Wir erlauben uns, heute ein Posting, das unter KOMMENTARE bereits vor ein paar Stunden online ging, hier nochmals als Blog-Beitrag zu bringen. Unser lieber AndyB GABT hat ihn verfaßt. Da viele sich mit dem Ansteuern der Kommentare schwer tun, haben wir den Beitrag hier nochmals gebracht. Unverändert. Originalton. Unredigiert. Aber authentisch. Überlegungen, zu denen unsere Politiker offensichtlich nicht in der Lage sind. Und mir tunmir derselben Meinung sein tun, gell!
Am Sonntag kommt dann ein Blog von der Babsy über die chinesische Sprache und 160 Millionen Umsatz. Mehr tunmir jetzt nicht verraten tun. B. B.
Ein Kommentar von AndyB über die Gmundner Misère
Da ich nun schon einmal “in Fahrt bin”, muss ich auch noch meine anderen Gedanken zu Papier … äääh … Schirm .. Tastatur bringen.
“Lassen Sie es raus” würde der Psychiater sagen ….
Ich möchte noch einmal etwas grundsätzliches schreiben, was Gmunden, Tourismus etc. betrifft.
Zuerst einmal muss ich sagen : auch wenn ich kein “unter dem Traunstein geborener bin” liegt mir Gmunden am Herzen. Ich bin kein notorischer “Schwarzseher” und auch kein notorischer “Alles-schlecht-Macher”, der sich jedem Projekt verschließt.
Also, anschnallen, es geht los^^
Es gibt verschiedene Arten von Touristen (ja, klar, das wissen wir alle … aber anscheinend doch nicht).
Viele Gmundner und vor allem der völlig fehlbesetzte Tourismusmanager haben völlig verschiedene Meinungen und Vorstellungen, was ein Tourist überhaupt will. Ein Tourist hat völlig andere Vorstellungen von seinem Urlaubsort als ein Bürger der Stadt.
Ein Großteil der Bürger weiß überhaupt nicht zu schätzen, an was für einem Platz er lebt, denn für viele ist ja eigentlich alles selbstverständlich. Er kennt es ja nicht anders. “Ist halt der Berg da und der See, na die sind halt da, jeden Tag, nixx besonderes halt”.
Da ist schon der erste Denkfehler! Es ist halt etwas besonderes! Das einmalige Panorama, die Sicht auf den See und auf die vielen Berge, die bei jedem Wetter anders aussehen und zu jeder Jahreszeit einen besonderen Reiz haben.
Die vielen nahen Bergseen, der Standort, der eine unglaubliche Auswahl an Touren bietet, ob nun zum klettern, wandern, baden, relaxen oder was auch immer.
Alles selbstverständlich?!
Für viele Großstadt Bewohner ist es das ein Paradies. Und für mich ist es auch heute noch ein Paradies. Ich weiß es jeden Tag aufs neue zu schätzen.
Welche Arten von Touristen gibt es nun und was will man überhaupt?
Sauftouristen : man könnte ein Lacus Alkoholix bauen und den ganzen Tag durch grölende und saufende Touristen laufen und versuchen, Mallorca den Rang abzulaufen. Aber wer will das schon?!
Edeltouristen und Promis : dafür fehlt jegliche Grundlage, Infrastruktur, Freizeitgestaltung, Gastronomie. Man müsste schon die Stadt einstampfen und neu bauen.
Spring Break : naja …. äääh …. lieber doch nicht …
Ich höre besser mit der Auflistung auf, denn Gmunden ist für die meisten Touristen Gruppen völlig uninteressant.
Es bleibt der “normale Wander-, Kletter- und Relax Tourist” übrig und hier wird alles erfolgreich getan, um diesen auch noch zu vertreiben.
Diese Art von Tourist braucht weder ein Fünf Sterne Hotel, noch braucht er ein Einkaufszentrum (denn die hat er Zuhause in Massen).
Allerdings braucht er auch keine Innenstadtruinen, leere Geschäfte in der Innenstadt, hässliche Großstadtbauten, nicht mehr zugängliche Seengrundstücke, eine, über Jahre nicht existente, Seilbahn, Straßenbahnen bis nach Wien^^ etc.
Es wird einfach wild drauf los gebaut und ohne Sinn und Verstand da was hin geklatscht und dort. Es wird nahezu alles genehmigt, egal wie sehr es die Stadt verschandelt. Die Bahnhofstr. ist Schandfleck ohne gleichen.
Man will alles und vor allem Touristen (….. *ähem* … besser gesagt, eigentlich nur ihr Geld, dafür brauchen sie eigentlich nicht zu kommen, sie können die Kohle auch einfach schicken ….^^), macht aber im Grunde absolut nichts dafür.
Jeder kann irgendwo herum pfuschen und machen, Hauptsache es wird was gemacht, auch es der größte Schwachsinn ist. Im Notfall kann man immer noch eine Eigentumswohnung daraus machen …..
Man will Kongresse, Konzerte (und ein aufblasbares Fünf Sterne Hotel für Konzertbesucher), Hochzeiten … man will alles und plant trotzdem ohne Sinn und Verstand und vertreibt damit auch noch die letzten Touristen und wundert sich allen Ernstes noch über einen Rückgang der Übernachtungen.
Im Schatten eines 430 Betten Hotels lässt sich bestimmt besser eine stilvolle Hochzeitsfeier ausrichten, das gibt der Sache noch einen besonderen Kick.^^
Wenn ich dann noch in den Käseblättchen etwas über den “Einnahme Faktor Hochzeit” lese und wie viel Geld es pro Hochzeit bringt, dann könnte ich k….. nee, ich schreibs doch nicht. Nur die Kohle interessiert noch, nicht der schönste Moment im Leben eines Paares, nee, nur die Kohle die sie dafür springen lassen. Da muss man schon ein schlechtes Gewissen haben, wenn die Hochzeit nur 10.000 Euro kostet und keine 30.000 oder 50.000.
Das Letzte was ich bei einer Hochzeit lesen möchte : das ich eigentlich einfach nur ein Wirtschaftsfaktor bin, eine melkende Kuh. Da ist es doch kein Wunder, wenn Leute lieber in der Karibik heiraten ……
Jemand der 20 Jahre nicht in Gmunden war und jetzt wieder mal einen Urlaub verbringen will, der wird vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekommen …….. und das sicher nicht im positiven Sinne.
Warum hat noch niemand die Touristen gefragt, was sie eigentlich wollen? Jedem Touristen einen Zettel in die Hand! Was will ich, was gefällt mir, was gefällt mir nicht, möchte ich so ein Hotel am See (3 Bilder zu Auswahl : Lacus Wirdnixx und 2 andere), was vermisse ich, was stört mich, was würden sie sich wünschen ….. Das würde fast nichts kosten und weitaus mehr Erkenntnisse bringen als manch anderer Schmarrn, wie Vorträge aus der Schweiz von arabischen Touristen mit Gebetsteppich mit Kompass und japanischen Touristen mit China Restaurants auf den Berggipfeln……..
Sooo, ich habe fertig und ich lese es mir auch nicht mehr durch. Da hier jemand ” für eine Kultur, die Scheitern und Fehler zulässt” ist, sind evtl. Rechtschreibfehler eh egal^^
Unser Lieblings-Kommentator hat wieder zuschlagen machen tun.. Mit sollterten ihm einen unbezahlten Dschob beim Team Gmundl anbieten machen tun, gell! Ganz im Ernst: wir sehen das hier im Team fast deckungsgleich. Über die Sache mit dem Tourismusdirektor aus Interlaken haben wir sehr gelacht. Die sollten nicht den Direktor von dort nach Gmunden holen, sondern lieber mal mit den “Gastronomen” Gmundens eine Woche nach Paris fahren und wirklich gut essen gehen (wird nicht billig, klaro, aber billiger als Tunnelplanungen ist es allemal), damit die mal lernen, was gutes Essen ist. Weil, ehrlich, die bescheuerten aber beliebten Kochbücher einer örtlichen Köchin haben es scheinbar nicht einmal bis in deren eigene Küche geschafft. (Abgesehen davon haben wir im Team mal bei einer Feier versucht, ein paar der Rezepte nachzukochen – wir werden darüber nicht berichten, aber wir sind sicher: das erkochte Desaster lag nicht an uns, sondern an den Rezepten.) Bruno Beinhart für das Team Gmundl
[…] Gesendet am 17.06.2014 um 12:51 nachmittags | Als Antwort von AndyB auf attoaz . […]
Toller Kommentar! Ich denke auch, dass wenig an einem schlüssigem Konzept gebaut wird, sondern eher jede brainstorming idee einen Platz in der Stadt bekommt. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man versucht in den kongress-tourismus einzusteigen. Die Farce um das Hotel hilft da aber auch nur wenig. Zusätzlich stünde das hotel am Seebahnhof ja auch noch an der völlig verkehrten Seite der Stadt, um für eine Tagung/ein event im Toskana interessant zu sein. Touristenbefragungen sehe ich da etwas kritischer weil die Gruppen, die da sind ja nicht die Zielgruppe ist. Wanderer sind natürlich immer willkommen, aber die bleiben in der Regel nicht lange und lassen kein Geld da. Grundsätzlich stimme ich überein, aber den Wirtschaftsfaktor Tourismus sollte man nicht so einfach wegwischen.
