Deus ex machina – Ein neues Hotelprojekt?
Neues aus dem Schmierenkomödienstadel von Bruno Beinhart
1. Teil: Lug und Trug
Nun beginnt es auch der Gmundner Bürgermeister endlich zu begreifen, zumindest zeigt er Ansätze dazu: im Salzi.tv spricht er erstmals von Rückkauf des Seebahnhof-Grundstücks. Mit vielen Wenns und Abers gespickt, dafür „beinhart“ betonend, aber das ist er nicht, das bin nämlich ich.
Man kann es drehen und wenden wie man will: der Bürgermeister muss schon im Jänner bei der merkwürdigen Abstimmung im Gemeinderat über den Verlängerungsvertrag gewusst haben, dass längst nicht alle Unterlagen vorliegen. Er hat aber so getan, als ob im Mai mit dem Bau begonnen würde und gleichzeitig zugelassen, dass im Verlängerungsvertrag Klauseln drin stehen, die es erlauben, den Baubeginn bis zum Sankt Nimmerleinstag zu verzögern. Wir haben an dieser Stelle schon damals auf diesen Umstand mehrmals und mehrfach hingewiesen. Die Abstimmung im Gemeinderat erfolgte unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, zumindest unter Erweckung eines falschen Eindrucks. Das ist eines Bürgermeisters nicht würdig. Dass der famose Inwestohr Freunschlag den angeblich echten Investor noch immer nicht nennt, obwohl er dies mehrmals für jeweils „die kommende Woche“ oder „schon demnächst“ angekündigt hat, ist mehr als nur typisch für die ganze Hotelgeschichte.
Ob der Rückkauf des Grundstücks so einfach sein wird, wie sich der Herr Bürgermeister das vorstellt, wird sich zeigen müssen. Die Vertragslage ist höchst unklar und schwierig, da eine allgemeine Klausel über „höhere Gewalt“ enthalten ist, deren Bedeutung wohl erst in langen Gerichtsverfahren geklärt werden müsste, wenn die Vertragspartner (wer ist das jetzt eigentlich: die Asamers, Freunschlag, der reiche Onkel aus Amerika??? – ist ja im Vertrag völlig offen gelassen!) auf stur schalten. Unser Szenario ist noch immer eines, in dem die schwarze GR-Mehrheit beschliesst, die 2 Mille Pönale zu kassieren und das Grundstück den Inwestohren, welchen auch immer, zu überlassen. Immer mit dem Argument des ungewissen Ausgangs von Prozessen. Denn der ÖVP-Gemeinderat Schneditz-Bolfras kämpfte ja als Anwalt lieber für die Ex-Finanzministerin Fekter bis zum OGH gegen einen Gmundner (!) Fleischhauer, der in Attnang einen kleinen Schlachtbetrieb jenseits der Grossschlachthöfe führen wollte. Vielleicht schnallen jetzt die Gmundner Gewerbetreibenden endlich, auf wessen Seite die ÖVP wirklich steht! Aber das nur am Rande! (Ja, Babsy, ich weiss, auch in den Redaktionskonferenzen schweife ich manchmal ab. Aber es passt immer zum Thema!)
Auch SP-Vize-Bgm. Dickinger hat nun klar gemacht, dass er sich nicht länger „pflanzen“ lasse. Er werde beim nächsten GR im Juli einen Antrag auf sofortigen Rückkauf der Grundstücke einbringen. Das ist in Ordnung. Dass Dickinger jetzt sagt, er habe Freunschlag nie für einen Investor gehalten, lässt ihren Bruno Beinhart inwendig lächeln. Wir haben hier schon auf diese Tatsache hingewiesen, als Dickinger den Unsinn mit den Chalets noch als „genialen Durchbruch“ abgefeiert hat. Das sei nur um der historischen Wahrheit willen angemerkt. Traurig macht allerdings der Umstand, dass es in der Gmundner SPÖ schon vor langer Zeit genug warnende Stimmen gegeben hat, auf die nicht gehört worden ist. Man hätte also ohne grossen Flurschaden zu dieser Haltung kommen können, und es bleibt die Frage im Raum stehen, warum man wirklich solange bei diesem närrischen Treiben mitgemacht hat. Noch trauriger ist die Tatsache, dass man einen der Kritiker – wie sich nun zeigt, war er im Recht – auf nicht sehr noble Art hinausgemobbt hat. Es wird sich zeigen, ob die Äusserungen Dickingers nur eine neue Volte oder doch eine ernsthafte Kursänderung sind. Denn in Fragen Hotel war die Linie der Gmundner SP eher eine Slalomstrecke als eine geradelinige Abfahrt. Aber einem alten Sprichwort folgend: wir wollen niemanden daran hindern, klüger zu werden. Allerdings werden wir die Nachhaltigkeit der Positionierung im Auge behalten.
2. Teil: Irrungen und Wirrungen
In der Frage des Hotelbaus gibt es eine völlig neue Entwicklung. Wenn das, was derzeit in gut informierten Gmundner Kreisen nur gemunkelt wird, wirklich stimmt, dann ist das Pseudo-Projekt „Lacus Infelix“ gestorben, bevor es noch trotzt jahrelanger Trächtigkeit das Licht der Welt erblicken konnte.
