Archive for Februar 2012

Asche aufs Haupt am Aschermittwoch
22. Februar 2012

Weil der Herr Gmundl sonst immer ein recht ein Heisssporn ist und sich kein Blattl vor den Mund nimmt, und manche auch sagen, dass er ziemlich goschert ist, deshalb ist er heute ruhig. In sich gekehrt. Nicht maulfaul, aber am Beginn der Fastenzeit ist Zeit zum Innehalten und Nachdenken. Einmal nicht wütend sein. Nein, heute ist der Herr Gmundl nachdenklich und erlaubt sich einen kleinen Happen Traurigkeit.

Weil es nämlich ein Trauerspiel ist, was wir in den letzten Tagen vorgesetzt bekommen haben. Der Herr Hochegger hat mit Politikern aus allen Parteien Verträge gehabt. Mitten drin in der Korruptionsrepublik ist der gesessen. Gesetzeskonform, weil man vor vier Jahren sogar das sogenannte Anfüttern ausser Strafe gestellt hat. Das hat nichts mit Schweinen zu tun. Zumindest nichts mit jenen netten Schweinderln, wie sie die Schweinsbratenesser so lieben, und denen die Herzen der Vegetarier gehören. Sind ja gscheite Viecherln, die Schweinderln. Was man von vielen unserer Politiker nicht sagen kann, schon gar nicht nach dem, was der Hochegger im U-Ausschuss gesagt hat. Anfüttern heisst, man macht sich bei jemandem beliebt, der einem in der Zukunft dann wohl gesonnen ist. Man erweist Gefälligkeiten in der Gegenwart in der Hoffnung auf Gegengefälligkeiten in der Zukunft. Aber wie auch immer. Und was immer der Hochegger wirklich gemacht hat. Wir sind eine Republik der Anfütterer, der Angefütterten. Und der Rest der Angefressenen, die hat niemand angefüttert. Die Anfütterer und die Angefütterten sind mitten unter uns. Ist das nicht schweinetraurig?

Klar, Herr Gmundl ist traurig. Er hat sich am Aschermittwoch, ganz zeitig in der Früh, sein Aschenkreuzerl geholt. Auf die Stirne zeichnen lassen. Und die wird jetzt nicht gewaschen, den ganzen Tag, bis das Aschenkreuzerl weg ist.Jetzt ist er ein Gezeichneter. Lieber ein Kreuzerl am Hirn als Geldgier im Herz. Das Traurigsein wird dem Herrn Gmundl bleiben. Ist es nicht irrsinnig traurig, dass die Leute den Hals nicht voll bekommen? Dass niemand mehr etwas aus Überzeugung macht? Dass man immer gleich die dezent geöffnete Pfote sieht? Und manchmal auch die undezent geöffnete, wenn wir an den Auftritt von Ex-Minister Strasser denken. Wie tief kann man sinken, wenn man sich nach dem Mammon zu bücken versucht?

Ist es nicht traurig – und jetzt kommen wir nach Gmunden – dass auch hier Leute herumlaufen, die so tun, als ob sie nur aus sozialen Gründen in der Politik wären, und die Wirklichkeit ist eine ganz andere? Es ist traurig, dass es Politiker gibt, die ihre Geschäfte immer mit der öffentlichen Hand machen. Und die nur deshalb in der Politik sind, um den Auftraggebern nah zu sein. Und wir Depperten, all die kleinen Gmundls wie der Herr Gmundl, zahlen die Rechnung.

Besonders traurig ist der Herr Gmundl, wenn das Leute sind, die sich als sozialdemokratisch oder als christlich-sozial darstellen. Und am traurigsten ist Herr Gmundl natürlich, wir wissen inzwischen um seinen tiefroten Grossvater, wenn das bei den Roten vorkommt. Dass dort Leute sind, denen es nurmehr um Posten und Geld geht. Das ist traurig. Schweinetraurig.

Es ist so zynisch von diesen Leuten. Sie spielen mit den Gefühlen ihrer Wähler, die ihnen vertrauen. Sie belügen die Öffentlichkeit über ihre wahren Absichten. Und immer finden wir sie im Umfeld öffentlicher Einrichtungen. Wo sie absahnen. Abkassieren. Es ist eine Schande. Es ist schmählich. Es ist schweinetraurig. Sautraurig. Schändlich.

Herr Gmundl geht traurig in die Fastenzeit. Das ist angemessen. Aber das Verhalten mancher Leute, die sogar ihre eigenen Partei“freunde“ hinter das Licht ihrer dunklen Geschäfte führen, die vertrauensvoll hoffenden Jungen in den Parteien zynisch für ihre eigenen Ziele einsetzen, dieses Verhalten ist nicht angemessen.

Leider haben zwanzig Jahre Gier, Herr Gmundl kennt diese Jahre nicht alle, hat die nämlich wegen Geburtsverspätung nicht alle selbst erlebt, aber er kennt die Folgen, mit denen lebt er, wie hunderttausende andere Junge auch in diesem Land, leider haben diese zwanzig Jahre des Gehirn- und Anstandsverlustes alle Institutionen der Gesellschaft verändert. Alle sozialen Schichten. Alle Ebenen der Gesellschaft.

Nein, Herr Gmundl wird nicht aufgeben. Nicht resignieren nicht, lautet die Parole. Aber fünf Minuten Traurigkeit, jeden Tag die nächsten vierzig Tage bis Ostern, die gibt er sich, der Herr Gmundl.

Fastenchillout.

Und am Karfreitag nageln sie wieder einen ans Kreuz, einen, der nicht mittanzte beim Tanz ums Goldene Kalb.

