Liebe Leserleins!
SP-Vizebürgermeister Dickinger war so freundlich, uns den offenen Antwortbrief des zuständigen Landesrates Entholzer auf den offenen Brief von FP-Gemeinderat Colli zuleiten zu lassen (nur so unter uns: man erreicht uns direkt unter gmundl1@yahoo.com). Wir drucken diesen Brief hier in voller Länge ab. Ich denke, er wird weiteren Gesprächsstoff liefern.
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
15. September 2014 – RH/Hö
Bitte bei Antwortschreiben obige Zahl anführen!
Herrn Gemeinderat
KR Günther Colli
4810 Gmunden
Betreff: Offene Antwort zum Thema stadt.regio.tram Gmunden
Sehr geehrter Herr Gemeinderat KR Colli!
Bezugnehmend auf Ihren offenen Brief vom 8. September 2014 gestatte ich mir auf die wesentlichen Argumente Ihrerseits einzugehen. Ich bin gerne bereit dies auch in offener Weise zu tun, da ich der grundsätzlichen Überzeugung bin, dass wir beim Projekt stadt.regio.tram Gmunden immer unter Wahrung aller demokratischen Prinzipien positive Entscheidungen getroffen haben.
Bereits in meinen Schreiben vom 4. Juni 2013, vom 16. Juni 2014 und vom 7. Juli 2014 bin ich auf Ihre Fragen eingegangen. Daher werde ich mich in manchen Bereichen kurz halten.
Rolle des Landes Oberösterreich:
Das Land Oberösterreich hat sich nach eingehender Prüfung des Projektes dazu entschlossen einen Fördervertrag mit Stadt Gmunden und Stern & Hafferl abzuschließen. Die Entscheidungen hierfür wurden in der Landesregierung und im Oö. Landtag demokratisch gefällt. Im Zuge des Entscheidungsprozesses wurden alle relevanten Fakten, Argumente und Kosten auf den Tisch gelegt und sind in den entsprechenden Beilagen online auf der Homepage des Landes Oberösterreich nachzulesen.
Kosten des Projekts:
Die Errichtungskosten in der Stadt betragen gedeckelt 30 Millionen Euro. Sie beinhalten die Brücke, alle Einbauten-Sanierungen (Kanal, Wasser, Gas) die Detailplanungskosten, die Gestaltung der Oberfläche, die Signalanlagen usw.
Die Kosten für die eingesetzten acht Straßenbahngarnituren die künftig zwischen Gmunden-Hauptbahnhof und Vorchdorf-Bahnhof verkehren betragen 24 Millionen und werden zumindest 25 Jahre im Einsatz sein. Netto nur für die Straßenbahn benötigt man übrigens lediglich 3 Garnituren.
Als Mandatar des Gmundner Gemeinderates und als Obmann des Prüfungsausschusses haben Sie die Möglichkeit in alle Unterlagen inklusive Fördervertrag Einsicht zu nehmen. Insofern verwundert es mich persönlich, dass Sie nicht bereit sind die Fakten anzuerkennen und die genannten Zahlen zu akzeptieren. Ich fordere Sie daher an dieser Stelle auf, die korrekten Beträge zu nennen.
Da Sie weiters noch die Kosten am Bahnhof Gmunden ansprechen – dafür werden wir seitens des Landes rd. 1 Mio. Euro für die neue Endhaltestelle der stadt.regio.tram aufwenden. Und zuletzt wurden für den Erhalt der Traunseebahn in den letzten Jahren Gelder von Bund und Land eingesetzt. Diese mit dem Projekt zu vermengen halte ich aber für hochgradig unseriös, dennoch können auch diese Kosten auf der Homepage des Landes Oberösterreich nachgelesen werden. Der Beschluss wurde am 8. Juli 2010 im Landtag einstimmig – also auch mit den Stimmen Ihrer freiheitlichen Kollegen – gefasst, und auch der Fördervertrag ist dort nachzulesen.
Potentiale der Straßenbahn:
Als wesentliche Grundlage für die Erhebung der Potentiale dienten die Zahlen des Oö. Verkehrsverbundes und der Verkehrserhebung 2001 des Landes Oberösterreich. In einer weiteren Verkehrserhebung 2012 wurde zwischenzeitlich erhoben, dass schon heute im Stadtgebiet von Gmunden 1.800 Binnenwege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Davon ca. 800 Wege mit der Straßenbahn. Die aktuelle Verkehrserhebung plausibilisiert somit die Studiengrundlagen aus 2010.
Im Zuge einer mündlichen Anfrage in der Landtagssitzung am 15. Mai 2014 hat Ihr Parteikollege 3. Landtagspräsident DI Dr. Adalbert Cramer von mir persönlich die Langfassung der 2010 vom Wiener Planungsbüro Snizek & Partner durchgeführten
Potentialanalyse erhalten. Ich gehe davon aus, dass Sie mittlerweile diese Studie kennen.
Die Studie kommt zum Schluss, dass im Jahr 2025, nach Errichtung der Bahn, nach Veränderung des Buskonzeptes, nach Etablierung einer Verkehrsberuhigung in Gmunden, bei stabiler Siedlungsbautätigkeit, nach Schaffung von Park & Ride Plätzen und mit dem geplanten dichten Taktverkehr eine Verdoppelung der heutigen Fahrgastzahl auf rd. 1.000.000 Fahrgäste pro Jahr auf der Gesamtstrecke zwischen Gmunden und Vorchdorf möglich ist. Im Sinne des Transparenzgedankens habe ich übrigens seit 2012 die Zusammenfassung dieser Studie auf meiner Homepage
http://www.reinhold-entholzer.at
zum Download bereitgestellt.