Der ehemalige grüne Baustadtrat und nunmehrige ÖVP-Gemeinderat Sigi John hat angeblich ein fertiges Projekt für einen Hotelbau auf den entsprechend gewidmeten Gründen der Toskana auf dem Tisch liegen. Es wird sich erst weisen müssen, wie zuverlässig ein Wanderer durch die Parteienlandschaft ist, der auch im gastronomischen Bereich eher durch Unbeständigkeit als durch neue Ideen und innovative Höhenflüge aufgefallen ist (zuletzt Übernahme und relativ baldige Schliessung des Hacklwirts nach einem Insolvenzantrag).
Bei dem Hotel handelt es sich um ein „Smart Hotel“-Konzept (=sehr günstige Übernachtungstarife) im 3-Sterne-Bereich mit Spa. Durch die Nähe zur Kongresshalle soll eine gute Auslastung erzielt und gleichzeitig die Wohnsituation für Kongressteilnehmer verbessert werden. Dazu ist ausserdem eine starke Orientierung auf Sporttreibende vorgesehen.
Wie man hört, sind gewisse Kreise in der ÖVP über diese Aktion des ÖVP-Mandatars John eher nicht „amused“, da sie doch die Linie der Stadt-ÖVP in der Hotelsache nicht nur in Frage stellt, sondern dieser Linie wohl den Todesstoss versetzen würde, wenn die Sache tatsächlich Hand und Fuss haben sollte, und nicht nur eine weitere Irrung und Wirrung rund um Gmundner Hotel-Angelegenheiten sein sollte. Ein ÖVP-Funktionär hat ihrem Bruno Beinhart geflüstert, dass der John innerhalb der ÖVP recht ordentlich unter Druck geraten sein soll. Aber bitte, das ist natürlich nur ein Gerücht.
An sich wäre dieses Hotel-Projekt dazu geeignet, einen Ausweg aus dem Gmundner Hotel-Wirrwarr zu bieten. Das grosse Problem: auch John nennt den Investor derzeit nicht. Es ist also schwer zu beurteilen, ob es sich hier wieder um eines der typischen Gmundner Fantasiegebilde oder um ein realsierbares Projekt handelt. Angeblich wurde von der Landesseite (ÖVP-Strugl) grosses Wohlwollen signalisiert. John habe angeblich versichert, ohne Landesförderungen auszukommen. Dass das Land keine grosse Lust hat, vier Millionen für eine fragwürdige Gmundner Hotellösung auf den Tisch zu legen, ist seit einiger Zeit unübersehbar.
Gleichzeitig mit dem John’schen Hotelprojekt – die Realisierung einmal vorausgesetzt – wäre auch die Sache mit dem „Thermen“bad endgültig gestorben. Die Gemeinde würde sich und den Bürgerleins zehn Millionen und das Verschenken eines wertvollen Grundstückes ersparen. Wie man hört, ist auch die Thermenholding nicht mit grossem Eifer in der Hallenbadangelegenheit unterwegs. Dort konzentriert man sich lieber auf Investitionen im eingeführten und bewährten Bad Ischl, anstatt sich selbst in Gmunden eine kaum rentable Konkurrenz aufzubauen. Immer mit der Gefahr, sich wechselseitig an beiden Standorten zu kannibalisieren.
Zu befürchten steht allerdings, dass angesichts des geplanten Billigkonzepts die alteingesessenen Hotelbetriebe starke Einbussen erleiden. Denn nichts deutet darauf hin, dass es durch ein neues Hotel zu einem merklichen Anstieg in den Nächtigungen kommen wird. Immerhin benötigt auch dieses Hotel ungefährt 70.000 – 80.000 Nächtigungen pro Jahr. Wintersaison in Gmunden gibt es nicht, die Sommersaison ist verdammt kurz. Der nicht genannte Investor erwartet angeblich 6 % Rendite. Das wird kaum zu realisieren sein (ist aber in diesem Fall tatsächlich das Problem des Investors). Angesichts der Tatsache, dass in ganz Österreich der Sommertourismus zurückgeht, und nur der Wintertourismus noch Wachstumspotentiale hat (zumindest solange, als der Klimawandel nicht endgültig die Lagen unter 1.000 m aus dem Geschäft katapultiert), ist die Idee, Gmunden auf den Tourismus zu konzentrieren, mit hoher Sicherheit zum Scheitern verurteilt. Bester Beweis: wer in Prospekten die Gmundner „Erlebnismuseen“ als Asset anpreist, hat nicht kapiert, wie lächerlich das ist.
Dass SP-VzBgm. Dickinger seine Forderung, man möge sich jetzt „auf die Toskana konzentrieren“ im Wissen um diese Gerüchte erhoben hat, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Besser als solche taktischen Spielereien wäre es, der Gmundner Bevölkerung solche Neuheiten, so sie Hand und Fuss haben, schleunigst vorzulegen und zu erläutern. Nach den schlechten Erfahrungen rund um Lacus Infelix muss man auch verlangen, dass der Investor genannt wird. Nur dann kann man einschätzen, ob der Zug wirklich Fahrt aufnimmt, und wohin die Reise geht. Über Investoren wurde genug geschwiegen, wir wollen endlich Pinke sehen …
Bruno Beinhart für das Team Gmundl