Heute:
Babsy Blitzschnell über Ausreden
Liebe Leserleins!
Zuerst mal wieder zur Gmundner Misere. Noch immer werden wir mit neuen Folgen der Asamer-Regentschaft über Gmunden konfrontiert. Die Schliessung des Freisitz-Hotels im November des Vorjahres ist eine dieser Folgen. Jetzt hat der Pächter einen Konkursantrag gestellt. Und zwar über alle seine Firmen, nicht nur über den Freisitz.
In diesen Tagen ist es tatsächlich nicht immer leicht, Unternehmer zu sein. Die Wirtschaftslage ist mies, dem Gesetzgeber fallen tagtäglich neue Dummheiten ein, um aus den österreichischen Klein- und Mittelbetrieben den letzten Cent herauszupressen, während man den Grosskonzernen steuerlich freies Geleit gewährt. Viele kommen mit diesen Lasten halbwegs zurecht, weil sie ihr Geschäftskonzept darauf abstimmen. Andere scheitern, weil sie es halt nicht richtig gemacht haben, die Bedingungen falsch eingeschätzt oder sich schlicht finanziell übernommen haben.
Aber wenn der bisherige Pächter des Freisitzes jetzt ein Rechtfertigungsschreiben an die Medien schickt, in dem er vor allem lauthals jammert und allen die Schuld gibt, nur nicht sich selbst, dann ist das schon ein wenig daneben. Er beteuert zwar, niemandem die Schuld geben zu wollen, aber dann wird seitenlang über Behörenwillkür, Arbeitsinspektorat und BH schwadroniert. Nur von seinen eigenen Fehlern hört man nichts. Das ist jämmerlich.
Die Registrierkassenpflicht, über die man bei manchen Betriebsarten durchaus diskutieren kann, ist natürlich wieder einmal das Krokodil. Ich frag mich nur: wenn der Pächter beteuert, er habe seine Buchhaltung total im Griff, nix mit Schuhschachtel oder so, dann müsste er auch jetzt schon ein ordentliches Bonierungssystem gehabt haben, das auch update-fähig ist. Oder preiswert upgedated werden kann. Wenn er von 50.000 Mehrkosten für Registrierkassen und die erhöhte Umsatzsteuer auf Nächtigungen spricht, stellt frau sich schon die Frage, wie seriös das ist. Die Umsatzsteuer ist eine Durchlaufsteuer und wird von den Gästen bezahlt. Wenn er die paar zusätzlichen Euro pro Nacht nicht in seinen Preisen unterbringen kann, dann läuft was falsch. Der Freisitz ist ja nicht in der Billigheimer-Kategorie angesiedet. Wenn er jetzt über die „Geiz ist Geil“-Filosofie der Kunden herzieht, kann man ihm zwar in Sachen Geiz-ist-Geil zu stimmen, aber wenn er mit einem Vier-Sterne-Haus auf Gäste gesetzt hat, die jeden Cent dreimal umdrehen, war das ein unternehmerischer Fehler. Wenn man die falschen Gäste anwirbt, bekommt man sie eben auch.
Dazu kommt: die Qualität im Freisitz war sowohl im Hotel- als auch im Gastronomiebereich äussert mässig. Von einem Vier-Sterne-Standard konnte keine Rede sein. Sich dann auf böse Konkurrenten heraus zu reden, die für schlechte Bewertungen im Falstaf-Magazin gesorgt hätten, ist echt schäbig. Der Mann hat sich einfach verkalkuliert und sich vom Schein der Asamers blenden lassen. Der Freisitz war nie auch nur im Ansatz ein Geschäft, weil die Asamers davon nichts verstanden haben. Die jetzige Überschuldung der Asamer-Freisitz-Gesellschaft von fast fünf Millionen Euro sagt ohnehin alles. Welche Geschäftsunterlagen und -zahlen der Pächter da einst gelesen hat, die ihn zur Annahme verführten, das sei ein gesunder Betrieb und wäre ein gutes Geschäft, ist mir schleierhaft, ehrlich!
