Heute:
Bruno Beinhart über Propaganda
Einserkastl von Tarantella über Wohnbau
Liebe Leserschaft!
Im allgemeinen bin ich ein eher ruhiger Typ. Aber manchmal steigt einem die Wut hoch. Dann schlucke ich runter und zähle bis zehn. Wut ist nämlich kein guter Lehrmeister.
Dieser Tage stieg die Wut wieder einmal besonders hoch. Mir flatterte eine saudummes Marketingquackquack in gedruckter – sauteuer gedruckter – Form ins Haus. Die neue Propagandaschrift aus dem Hause Neumann & Co (mit wohlwollender Billigung der Politik). Es ist eine unerhörte Frechheit, wenn man die Bevölkerung um ihr eigenes Geld mit einem derart belanglosen Geschwafel belästigt. Im Stil eines Lifestyle-Magazins wird da „positive“ Stimmung verströmt für die Regio. Informationsgehalt: unter Null.
Ich würde mich sogar dann ärgern, wenn ich Regio-Befürworter wäre. Denn diese sündhaft teure Broschüre, die um unser aller Steuergeld produziert worden ist, bietet keinerlei Informationen über die Regio. Kein Wort darüber, wie es in Hinkunft mit der Buslinien weitergeht, kein Wort über das Zusammenspiel Bus-Regio. Kein Wort darüber, welche Buslinien eingeschränkt oder eingestellt werden. Schweigen im Walde. Dafür das unüberbietbare Geschwafel vom angeblichen Flair der Metropolen, den der Klosterplatz nun verströme. Leute: wenn dieser Platz irgend etwas verströmt, dann den Mief der Provinz. Wir haben hier vor einiger Zeit die entsprechenden Bilder gebracht: der Klosterplatz kann nicht einmal mit den ödesten Teilen der Wiener Vorstadt konkurrieren. Aber wahrscheinlich sind die verantwortlichen Herrschaften Zeit ihres Lebens nur zwischen den Metropolen Gmunden und Vorchdorf gependelt. Darum halten sie das ja auch für ein grossstädtisches Gebiet, in dem man ein Massenverkehrsmittel für Ballungsräume braucht.
Ach, eine „Information“ gibt es: der Fahrkartenverkauf sei um 15 % gestiegen. Äh? Vor einiger Zeit hat man uns noch erklärt, man könne das mit den verkauften Tickets nicht so genau sagen, weil das zu kompliziert sei, Verkehrsverbund und so. Darum müsse man auch die Fahrgastzahlen schätzen, weil der Rückschluss vom Ticket-Verkauf auf die Zahl der Fahrgäste nicht möglich sei. Und jetzt auf einmal gehts? Gehts noch? Für wie dumm und vergesslich hält man uns eigentlich! Halt, ich zähle jetzt mal wieder bis zehn. Schön langsam mit mehrmaligem Durchatmen.
… zehn. Ich schreibe weiter. Wenn ich diese Zahl von 15 % in einem Anfall geistiger Umnachtung ernst nehme, dann komme ich zu einem wahrhaft imposanten Ergebnis. Pro Fahrt wurde ungefähr ein Ticket mehr verkauft. Epochal, sensational, paranormal! Dafür wird hinaus trompetet, schon die Weiterfürhung der Regio bis zum Klosterplatz habe der Stadt somit eine Menge Autos erspart. Also ehrlich: kann man noch dümmer argumentieren (bewusstes Lügen wollen wir nicht unterstellen)? Selbst wenn wir also diese „Steigerung“ glauben wollen: wer sagt, dass hier Autofahrer umgestiegen sind? Wer sagt, dass hier Individualverkehr substituiert worden ist? Oder hat man wieder mal eine Gefälligkeitsstudie bei der Hand, die das „beweist“? Für wie dumm hält man uns eigentlich?
Wer sich häufig in der Innenstadt aufhält, atmet dank dieser Broschüre erleichtert durch: ja, es sind wirklich merklich weniger Autos in der Stadt. Der Stau ist sowas von kleiner geworden. Ja, wirklich! Man muss nur fest daran glauben! Immer fest daran glauben und bis zehn zählen.
Liebe Mitmenschen, lasst euch nicht länger verarschen! Leider kann man das Neumannsche Propaganda-Machwerk nicht einmal aufs Klo hängen – zu hart, zu wenig saugfähig. Ausserdem würde sich mein Hinterteil, wie jeder anständige Arsch, wehren, mit einem solchen Schundheftl in Kontakt zu kommen.
Ich frage mich nur: wann merken die Befürworter der Regio endlich, dass sie hier ausgiebig auf eigene Kosten für Narren gehalten und einer Marketing-Gehirnwäsche unterzogen werden? Wann werden sie endlich ein sinnvolles, schlüssiges und zielführendes Regio-Konzept einfordern und sich gegen manipulative Informationen wehren?
Dank der Gleichschaltung der lokalen Medien bekommen die Menschen nur schwer andere Informationen. Skeptische Bürgerinnen und Bürger werden mit der Macht des Geldes (enteignetes Steuergeld, man muss das in diesem Fall so nennen) bekämpft. Bürgerinitiativen können nicht mithalten, wenn die Machthaberer aus Wirtschaft und Politik gemeinsam die Staatskassen leeren, um damit die Propaganda gegen Teile der Bürgerschaft zu finanzieren.
… acht… neun… zehn.
Haben Sie alle, liebe Gmundl-Leserinnen und Leser, trotzdem einen angenehmen Tag!
Bruno Beinhart f. d. Team Gmundl
Wohnbau in Altmünster = Wohnbau in Gmunden
Einserkasterl von Tarantella
Falsche Wohnbaupolitik ist keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal Gmundens, auch Altmünster steht diesbezüglich um nichts nach!
Neuester Coup ist die geplante Zubetonierung der Tirolerwiese: Hier sollen drei annähernd 5-geschoßige Wohnbauten incl. Tiefgaragen entstehen, obwohl sich rundherum nur
Einfamilienhäuser befinden!
Bebauungsplan? – Fehlanzeige!
Orts- und Landschaftsbildgutachten? – Brauch ma net.
Infrastruktur oder Verkehrskonzept für geschätzte 100 PKW mehr?? – Leider nein.
Es gibt nicht einmal einen Gehsteig in der Umgebung! Wer die Siedlung verlassen möchte, kann sich entweder durch die lebensgefährliche Unterführung wagen oder den illegalen Weg über die Bahngleise nehmen.
Und das ganze Bauvorhaben wird dann noch auf eine Sumpfwiese gestellt, die mit geogenem Baugrundrisiko behaftet ist und im Quellbereich des Gmundnerbergs liegt. Ob die Unterlieger dann im Hochwasser stehen, beunruhigt die Baubefürworter wenig, schließlich verdienen gewisse (namentlich bekannte) Herrschaften nicht schlecht an dem Projekt.
Und dass damit ein Biotop mit seltenen Pflanzen und Amphibien für immer zerstört wird, kümmert die “Naturparkgemeinde Altmünster” ebenfalls wenig. Traurig, traurig!
Wer jetzt meint, Altmünster hätte ja dringenden Bedarf an (leistbaren?) Wohnungen, sollte einen Blick auf entsprechende Immobilienseiten werfen: Es gibt zum Beispiel Schlossparkwohnungen um wohlfeile 400.000 – 600.000 €!
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