Weder Sie noch ich können in die Zukunft sehen, aber die seriöse Arbeit renommierter Verkehrsexperten bin ich jedenfalls gewillt zu akzeptieren, vor allem in Kenntnis der Erfolge neuer Straßenbahnen und StadtRegioTram-Systeme in ganz Europa.
Systementscheidung stadt.regio.tram
Sie führen öffentlich an, dass sich die Experten des Landes Oberösterreich nicht mit alternativen Konzepten, wie zB Elektro-Bussen, auseinandergesetzt hätten. Selbstverständlich wurde mehrfach geprüft, ob auch mit Bussen, wobei für den Großteil der Argumente die Form des Antriebs unerheblich ist, ein attraktives Angebot machbar wäre.
Selbstverständlich könnte man in Gmunden auch mit Bussen den öffentlichen Verkehr bestreiten. Dann würde die Straßenbahn zuzusperren sein, weil kein Finanzier bereit wäre für einen Inselbetrieb neue Fahrzeuge zu beschaffen, eine Werkstätte und Remise zu errichten und für Reservekapazitäten Gelder zur Verfügung zu stellen. Man ließe die vorhandenen Schienensträge ungenutzt. Dann würden am Stadtplatz noch mehr Busse als heute das dadurch unerfreuliche Stadtbild prägen (egal ob elektrisch oder konventionell betrieben). Dann würden die oben genannten Potentiale nicht ausgeschöpft werden, weil Busse für die Fahrgäste viel unattraktiver sind. Man würde weiterhin den Großteil der Fahrgäste dazu zwingen immer wieder umzusteigen, was einen enormen Komfortverlust mit sich bringt.
Konkret zu den E-Bussen ersuche ich Sie Ihre Recherchen nochmals durchzuführen. Es gibt bislang keine Beispiele wo ein gesamtes Citybus-Netz mit E-Bussen (mit Akku) betrieben wird. In Wien sind derzeit 12 Fahrzeuge mit jeweils nur 13 Sitzplätzen im
Einsatz. Die Fahrzeuge benötigen pro Stunde 10 bis 15 Minuten Ladezeit. Nachzulesen auf der Homepage der Fa. Siemens (www.siemens.at).Es gibt noch keine Erfahrungen über die Lebensdauer der Akkus und es ist damit zu rechnen, dass nach 8 Jahren bereits alle Fahrzeuge neu beschafft werden müssten.
In Gmunden müssten auf den Citybuslinien und der jetzigen Straßenbahn bis zum Seebahnhof etwa 20 bis 24 solche Busse eingesetzt werden um die jetzigen Kapazitäten abzuschöpfen, die Ladezeiten abzudecken und inklusive Reservehaltung. Kostenpunkt rd. 9,6 Mio. Euro, zuzüglich Infrastrukturkosten (Ladestationen am Bahnhof, in der Stadt und an anderen Linienendpunkten). Über die Lebensdauer sind die Straßenbahngarnituren damit bereits günstiger.
Abschlussbemerkungen
Straßenbahnen sind in ganz Europa auf dem Vormarsch. In Gmunden werden wir den Beweis antreten, dass die stadt.regio.tram auch in einem regionalen Ballungsraum mit rd. 30.000 Einwohnern und täglich über 6.000 Einpendler/innen alleine in die Stadt Gmunden funktionieren wird. Seit 2. September 2014 wird an der Verlängerung gearbeitet und im Mai 2017 wird das Projekt fertig gestellt sein. Ich freue mich darauf Sie spätestens dann überzeugt zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Landeshauptmann-Stellvertreter Ing. Reinhold Entholzer e.h.
aaaah, ok …. ich war noch nie auf der „anderen Seite“ von Gmunden, aber ich habe mal jemanden auf der anderen Seite gesehen und rüber gerufen : „Wie sind Sie denn da rüber gekommen?“
Da hat er zurück gerufen : „Ich bin auf dieser Seite geboren!“
Das soll es auch beim Versuch geben, beim Rathausplatz die Strasse Richtung Innenstadt zu queren. Jaja, man kann zur Ampel hatschen, aber wir sprechen hier doch von der freien Wildbahn, oder? 😉
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
looooool „bei stabiler Siedlungsbautätigkeit“ …. welche neuen „Siedlungen“ werden denn in Gmunden Stadt gebaut werden?
Die sind doch eher am Stadtrand zu finden und die werden von der Bahn nicht erreicht. Die neuen „Siedlungen“ die nahe dem Stadtkern entstehen, sind doch eher Bauten für die privilegierte Oberschicht und für Häuser und Wohnungen, die nur zur Kapitalanlage und/oder als „Ferienhäuser“ für Privilegierte dienen.
Und die fahren bestimmt nicht mit der Bahn ……
Na geh! Wer wird so kleinlich sein! Die neuen Bauten beim Klosterplatz/Parkhotel werden für einen enormen Zustrom von Strassenbahnnutzerinnen und -nutzern führen. Man muss geradezu froh sein, dass das keine Sozialbauten werden, gell, weil die Gfraster aus dem sozialen Wohnbau würden glatt alle mit der neuen Bim schwarzfahren – gut für die Fahrgaststatistik, aber schlecht für die Kassa. Obwohl letzteres eh total sauegal ist, weil den Abgang der Bim blatteln die Steuerzahler auf den Tisch des Hauses Neumann & Stern & Hafferl.
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl