Weil der Herr Gmundl sonst immer ein recht ein Heisssporn ist und sich kein Blattl vor den Mund nimmt, und manche auch sagen, dass er ziemlich goschert ist, deshalb ist er heute ruhig. In sich gekehrt. Nicht maulfaul, aber am Beginn der Fastenzeit ist Zeit zum Innehalten und Nachdenken. Einmal nicht wütend sein. Nein, heute ist der Herr Gmundl nachdenklich und erlaubt sich einen kleinen Happen Traurigkeit.
Weil es nämlich ein Trauerspiel ist, was wir in den letzten Tagen vorgesetzt bekommen haben. Der Herr Hochegger hat mit Politikern aus allen Parteien Verträge gehabt. Mitten drin in der Korruptionsrepublik ist der gesessen. Gesetzeskonform, weil man vor vier Jahren sogar das sogenannte Anfüttern ausser Strafe gestellt hat. Das hat nichts mit Schweinen zu tun. Zumindest nichts mit jenen netten Schweinderln, wie sie die Schweinsbratenesser so lieben, und denen die Herzen der Vegetarier gehören. Sind ja gscheite Viecherln, die Schweinderln. Was man von vielen unserer Politiker nicht sagen kann, schon gar nicht nach dem, was der Hochegger im U-Ausschuss gesagt hat. Anfüttern heisst, man macht sich bei jemandem beliebt, der einem in der Zukunft dann wohl gesonnen ist. Man erweist Gefälligkeiten in der Gegenwart in der Hoffnung auf Gegengefälligkeiten in der Zukunft. Aber wie auch immer. Und was immer der Hochegger wirklich gemacht hat. Wir sind eine Republik der Anfütterer, der Angefütterten. Und der Rest der Angefressenen, die hat niemand angefüttert. Die Anfütterer und die Angefütterten sind mitten unter uns. Ist das nicht schweinetraurig?
Klar, Herr Gmundl ist traurig. Er hat sich am Aschermittwoch, ganz zeitig in der Früh, sein Aschenkreuzerl geholt. Auf die Stirne zeichnen lassen. Und die wird jetzt nicht gewaschen, den ganzen Tag, bis das Aschenkreuzerl weg ist.Jetzt ist er ein Gezeichneter. Lieber ein Kreuzerl am Hirn als Geldgier im Herz. Das Traurigsein wird dem Herrn Gmundl bleiben. Ist es nicht irrsinnig traurig, dass die Leute den Hals nicht voll bekommen? Dass niemand mehr etwas aus Überzeugung macht? Dass man immer gleich die dezent geöffnete Pfote sieht? Und manchmal auch die undezent geöffnete, wenn wir an den Auftritt von Ex-Minister Strasser denken. Wie tief kann man sinken, wenn man sich nach dem Mammon zu bücken versucht?
Ist es nicht traurig – und jetzt kommen wir nach Gmunden – dass auch hier Leute herumlaufen, die so tun, als ob sie nur aus sozialen Gründen in der Politik wären, und die Wirklichkeit ist eine ganz andere? Es ist traurig, dass es Politiker gibt, die ihre Geschäfte immer mit der öffentlichen Hand machen. Und die nur deshalb in der Politik sind, um den Auftraggebern nah zu sein. Und wir Depperten, all die kleinen Gmundls wie der Herr Gmundl, zahlen die Rechnung.
Besonders traurig ist der Herr Gmundl, wenn das Leute sind, die sich als sozialdemokratisch oder als christlich-sozial darstellen. Und am traurigsten ist Herr Gmundl natürlich, wir wissen inzwischen um seinen tiefroten Grossvater, wenn das bei den Roten vorkommt. Dass dort Leute sind, denen es nurmehr um Posten und Geld geht. Das ist traurig. Schweinetraurig.
Es ist so zynisch von diesen Leuten. Sie spielen mit den Gefühlen ihrer Wähler, die ihnen vertrauen. Sie belügen die Öffentlichkeit über ihre wahren Absichten. Und immer finden wir sie im Umfeld öffentlicher Einrichtungen. Wo sie absahnen. Abkassieren. Es ist eine Schande. Es ist schmählich. Es ist schweinetraurig. Sautraurig. Schändlich.
Herr Gmundl geht traurig in die Fastenzeit. Das ist angemessen. Aber das Verhalten mancher Leute, die sogar ihre eigenen Partei“freunde“ hinter das Licht ihrer dunklen Geschäfte führen, die vertrauensvoll hoffenden Jungen in den Parteien zynisch für ihre eigenen Ziele einsetzen, dieses Verhalten ist nicht angemessen.
Leider haben zwanzig Jahre Gier, Herr Gmundl kennt diese Jahre nicht alle, hat die nämlich wegen Geburtsverspätung nicht alle selbst erlebt, aber er kennt die Folgen, mit denen lebt er, wie hunderttausende andere Junge auch in diesem Land, leider haben diese zwanzig Jahre des Gehirn- und Anstandsverlustes alle Institutionen der Gesellschaft verändert. Alle sozialen Schichten. Alle Ebenen der Gesellschaft.
Nein, Herr Gmundl wird nicht aufgeben. Nicht resignieren nicht, lautet die Parole. Aber fünf Minuten Traurigkeit, jeden Tag die nächsten vierzig Tage bis Ostern, die gibt er sich, der Herr Gmundl.
Fastenchillout.
Und am Karfreitag nageln sie wieder einen ans Kreuz, einen, der nicht mittanzte beim Tanz ums Goldene Kalb.