 

Köppl-Festspiele
13. Februar 2012

Wer sich in den letzten Tagen trotz der Strassenglätte quer durch Gmunden zu bewegen getraut hat, der konnte Verfolgungswahn bekommen. An jeder Ecke grinst dem gequälten Bürger ein Köppl-Plakat entgegen. Zahlen tuns eh die besteuerten, pensionsangeglichenen, ausgabengekürzten und schuldgebremsten Bürgerleins. Shit happens. Für jene unter uns, die nicht wissen, wer Köppl ist: der ÖVP-Bürgermeister unserer kleinen Stadt. Ja, man muss das dazusagen. Denn wenn man den Umfragen glauben darf, kennen zwei bis drei Prozent der Bewohner Gmundens den Köppl nicht. Ist so. Auch wenn mans nicht glauben kann. Angeblich laufen die sogar frei herum.

Auf allen Strassen ist Ruh, nur der Köppl schaut uns allerweil zu. Es war zuletzt ja ziemlich visionärrisch hier in der Stadt. Liegt vielleicht am Fasching. Wir erinnern uns: Visionen sind das, was man mit dem Hausarzt besprechen sollte. So schauen die Gmundner Visionen auch aus. Eine Sammlung von verstaubten Wahlversprechen (Traunseetherme) und undurchschaubaren Privatinteressen (Hotel lacus infelix). Und weil die Bürger schön langsam unruhig werden, die nächsten Wahlen zwar noch weit in der Zukunft liegen, aber sich doch schon am Horizont abzeichnen, und die langmütigen Bürger die Versprechungen vom letzten Mal nicht so recht vergessen wollen, muss der Bürgermeister ausrücken und alles zurechtrücken: die Wahlversprecher, die Visionen, die ganze Stadt und sich selbst vielleicht auch. Seit der Sache mit dem Stadtamtdirektor ist der arme Mann erkennbar aus dem Gleichgewicht, was sogar der Herr Gmundl verstehen kann. Dass Köppl sich gleich selbst zum Opfer stilisiert hat, war zwar einigermassen übertrieben und ein wenig pietätlos. Aber natürlich ist es keine Hetz, wenn der ranghöchste Mitarbeiter eines Bürgermeisters letale Konsequenzen daraus zieht, dass sein Chef zu einsamen Beschlüssen, Alleingängen und ganz allgemein zu Wutausbrüchen neigt. Da kann ein Mensch in der Krise schon eine Krise bekommen. Dem Toten dann seinen Selbstmord auch noch vorzuwerfen, ist aber nicht wirklich elegant. Cool schon gar nicht. Aber wir wissen, dass Eleganz in Gmunden Mangelware ist. Coolness auch. Und zwar überall. In der Mode, im Benehmen, in den Herzen. Gmunden ist denkbar unelegant.Und cool ists nur in diesen Tagen, da die Seeränder leicht anfrieren.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Die Leserschaft kennt und schätzt halt diese kleinen Abschweifungen, sagt sich Herr Gmundl.

Also in der ganzen Stadt Köppl-Plakate mit der Einladung zu einer Bürgerinformation am heutigen Montag im Stadttheater. Blöderweise hat er die anderen Parteien vorher nicht informiert. Und jetzt machen die ein ziemliches Theater. Ein Tamtam. Was auch in Ordnung ist. Klar gehört dem Köppl politisch eine aufgelegt, wenn er so selbstherrlich agiert. Aber was tut die VGO (Vereinigte Gmundner Opposition)? Sie schwächelt! Was heisst schwächelt! Die röchelt nicht mal mehr. Strategisch und intellektuell am Arsch, da kann der Dickinger noch so intellektuell dreinzuschauen versuchen und mit Pfeife und Ohren wackeln. Die VGO (also SPÖ, Grüne und FPÖ) haben nämlich beschlossen, den Köppl ganz fürchterlich zu bestrafen. Sie gehen nicht zur Bürgerversammlung. Da wird der Köppl sich aber fürchten, wenn er keinen Dickinger sieht und keinen Grampelhuber und keine Bors. Wird ihm unheimlich unangenehm sein, dass ihm niemand von den anderen Parteien blöde Fragen stellen wird. Tolle Strategie! Wer ist denn auf diese Idee gekommen? Dem gehört nämlich der „Große Köppl-Verdienstorden am Schwanenhals“ umgehängt für Verdienste um die ÖVP und die Bürgermeisterschaft Köppls.

Liebe Leute von der VGO: Falls ihr es nicht kapiert habt – Politik heisst Diskussion und Auseinandersetzung. Folglich: hingehen und dem Köppl nicht das Wort, die Regie und die Führung überlassen. Im Stadttheater sein und ordentlich ein Theater machen. Tamtam! Lasst die Derwische hüpfen und die Puppen tanzen! Ist ja Fasching!

Und der Polit-Dilettant, dem das eingefallen ist, der stellt sich hinter dem Köppl auf die Bühne, links hinten ins Eckerl mit dem Rücken zu den Leut, und schämt sich laut und vernehmlich. Und verspricht: „So eine dumme Idee habe ich nie wieder.“

Die Bürger und Mitglieder aller Nicht-ÖVP-Parteien kann man dagegen nur auffordern: gehts hin, stellts Fragen, lassts den Köppl nicht so billig davonkommen. Haltet dagegen! Und nehmts euch kein Beispiel an der VGO. Und der SP-Dickinger steht eine Stunde zusätzlich im Eckerl, ohne Pfeife, weil der Herr Gmundl hat den Verdacht, dass das dem seine Idee war mit dem Nichthingehen.

(Natürlich gilt für alle handelnden und nicht handelnden Personen die Unschulds- und Nüchternheitsvermutung.)

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