Es brodelt

Heute:
Babsy über diverses
Einserkasterl Kösslmühle
Gastkommentar zu Traunkirchen von Realsatiriker

Grüazi olle miteinand, liebe Leserleins!

Ja, ich bins, die Babsy, die so schweizerisch daherkommt heute. Es ist nämlich so: wenn die Regierung wirklich den Bundesländern die Steuerhoheit gibt, na bumm, da heisst es, sich warm anziehen und in Zukunft nurmehr billigsten Fusel trinken. Weil die Bundesländer würden uns angesichts der zahlreichen sinnlosen Projekte aussackeln bis zum Geht-nicht-mehr. Die sind da ganz schamlos. Denn die Theorie, man könne sich dann das Bundesland mit den günstigsten Steuern aussuchen, ist natürlich blanker Schwachsinn. Das Kapital mag ja recht flugs woanders hinhurteln können. Aber wir kleinen Menschleins, mit Familie und Sack und Pack und Wohnungen oder kleinen Einfamilienhäusern? Also echt! Wie soll das gehen?
Darum meine schweizerische Begrüssung: wenn man den Bundesländern Steuerhoheit gibt, dann muss man der ansässigen Bevölkerung wie in der Schweiz die Entscheidungshoheit geben. Sprich: dann muss aber wirklich jedes Projekt, das unser Geld kostet, auch den Bürgerleins zur Begutachtung und Abstimmung vorgelegt werden. Sonst sackeln die uns aus. Sonst können wir das machen, was man den Handstand nennt: wenn man den macht, fällt das Geld aus unseren Taschen, und die Politiker und die mit ihnen verhaberten Familienclans (hochtrabend „Wirtschaft“ genannt) klauben es auf und verprassen es.
Also: Steuerhoheit für die Bundesländer und Entscheidungshoheit für die Bürgerleins. Dann werden wir ja sehen, welche Dumm-Projekte dann noch überbleiben.

Die merkwürdige Berichterstattung der Lokal-OÖN ist hier ja immer wieder Thema. Mit gutem Recht, weil die ist echt jenseitig. Der Fachbegriff lautet: affirmativ (beifällig, kritiklos zustimmend, bewundernd). Dazu ein kleines Beispiel aus letzter Zeit, das wahrscheinlich vielen gar nicht aufgefallen ist.

Vor nicht all zu langer Zeit wurde berichtet, das „Gmundner Wohnzimmer“ sei in seinem Fortbestand gefährdet. Gemeint war das Wiener Café, dessen Betreiber nicht weitermachen will und Nachfolger sucht. Nun kann man schon seine Zweifel daran haben, ob das Wiener Café nun wirklich DAS Wohnzimmer Gmundens ist. Ihrer Babsy denkt da eher ans Kulturcafé, und für die einheimischen Bonzokratur ist es der Schwan, wo sich mittags die vermeintlichen Wichtigkeiten der Stadt drängeln, um einander ihre Wichtigkeit zu bezeugen. (Wofür der Schwan natürlich nichts kann.)

Aber gut. Es gibt sicher auch Leute, die das Wiener Café als ihr Wohnzimmer sehen, klaro. Aber scheinbar viel zu wenige, als dass das Café davon leben könnte. Und hier ist der Punkt, an dem man wieder einmal sieht, wie sauschlecht die Lokalredaktion der OÖN arbeitet. Wenn man den Artikel gelesen hat, hatte man das Gefühl: naja, der Betreiber ist müde, will nicht mehr so recht, vielleicht will er auch was anderes machen, sich „seiner Fischzucht“ widmen. Er finde aber keinen Nachfolger. Und dann steht da der schöne Satz: „Wieviel Geduld er noch aufbringen kann, weiß er allerdings nicht.“ Spätestens hier hätte der Redaktör nachfragen müssen, wie es sich für einen ordentlichen Journalisten gehören würde, der mehr als nur Schurnalismus runterschrammeln will. Vielleicht ein wenig Recherche betreiben. Denn die Fortsetzung des Betriebs ist wohl weniger eine Frage der Geduld des Betreibers als eine der Geduld der Banken.