Da haben wir uns irgendwie missverstanden (oder ich habe mich im Schreibwahn falsch ausgedrückt^^).
Ich spreche ja nicht von „nur Wanderern“, sondern von den Touristen, die ihren „Urlaubsmittelpunkt“ in Gmunden haben … äääh … hätten, haben tun.
Touristen, die unterschiedliche Interessen haben, wie relaxen, baden gehen, wandern, klettern, die Touren unternehmen zum Almsee, Feuerkogel, Bad Ischl, Hallstadt, Schwarzensee, Wolfgangsee, Grünberg, Laudachsee und und und
Die dann ihren Tag an der Esplanade oder Altstadt ausklingen lassen wollen … würden ….
Diese Touristen geben Geld aus oder würden Geld ausgeben, nur wird es denen ziemlich schwer gemacht. Wo sollen sie denn abends hingehen? Oder wo sollen sie essen gehen und wo bummeln gehen, wenn die Hälfte der Geschäfte leer steht?
Sicher gehen diese Leute auch mal ins SEP, wenn das Wetter nicht so toll ist. Sie sind aber generell nicht an Einkaufscenter, Hochhäusern, Großstadtbauten interessiert, denn das haben sie ja das ganze Jahr.
Kommen wir nun zu den Kongressbesuchern …. was geben die denn für Geld aus? Meinen Sie wirklich die würden hier großartige Einkäufe tätigen? Oder essen gehen? Wo denn?
Die Kongresse, die ich so verfolge, die fangen früh an und gehen bis in den späten Nachmittag/frühen Abend. Da fahren sie dann noch ins SEP oder kaufen neue Anzüge/Kleider? Ich denke …. eher nicht ….
Ah, okay. Danke für die Aufklärung.
Was die Kongressbesucher angeht, stimmt das auch im Prinzip. Das Geld kommt halt nicht von den Leuten selber sondern vom Kongressveranstalter. Der muss ja Räumlichkeiten buchen, Essen und Rahmenprogramm organisieren und da fließt dann auch Kohle. Und Geschäftsdinner kann man in Gmunden auch ohne Probleme abhalten. Da gibt es genug Gastronomie. Und auch diese Leute können den Tag an der Esplanade ausklingen lassen. Klar kaufen die keine Anzüge im SEP, aber kaufen sich die Wander-Touristen ihre Wanderausrüstung im SEP? Vermutlich auch nicht. Wir haben also 2 Gruppen von Menschen, die den Tag außerhalb der Stadt verbringen. Die einen in den Bergen, die anderen in einem Tagungssaal. Am Abend können beide auf der Esplanade entspannen. So unähnlich sind die sich gar nicht.
Ein grosser Einwand: es gibt zwar genug Gastronomie in Gmunden, aber die ist dafür grottenschlecht. Meist in den 1950er-Jahren steckengeblieben (kann ich nur anhand alter Kochbücher und dank mancher Erzählung von Zeitzeugen beurteilen, da war ich selbst nämlich noch nicht auf der Welt). Convenience-Food ist da fast noch ein Glücksfall. Hier meinen viele Wirte, die Aussicht reicht schon, um knorrige Preise verlangen zu können. Der Frass der hier mancherorts serviert wird, ist un(v)erträglich. Und dort wo es keine gute Aussicht gibt, kochen sie auch nicht besser. Ich spreche jetzt nicht von 3-Stern oder 4-Hauben-Küche. Der Grabner, der es einst versucht und der wirklich auf hohem Niveau und international gesehen mehr als passabel gekocht hat, ist hier gescheitert. Kein Wunder. Vom angeblichen Gmundner Bürgertum wurde in seinem Lokal nur selten jemand gesichtet. Höchstens wenn es ein Martinigansl-Essen gab, und das ist kulinarisch – mit Verlaub – das Letzte. Es ist kein Wunder, dass auf den Speisekarten wirklich guter Restaurants die Gans so gut wie nie zu finden ist (ok, im Piemont kann man da und dort erstklassige in Barolo geschmorte Gänsekeulen mit getrüffelter Polenta bekommen, aber auch das ist eine andere Liga). Seien wir ehrlich: als Feinschmecker isst man in Gmunden grauenhaft. Da kauf ich mir lieber bei Spar, Billa & Co. eine Knackwurst, ein Semmerl und eine Tube Kremser Senf … Bruno Beinhart f. d. Team Gmundl
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