„Noch so ein Sieg …“
Das Antike Griechenland. Ungefähr 300 vor unserer Zeitrechnung.
Pyrrhos (Pyrrhus), König von Epirus, Sohn des Äakides, bestieg, zwölf Jahre alt, den väterlichen Thron, ward aber um 301 auf Betreiben Kassandros‘ wieder vertrieben und begab sich zu Demetrios Poliorketes, dem Gemahl seiner Schwester Deidamia, sodann nach Alexandria. Von seinem Schwiegervater unterstützt, gelangte er 295 wieder in den Besitz des väterlichen Reiches und setzte sich von hier aus 287 auch in den von Mazedonien, das er jedoch nach sieben Monaten wieder verlor.
Von den Tarentinern gegen die Römer zu Hilfe gerufen, schiffte er sich im Frühjahr 280 mit 25,000 Mann und 20 Elefanten dahin ein, um sich nach dem Vorbild Alexanders d. Gr. ein griechisch-italisches Reich zu erobern. Er gewann bei Herakleia am Flusse Siris, drang dann fast bis nach Rom vor, musste aber wegen der von den Römern getroffenen Gegenmassregeln Kehrt machen, und auch die Versuche, einen vorteilhaften Frieden zu schliessen, scheiterten an ihrem Mut und ihrer Vaterlandsliebe. 279 verzeichnete er zwar noch einen Sieg bei Ausculum in Apulien, aber mit so grossem Verlust (daher Pyrrhussieg einen Sieg bedeutet, dessen Gewinn durch den Verlust überboten wird), dass er von der Eroberung Roms ablassen musste. Pyrrhus sagte nach der Schlacht zu einem Vertrauten: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren.“
Die Strenge und Willkür von Pyrrhus riefen bald Aufstände in den Städten hervor. Dies und die Bedrängnis seiner Bundesgenossen, der Samniter, bestimmten ihn, 276 nach Italien zurückzukehren. Er erlitt aber auf der Überfahrt durch einen Angriff der Karthager und durch Sturm grossen Verlust und wurde 275 von M‘ Curius Dentatus bei Benevent völlig geschlagen.
Ein danach unternommener Feldzug gegen Sparta schlug ebenfalls fehl, und Pyrrhus wurde kurz danach in Argos durch einen vom Dach herabgeworfenen Ziegelstein getötet.
„… und wir sind verloren“ (König Pyrrhus, 279 v. Chr.)
Bürgermeister Köppl, der König Pyrrhus von Gmunden, hat einen solchen Sieg errungen. Sein Dachziegel werden die Gemeinderatswahlen im Jahr 2015 sein. (Zum Glück unblutig, im Gegensatz zur Antike!) Ein Sieg mit fragwürdigen Mitteln, die wohl noch rechtlich zu überprüfen sein werden. Er und seine ÖVP (sowei ein paar FPÖ-Mandatare) stimmten für eine Vertragsverlängerung rund um die unendliche Hotelgeschichte.
Das Ergebnis: fast nur Verlierer. Eine ÖVP, die – man kann es auf dem Mitschnitt der letzten Gemeinderatssitzung auf salzi.at ansehen – völlig entgleist und ihr erbärmliches Politniveau in Person von Frau Mizelli demonstriert,sich dabei als das präsentiert, was sie nunmehr ist: Handlanger-Organisation von Grundstücksspekulanten und dahinterstehenden Banken. Blamierte Gmundner „Geschäftsleute“, die sich für das Hotel eingesetzt haben – genau jene Leute, die uns schon vor Jahren die Rettung der Innenstadt versprachen, wenn nur das Parkplatzverbot am Rathausplatz aufgehoben wird. Die Folgen sind bekannt: ein ausserhalb der Saison mit Autos vollgerammelter Rathausplatz, und die Innenstadt starb und stirbt weiter. Nun gilt als neuer Heilsbringer das Hotel. Sollte dieser Kobel jemals errichtet werden (in diesem Blog wurde das immer bezweifelt), dann vermutlich mit einer kleinen Shopping-Mall (in alten Plänen war sie noch zu finden), die erst recht Käufer aus der Innenstadt abziehen wird.
