Heute:
GK von Gegenstrom erwidert Hausherr
GK von Michael Amon „Spekulationen“
Liebe Leserschaft!
Langsam geht allen Akteuren die Luft aus. Den Wahlwerbern ebenso wie der ermüdeten Leserschaft. Dafür nehmen die Absonderlichkeiten kein Ende. Jener „Berater“, der ÖVP, Neos und dann auch noch Silberstein beglückte und zuletzt erklärte (und mit SMS angeblich belegte), dass er seitens der ÖVP bestochen werden sollte, hat nun als Wahrheitsbeweis den Lügendetektor-Test absolviert. Zur vollsten Wahrheit. Ja, der Detektor hat nicht mit der Wimper gezuckt bei den Aussagen von Herrn Puller. Selbiger wahrscheinlich auch nicht.
Was das wert ist? Naja, es darf gerätselt werden. So wie es wohl für immer und ewig rätselhaft bleiben wird, wer wen wo eingeschleust hat. Vor allem aber werden wir wohl nie erfahren, wer PRESSE und profil mit lückenlosem Material, einem ganzem Kompendium des Innenlebens der SPÖ und des Silbersteinteams versorgt hat. Das Redaktionsgeheimnis schützt den Verräter oder die Verräterin. Zurecht, auch wenn die Vorgangsweise der Plauderantin/des Plauderanten mindestens so fies war, wie die von Silberstein. Interessant wäre natürlich zu erfahren, ob und wieviel Geld hier geflossen ist. Ob sich jemand rächen wollte, oder ob es sich – wie man in Politkreisen munkelt – um eine eingeschleuste Person handelt.
Die Frage, was uns Österreicher nach der Wahl erwartet, wird leider nicht diskutiert. Das wäre nämlich wirklich interessant. Wünschen wird man es sich ja noch dürfen!
Charlie Chip f. d. Team Gmundl
Eine Erwiderung
Gastkommentar von Gegenstrom
an Herrn Hausherr möchte ich die Frage stellen, wieviel er für den einseitigen Wahlaufruf für Kurz bekommen hat?
Natürlich ist es als WK-Funktionär erlaubt für seine Ideale einzustehen, aber doch nicht so einseitig indem man mache Tatsachen einfach nicht sehen will – z.B. dass der Sekretär vom Kurz sehr wohl dokumentiert über Geld geschrieben hat.
Ich würde empfehlen sich selber ein Bild zu machen, welche Partei seine persönlichen Vorstellungen eines Zusammenlebens am besten vertritt.
Bitte machen Sie sich die Mühe den Test zu machen – da komme ich persönlich sicher nicht zu einer Wahlempfehlung für die neue VP mit alten Ansichten.
https://wahlkabine.at/nationalratswahl-2017/wahlkabine/1
Spekulationen
Gastkommentar von Michael Amon
Eigentlich wollte ich das allgemeine Spiel der Journalisten nicht mitspielen. Nämlich statt über Inhalte zu berichten, dauernd über Koalitionen zu spekulieren. Aber man kommt diesmal kaum daran vorbei, da Kurz und seine unneue ÖVP eher wenig Inhaltliches diskutieren, wenn es nicht mit „Flücht“ beginnt und mit „lingen“ endet. Das aber, was man weiß, läßt einen eher erschauern: Umverteilung von unten nach oben (da hilft kein Dementi von Kurz), Annäherung an Osterweiterungsstaaten statt Allianzen mit den westlichen Staaten der EU; der konservative Mief in der Familienpolitik der ÖVP bleibt uns erhalten (da hilft kein Haargel und auch nicht die späte Geburt); und europapolitisch ist nicht erkennbar, wo die ÖVP hinwill. Die Reduzierung des Sozialstaates über das Einfallstor „weniger Sozialleistungen für Ausländer“ (was dann bald auch die Inländer treffen wird) zeichnet sich ab. Auch wenn Kurz seine Herkunft aus „kleinen“ Verhältnissen beschwört, ändert das nichts daran, daß er Politik für die Großen des Geldes machen wird.
Wenn wir also über Regierungsformen nach der Wahl spekulieren, gibt es in Wahrheit nicht viele Möglichkeiten. Rot-Schwarz wird es kaum spielen. Außer Kern gewinnt und Kurz verschwindet aus der Politik (wie er das für den Fall seiner Niederlage angekündigt hat – übrigens ziemlich hochnäsig für einen 31er, alles unter dem Kanzleramt seiner nicht würdig zu finden. Wie wäre es, wenn er auch bei einer Niederlage in der Politik bliebe, und tatsächlich die bisher nur behauptete Erneuerung der ÖVP angehen würde? Kanzler kann man auch mit 40 oder 50 noch werden. Also Rot-Schwarz wird wohl kaum kommen, so wie Kern und Kurz einander in inniger Abneigung verfallen sind und angesichts der Differenzen.
Rot-Blau? Da sind die Differenzen mindestens so groß wie zwischen Roten und Schwarzen. Allerdings ist Strache in jeder Hinsicht der zugänglichere und – man glaubt es kaum – bescheidenere Typ. Trotzdem wird es Rot-Blau nicht spielen, auch wenn die deutschnationalen Schlagenden Burschenschaften lieber mit den Roten gehen als mit klerikalen Schwarzen. Aber das Klerikale in Form des Christlich-Sozialen ist bei Kurz nur mehr eine einzeilige Phrase im Wahlprogramm. Diese soziale Verwurzelung der ÖVP wurde entsorgt – ganz im Sinne derer mit der großen Kohle.
Dann bleibt eigentlich nur noch Blau-Schwarz. Die Programme sind fast deckungsgleich, als ob sie aus der selben Werkstatt stammen würden. Es würde also passen.
Alle anderen Varianten aus Rot, Grün, Blau, Pilzweiß, Pink oder Türkisschwarz kann man vergessen. Zu exotisch und jenseits von Mehrheiten.
Ein großer Schwindel, der in Österreich schon seit Jahrzehnten betrieben wird, feierte natürlich auch heuer wieder fröhliche Urständ: die Behauptung, die Österreicher könnten ihren Kanzler wählen. Nichts dergleichen können sie. Sie wählen einen Nationalrat, und die darin vertretenen Parteien schnapsen sich dann – je nach Mehrheitsverhältnissen aus – wer Kanzler wird. Darum gibt es die vielen Spekulationen, denn in Österreich ist keine Partei bereit, vorab zu sagen, welche Regierungspartnerschaften sie anstrebt. Da dürfen die Österreicher sich überraschen lassen. Aber mitzureden haben sie dabei nicht wirklich was.
Es wäre eine der großen demokratischen Fortschritte, wenn auch hierzulande – wie in den meisten Demokratien üblich – die Parteien vorher bekannt geben, welche Koalitionen sie gerne bilden würden. So aber heißt es immer: Zuerst haben die Wähler das Wort. Leider ist es dann für fünf Jahre das letzte Mal gewesen.
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