Zinnober bezahlen müssen.
Zweitens würden wir gern wissen, worin das „übliche Betriebsrisiko“ in diesem Fall eigentlich besteht. Dass Herr Neumann sich bei der Bekanntgabe der Kontonummer irrt, auf welche die Steuergelder gefälligst zu überweisen sind? Dass die offensichtlich hingetrimmten Fahrgastzahlen nicht erreicht werden? Nee, letzteres ist piepegal. S&H bekommt die Marie, egal wieviele Leute dort dereinst wirklich befördert werden. Angesichts der in Frage stehenden Beträge ist es höchste Zeit, dass die Verträge mit S&H endlich öffentlich werden. Und zwar mit Punkt und Beistrich und mitsamt allen eventuellen Nebenabreden. Komme keiner mit Datenschutz oder der Gefahr, Konkurrenten könnten profitieren. Der Datenschutz ist angesichts der Tatsache, dass es um öffentliche Gelder geht, nun wirklich kein Thema. Hier gilt Offenheit und Informationspflicht. Und die Konkurrenten gibt es nicht – hier wird ein Monopolist mit Steuergeldern gefüttert.
Dass die ÖVP bei der Fütterung eines privaten Monopols bereitwilligst mitspielt, ist kein Wunder und keine Überraschung. Sie ist halt so, gell. Aber warum Rote und Grüne bei dieser Veranstaltung mithüpfen, die ihren Grundsätzen (etwa der Kritik an „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“) widerspricht, wundert bis heute. Wie blind muss man sein? Welche Scheuklappen aus einem Bim-Museum (Pferdebahn) wurden da angelegt? Rechtfertigt eine vermeintliche Öffi-Lösung (die es anders billiger und verkehrstechnisch sinnvoller gegeben hätte) wirklich, dass man über all die Mängel des Projekts hinweg sieht? Dass man brav die Schmähs der Betreiber wiederkäut und die Geschäfte eines Monopolisten betreibt?
Dieses Projekt bleibt bis auf weiteres ein fragwürdiges. Ob die Durchbindung letzten Endes wirklich kommt, hängt von den Gerichten ab. Wobei wir da sehr skeptisch sind. Es erweist sich immer wieder, dass die Gerichte bei solchen Grossprojekten einknicken. Vor allem dann, wenn schon jede Menge teurer Tatsachen geschaffen worden sind. Obwohl in diesem Fall die Verhinderung der Durchbindung auf lange Sicht sogar eine Menge Kosten sparen würde. Aber die Stimme der Vernunft ist in Sachen Regio eine ziemlich schwache. Dass zu allem Überdruss Bürgermeister Krapf dem TREND gegenüber eine Stellungnahme ablehnte, ist von zeitloser politischer Schönheit, liebe Leute! Aber man verstehts: was hätte er schon Vernünftiges sagen können! Devise: lieber schweigen, als sich blamieren.
Die Konklusio von TREND?
Bitte sehr: „Sicher ist: Die Karnevalisten werden auch in den nächsten Jahren ihre Freude haben.“
Wir Steuerzahlerleins aber eher nicht, gell!
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
Geschlossen
Einserkasterl von Tarantella
Apropos “geschlossen”: Heimlich, still und leise wurde auch der Minigolfplatz in Gmunden weggerissen und dem Erdboden gleichgemacht. Wieder eine Attraktion und Freizeitmöglichkeit für unsere Kinder und Jugendlichen weniger! Was geschieht dort??? Wahrscheinlich braucht man wieder Bauland, um Zweitwohnungen für betuchte Großstädter zu errichten?!
Anmerkung der Redaktion:
Die OÖN haben Ende Jänner darüber berichtet. Laut diesem Bericht ist das bisherige Pächter-Ehepaar in Pension gegangen. Nachfolger gab es nicht. Ausserdem wolle – so die OÖN – der Grundeigentümer das Grundstück selbst weiterverwenden. Auf welche Art, gab er nicht bekannt. Teil des Pachtvertrages war es, dass das Grundstück bei Vertragsende im ursprünglichen Zustand zurückgegeben werden muss. Also mussten die bisherigen Betreiber alle Einrichtungen und die gesamte Anlage entfernen. Was aus dem Grund jetzt werden soll, weiss nur der Eigentümer. Auf jeden Fall ist damit wieder eine beliebte Einrichtung den Bach hinunter. Aber vielleicht wird eh ganz Gmunden zu einem richtigen Golfplatz – inklusive golfgerechter Querung der Schienen der Regio-Tram. Andere haben als Hindernis ein Wasserloch am Green, die Gmundner halt Regio-Schienen und 28 cm hohe Bahnsteige mitten in der Stadt. Wär doch was, oder?
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