Die Hoteliers aber, die glaubten, dieses Projekt unterstützen zu müssen, werden spätestens dann bitter erwachen, wenn an den alteingesessenen Herbergsbetrieben vorbei die Billigsttouristen autobusweise ins Lacus Infelix gekarrt werden, angezogen von Billigstangeboten, um im Hotel-Schandfleck des Salzkammerguts wenigstens einen Teil der Fixkosten einzuspielen. Denn – wie wir inzwischen wissen: keines der Asamer-Hotelprojekte hat sich als wirtschaftlich lebensfähig erwiesen. Der Freisitz: immer nur Verluste, steht zum Verkauf, wie man hört. Das Hotel Mondsee: soeben an vier Mondsee-Gemeinden verkauft, wobei das Land OÖ 1,9 Millionen beisteuerte – zum Wohle der Famlie Asamer. Das Lacus Felix wird diese „Erfolgs“geschichte fortsetzen, so es jemals in der derzeit behaupteten Form errichtet werden sollte. Die Verluste der Bürgerinnen und Bürger wandern als Gewinn in die Taschen einer Unternehmerfamilie, einer Bank und einiger Spekulanten (die fälschlich als „Investoren“ bezeichnet werden). Sie zählen zu den wenigen Gewinnern. Altbekanntes Motto: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
Weitere Verlierer:
a) die Bevölkerung Gmundens und jene Menschen, denen das Landschaftsbild ein Wert an sich ist, der nicht zur freien Verfügung von Grundstücksspekulanten stehen und deren Interessen geopfert werden darf.
b) die Gmundner SPÖ: was nützt eine brilliante Rede von Vzbgm. Dickinger, wenn sich in der SP zu spät die Erkenntnis durchgesetzt hat, jahrelang gefoppt worden zu sein? Dazu der Verlust eines Gemeindesrates, der vor dieser Meinungsänderung der SPÖ schon kritisch zum Hotel stand und sich mit der SP überwarf (oder die SP mit ihm, je nach Lesart). Hier ist Dickinger als Parteiobmann gefordert, dafür zu sorgen, dass in seiner Partei persönliche Animositäten nicht zu personellen Aderlässen führen.
c) die Gmundner FPÖ: in dieser Frage gespalten. Dass einige FP-Mandatare mit der ÖVP stimmten, wird die FPÖ vermutlich noch zu spüren bekommen. Wer hier mit der ÖVP ging, hat die Interessen der kleinen Leute ignoriert und verraten. Man darf gespannt sein, wie die FPÖ sich hierorts entwickelt: in Richtung Helfershelfer der ÖVP oder in jene Richtung, die mit der „Allianz für Gmunden“ angedacht worden ist.
d) Die Grünen: auch wenn sie heftigen Widerstand geleistet haben und hier vor Ort mit bewunderswerter Courage ihre Linie gehalten haben – von den Landesgrünen wurden sie schmählich hängen gelassen. Koalitionsräson auf Landesebene wurde offensichtlich über grüne Prinzipien gestellt. Hier sind dringliche Fragen an die Landesgrünen zu stellen, insbesondere, ob sie wirklich auf Dauer das Beiwagerl der ÖVP sein und dem schwarzen Machterhalt dienen wollen. Die grüne Handschrift ist momentan nichteinmal als blass-grün zu erkennen. Gmunden ist praktisch der Eingang ins Salzkammergut. Zur Verschandelung dieses Eingangs hätte man gerne etwas Deutliches von den Landesgrünen gehört.
Zu schlechter Letzt wird sich auch Köppl und die ÖVP dieses vermeintlichen Siegs nicht freuen können. Die grossen Versprechungen, die an dieses Hotel geknüpft worden sind, werden platzen wie eine Seifenblase. Im Hinblick auf eine bessere Entwicklung Gmundens wurden wertvolle Jahre (und wertvolle Grundstücke) verschleudert. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik ist auf dem Nullpunkt. Eine grosse Chance für eine grosse Lösung (Hotel+Hallenbad+Kongresszentrum) wurde ebenso vergeben, wie die Chance auf eine gute kleinere Lösung (Hotel auf dem Platz des ehemaligen Parkhotels).