Wie kann ein vernünftiger Unternehmer eigenlich glauben, den Brandschutz ignorieren zu können? Die Hygienevorschriften im Wellness-Bereich nicht wahr zu nehmen? Dann von einer „Auflagenflut“ zu schreiben, ist auch nicht gerade seriös. Die Kundschaft will weder in einem Brandinferno umkommen, noch sich beim Saunieren irgend welche Krankheiten holen. Wer das als Hotelier nicht kapiert, hat in diesem Gewerbe nichts zu suchen. Das Jammern über die Vorschriften zur Barrierefreiheit ist auch völlig daneben. Im Falle des Freisitzes und seiner speziellen Bauart sind laut Gesetz Ausnahmen von der Barrierefreiheit möglich. Man muss sich halt drum kümmern, und nicht jammern.
Auch die Probleme rund ums Rauchen können letzten Endes nicht ausschlaggebend sein. Sonst gäbe es in ganz Europa und den USA keine Lokale und Hotels mehr. Ist aber nicht so. Viele kleinere Betriebe kamen damit klar, auch wenn es kein Spaziergang war und ist.
Die Beteuerung, es sei gemein, ihn so zu schikanieren, weil er habe in den letzten neun Jahren fast 8 Millionen Löhne und Nebenkosten für bis zu 40 Mitarbeiter bezahlt, ist nur noch lächerlich. Denn schauen wir uns die Löhne an. Was hat der Mann im Schnitt bezahlt? Man kommt auf einen durchschnittlichen Bruttolohn von zirka 1.200 Euro. Eine gute Bezahlung sieht anders aus, selbst in der Gastronomie.
Wenn das Gejammer des Pächters über die Behörden-Schikanen berechtigt wäre, würde sich die Frage stellen, wieso so viele andere Hoteliers und Gastronomen damit zurecht kommen und Gewinne erwirtschaften.
Sagen wir so: der Freisitz hat nie funktioniert und wird wahrscheinlich auch nie funktionieren. Preisniveau und Qualität haben nie zusammen gestimmt. Dazu noch der Hotelteil im ehemaligen Hotel-Austria – war auch kein Geschäft (warum wohl wurde das Hotel Austria einst geschlossen? Wegen überbordendem Gästeandrang?). Entweder ist der Mann auf das Blimmelblammel der Asamers hereingefallen (so wie ganz Gmunden und die Gmundner Politik quer durch alle Parteien), oder er hat sich selbst überschätzt. Vielleicht eine Mischung aus beidem. Das Hotelgeschäft ist hart, und man muss Besonderes bieten, um hier Erfolg zu haben. Diesem Anspruch wurde der Freisitz nie gerecht. Wobei wir schon auch darauf hinweisen wollen, dass wir sehr skeptisch waren, als der Pächter einst mit grossen Ankündigungen beim Freisitz eingestiegen ist. Uns schien das Konzept reichlich unausgegoren und wir hatten Zweifel, dass der Betreiber einer Betriebskantine den einigermassen komplexen Hotelbetrieb managen könne.
Aber, und das ist jetzt ein gewichtiges Aber, wieder einmal erweisen sich die Rufe, Gmunden brauche ein Hotel, als Unsinn. Ohne ein umfassendes Konzept, ohne neue Ideen und Anreize wird sich in der kurzen Saison ein hotellastiger Betrieb nur schwer bis gar nicht rechnen. Die Geschichte der Gmundner Hotellerie in den letzten dreissig Jahren ist der schlagende Beweis für diese These. Man kann nur hoffen, dass die Politik sich nicht wiederum auf neue Hotel-Abenteuer einlässt. Derzeit jedenfalls fehlen in Gmunden alle Voraussetzungen für einen funktionierenden gewinnbringenden Ganzjahresbetrieb mit einem Qualitätshotel. Qualität ist in Gmunden ohnehin Mangelware.
Aber wahrscheinlich ist der Freisitz jetzt pleite, weil die Regio dort nicht hinfährt. Aber wenn erst die Vorchdorfer bis zum Rathausplatz fahren können, wird auch die Gmundner Hotellerie wieder blühen und gedeihen – bis hin zum Freisitz, gell!
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
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