Heute:
GK von Michael Amon über Umfragen und Wahrheit
Liebe Leserschaft!
Wir müssen ein Geständnis machen. Seit es diesen Blog gibt, suchen einige Unentwegte die „Täter“ sowie Financiers und Initiatoren des „gmundl“. Nun lüften wir das Geheimnis, um unser Gewissen zu erleichtern. Wir sagen nur: Tal Silberstein. Den Rest überlassen wir der Fantasie unserer Leserschaft. Wir versprechen, uns zu generieren, so wir dazu die Zeit finden. Möge auch die große Politik unserem heldenhaft Beispiel folgen. Prost!
Dass es für dirty campaigning keinen Silberstein braucht, beweist das Salzkammergut. Genauer gesagt: ein Unternehmer aus Sankt Wolfgang. In ausgewählt schlechtem Deutsch wird hier der Spitzenkandidat der ÖVP für das Salzkammergut mit durchwegs klagsfähigen Injurien attackiert. Wer beim ersten Blick auf das versandte Flugblatt glaubte, hier mache ein durchgeknallter VPler Werbung für eine Vorzugsstimme für sich selbst, konnte bei genauerm Hinsehen feststellen, dass es sich hier vor allem um den Amoklauf eines merkwürdigen Zeitgenossen handelt.
Übrigens zeigt diese Form von Schmutzkampagne deutlich, dass wir keine neuen Gesetze brauchen. Alles, was in diesem Flugblatt steht, ist mittels der Bestimmungen über Ehrenbeleidigung oder Verleumdung klagbar und strafbar.
Charlie Chip f. d. Team Gmundl
Umfragen und Wahrheit
Gastkommentar von Michael Amon
Gestern wurde an dieser Stelle die Frage gestellt, ob die Meinungsforscher am kommenden Sonntag wieder einmal ein Waterloo erleben werden, dann daß sie in den letzten Jahren an den Abenden der Wahltage meist ziemlich blamiert dastanden, ist bekannt: HBP-Wahl in Österreich, Brexit, Trump. um nur ein paar zu nennen.
Ob und wie weit sie diesmal bei uns daneben lagen, werden wir in wenigen Tagen wissen. Es ist zu vermuten: ziemlich. Denn inzwischen hat auch innerhalb der Branche eine Diskussion darüber begonnen, wie es sein kann, daß sich seit Monaten in den veröffentlichen Umfrageergebnissen nichts bewegt. Keine Ausreißer nach oben oder unten, sondern öde Linearität. Dabei müßten rein statistisch (da die Erhebungen ihrerseits statistische Hochrechnungen mit Ungenauigkeits- und Zufallsfaktoren sind) einerseits die ÖVP ein paar deutliche Abweichung nach oben und nach unten aufweisen (also mal bei 37 und ein andermal bei nur 29 liegen), andererseits eine der „großen“ Kleinparteien auch mal deutlich unter 4 % zu liegen kommen, also den Einzug ins Parlament verfehlen. Offenbar wird da an dem einen oder anderen Schrauben gedreht. Niemand traut sich, den extremen Vorsprung der ÖVP bei den Kollegen anzuzweifeln, um nicht allein dazustehen. Herdentrieb heißt das (oder auf denglisch: Herding). Und niemand will offenbar einer der Kleinparteien Pilz, Grüne und Neos bescheinigen, nicht ins Parlament zu kommen, da dies u. U. dazu führen könnte, daß diese Partei es tatsächlich nicht schafft.
Denn eines darf man nie vergessen: alle veröffentlichten Umfragen haben eine Bandbreite von +/- 4,5 %. Keine der Kleinparteien hat also laut den Umfragen ein sicheres Ticket ins Parlament. Andererseits könnte die ÖVP statt bei 33 % auch bei nur 28.5 % liegen, die SPÖ aber statt 27 % auch 31,5 % holen. Und schon schaut die Welt gänzlich anders aus.
Solange die Institute sich weigern, im Detail bekannt zu geben, wieviele der Befragten auch geantwortet haben (800 Befragte bedeuten keinesfalls 800 Antworten!) und auch keine Rohzahlen bekanntgeben, sollte man Umfragen nur beschränkt ernst nehmen. (Die Rohzahlen sind jene Zahlen, die sich direkt aus der Befragung ergeben und wo die Unentschlossenen noch nicht zugerechnet sind.)
Die Astrologen (also nicht die Astronomen, sondern die Sterndeuter) sagen gerne, daß Horoskope nicht das Schicksal bestimmen, sondern bloß geneigt machten. So ähnlich verhält es sich mit den Umfrageergebnissen, wie sie uns derzeit präsentiert werden. Die einzig richtige und wahrhaft genaue Umfrage findet am Wahlsonntag statt.
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