Aus heutiger Sicht kann man sagen: die nun von der ÖVP in die Wege geleitete Lösung dient nicht den Interessen Gmundens, sondern denen eines Kreises von Spekulanten, von de facto-Pleitiers und einer ÖVP-nahen Grossbank, die längst auch selbst gegen die Interessen ihrer Genossenschafter arbeitet.
Gmunden steht vor einem Trümmerfeld. Hotel lässt sich auf diesen Trümmern mit hoher Sicherheit keines errichten.
Bruno Beinhart für das Team Gmundl
PS.: Wir werden in den nächsten Tagen hier in diesem Blog einige interessante Überlegungen zur Aufhellung der Ereignisse veröffentlichen. Wir danken unseren Treuen Leserinnen und Lesern, die in den letzten acht Tagen wiederum in erstaunlicher Zahl auf unseren Blog zugegriffen haben. Allein von Montag bis Freitag der Vorwoche hatten wir merh als 3.000 Zugriffe. Gestern und vorgestern erneut weit über 1.000. Wir bleiben am Ball.
„Lacus-Felix“ – Nomen est omen
Mit großer Leidenschaft verfolge ich als Außenstehender die Diskussionen und Meinungen in den Leserbriefen und Bloggs zum Thema Lacus Felix. Dass in Gmunden Hotels bzw. ordentliche Übernachtungsmöglichkeiten benötigt werden, steht meiner Meinung nach nicht zur Debatte. Meine Einstellung zu dem Thema ist als neutral anzusehen. Was mich jedoch köstlich sind die Anspielungen zur Denkmalpflege und ganz besonders der Leserbrief in der Tips von Herrn Moser – der doch tatsächlich den Denkmalschutz im Toskanapark erwähnt. Ist doch sein Einkaufspark verantwortlich für die größte archäologische Kulturgutvernichtung im Stadtgebiet von Gmunden in jüngerer Zeit. (So viel zum Thema Wasser predigen und Wein trinken.)
Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist daher die Namensgebung des geplanten Hotelkomplexes – „Lacus Felix“ – stammt doch tatsächlich aus römischer Zeit und beschreibt vermutlich die lateinische Namensgebung des Traunsees. (Nicht belegt) Die Römer waren also auch in Gmunden (belegt).
Da die geschichtliche Vergangenheit dem Anschein nach weder die Hotelbefürworter noch die Hotelgegner beschäftigt, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, dass sich am geplanten Hotelstandort vielleicht archäologische Denkmale befinden könnten. Tatsächlich kann man davon ausgehen, dass aus topografischen Gegebenheiten den Römern der Landweg zwischen Ebensee und Gmunden verwehrt blieb. Schiffsverkehr hingegen war damals nichts Unbekanntes – und wo Schiffe verkehren gibt es auch Häfen. Im Fall Gmunden liegt die Vermutung sehr nahe, dass sich dieser Hafen im Bereich des heutigen Seebahnhofes befunden hat. Diese These wird aufgrund der nächst gelegenen, derzeit bekannten, römischen Siedlungstätigkeit in Engelhof begründet. Von dem abgesehen, erschweren die Strömungen des Traunflusses zur damaligen Zeit eine Anlandung im Bereich des Stadtplatzes.
Womöglich befindet sich aber auch im Bereich des Seebahnhofes eine prähistorische Pfahlbausiedlung. Stellt man Vergleiche mit dem „Weltkulturerbe Pfahlbau“ an, so könnte man tatsächlich diese Annahme aufstellen. Interessanterweise befindet sich nämlich am Mondsee und auch am Attersee jeweils am Auslauf eine bedeutende Pfahlbausiedlung.
Aber zum Glück befinden wir uns in Österreich! Unserer eigenen kulturellen Identität zum Trotz verliert zu diesem Thema keiner ein Wort. Selbst die eigentlich dafür zuständige Behörde zeigt kein Interesse an der Kulturvernichtung. Die Behörde betreibt nicht einmal noch archäologische Forschung. Dafür verweigert sie im Gegenzug der Bevölkerung die Forschungstätigkeit. Mit einer einzigen, zuständigen Person für Oberösterreich, kann man dem „Bedenkmalamt“ aber vermutlich nicht einmal einen Vorwurf machen. Aus Sicht der interessierten Öffentlichkeit hat es aber leider den Anschein, dass unser kulturelles Erbe der Wirtschaft geopfert wird.
Als Fazit kann man den Hotelbetreibern nur wünschen, dass sie nicht über die eigene, geschichtsträchtige Namensgebung stolpern. Geschichtliche Hinterlassenschaften haben schon so manches Projekt wesentlich verteuert. Hoffen wir doch mal, dass niemand mit der Idee einer archäologischen Forschungsarbeit aufwartet und womöglich auch noch etwas findet. Dann kann man nämlich mit den vielen amüsanten Leserbriefen und Bloggs zu diesem Thema noch einmal in die Verlängerung gehen.
Conclusio: Siehe Rede Langwiesner im GR, auch wenn viele diese für einen theatralischen Gag gehalten haben mögen. Schad.
Gruss E.J.Langwiesner (zukünfti ejl.)
Mir net! Eine Wackere Rede tut das gewesen sein tun. Man sollterte diese Rede ins Lacus Infelix reinmeisseln tun, für die zukünftigen Besucher der Ruine. Von wegen Ruine: Vielleicht tut das die eigentlich Absicht sein tun, nämlich Touristen herholen tun machen, die was den sinnlosesten und schändlichsten Hotelbau des Salzkammerguts als Ruine besichtigen wollen tun. Team Gmundl
Ja bitte, bleibt am Ball! Eure Beiträge sind immer höchst aufschlussreich, ich bin – obwohl ich nicht mehr in Gmunden lebe – ein treuer Leser Eures Blogs.
Ein neuer Akt im Trauerspiel wird eröffnet. Aber es sollen „Schauspieler“ wegen miserabler Leisutngen ja auch schon während der Aufführung mit Tomaten und Eiern beworfen worden sein 🙂
Pyrrhus-Sieg:
Bruno Beinhart, wie Recht Sie haben. Wenn es nicht so traurig waere fuer die Natur, die Landschaft, die jetzt vergewaltigt werden soll, indem man die wunderbaren alten Baeume auf der Halbinsel faellt u. damit das Landschaftsbild kaputtmacht, koennte man ja schadenfroh dem Wahljahr 2015 entgensehen. Denn dann kriegen die OEVP und die FPOE sowieso ihre Watschen fuer ihre Politik, die SPOE Politiker bekommen auch von den Waehlern ihre Rechnung, weil sie sich von der OEVP so lange hinhalten haben lassen, u. ziemlich lax waren, die Situation zu bereinigen. Die mutigen Gmundner Gruenen werden hoffentlich von der Bevoelkerung bei den Wahlen belohnt werden, obwohl sie, von den Landesgruenen (Rudi Anschober will ja auch seinen Landesratsjob behalten u. will den Herrn LH Puehringer nicht vergraemen) in Stich gelassen wurden.
Spannend wird es, wie es mit der FPOE weitergehen wird. Es zeichnet sich ein Knittelfeld in Gmunden ab. Herrn Grampelhuber, dessen politische Linie ich nicht teile, muss ich doch meinen Respekt aussprechen fuer seine Standhaftigkeit zur Allianz fuer Gmunden. Nichts nimmt der Waehler mehr uebel, als wenn die Politiker dauernd „umfallen“. Da es ja nicht mehr so lange hin ist bis zu den Wahlen u. viellelicht die Buerger durch Baulaerm u. Dreck immer wieder erinnert werden, was man ihnen angetan hat, ist zu erwarten, dass die OEVP ihre absolute Mehrheit verlieren wird, und wenn die FPOE keine anderen Persoenlichkeiten als diese 3 abgesprungenen anzubieten hat, dann wird es fuer sie auch schlecht ausschauen.
,
Habe den Link von einer/m poster(in) auf salzi.at gefunden.
http://www.denkmalpflege.at/index.php/78-die-sowjetmoderne-erreicht-gmunden-lacus-felix
lesenswert
Und die Zukunft des lacus felix nachzulesen : unter http://www.salzi.at/2014/01/schlosshotel-mondsee-verkauft-land-gemeinden-springen-ein/