Immerhin stehen in der letztverfügbaren Bilanz rund 300.000 Euronen Schulden. Das Café ist schwer überschuldet, sprich: negatives Eigenkapital. Dazu der Hinweis in der Bilanz, der Kennern so ziemlich alles sagt: „Der geschäftsführende Gesellschafter haftet persönlich für die bei der Raiffeisenbank Salzkammergut offenen Bankverbindlichkeiten. Der Geschäftsführung wurden die Konsequenzen für den Fall einer Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes mitgeteilt. Dem Bilanzersteller wurde jedoch versichert, dass für das Unternehmen eine positive Fortbestehensprognose abgegeben werden kann, sodass eine Bilanzierung zu Zerschlagungswerten unterblieben ist. Eine Prüfung dieser Prognose war nicht Bestandteil des Auftrages an den Bilanzersteller.“
Was die „popsitive Fortbestehensprognose“ anlangt, stellt sich die Frage, wie realistisch die ist. Das Wiener Café hat Zeit seines Bestandes fast nie ausreichend Gewinne erwirtschaften können. Der angesammelte Verlust beträgt Ende 2013 ungefähr 240.000 Euro. Ein Betrag, den man mit einem Café schwer in absehbarer Zeit mit Gewinnen ausgleichen wird können. Der in Online-Foren kolportierte Kaufbetrag, den sich der derzeitige Betreiber vorstellt (225.000 Euro), entspricht in etwa der Überschuldung.

Warum wir das so ausführlich bringen?
Erstens ist es ein gutes Beispiel für den Tiefstand der journalistischen Sonne in Gmunden. Warum wird da nicht gefragt, nicht recherchiert?  Weil das Ergebnis ernüchternd sein könnte?
Zweitens: Wenn es nicht möglich ist, an diesem Platz ein Café halbwegs gewinnbringend zu betreiben, dann weiß man und gibt man zu, dass Tourismus in Gmunden nicht läuft. Dass kein Hotel der Welt sich hier rechnen wird. Nicht unter den derzeitigen Rahmenbedingungen. Und dass das angebliche „Wohnzimmer Gmundens“ sich eben nicht rechnet, weil nicht einmal die Gmundner Bevölkerung es ausreichend frequentiert. Hansi Hinterseer-Fans werden da nichts ändern, was immer uns unser famoser Tourismusdirektor erzählt.
Ein Kaffeehaus wie das Wiener Café benötigt eine längere Verweildauer, von hastigen Touristen kann es nicht leben. Es benötigt ein Gmundner Bürgertum, das sich dort auch wirklich zahlreich und regelmässig trifft. Das tut es offenbar nicht. Kann auch sein, dass das Konzept nicht funktioniert. Denn das Kulturcafé ist lebensfähig. Das lebt aber vor allem von der Gmundner Bevölkerung. Die machen dort – wie es aussieht – etwas richtig.

Der Niedergang des Wiener Cafés ist ein weiteres Symptom der miesen Lage der Innenstadt, an der sich ohne grundlegend neue Ideen nichts ändern wird. Die Chance, dass sich eine Nachfolge findet, die gleich einmal mit 225.000 verlorenen Euronen einsteigt, ist ziemlich gering. Die Ursachen, warum das so ist, sind offenkundig für jeden – nur nicht für die lokale OÖN.

Hier bei uns geht die Debatte über die Verschandelung der Gegend weiter. Und die über Unverteinbarkeiten von Funktionen und Geschäftsinteressen. Ein Sumpf, der hier unleugenbar besonders schillernde Pflanzen hervorbringt.

Diese Woche war wieder eine Bestätigung, dass wir mitunseren Themen richtig liegen. Nämlich am Puls der Bürgerleins.
Was mir gerade noch einfällt: wie es aussieht hat die ÖVP jetzt endlich eine Lösung für die dringenden Wohnprobleme der Bürgerleins gefunden: billig, schnell zu errichten, schnell wegzuräumen, hoch mobil. Das Modell wird derzeit von der umwerfend originellen Innenministerin (die uns unbedingt die Lücke vergessen lassen will, die durch den Abgang der grandiosen Maria Fekter entstanden ist) bereits an Flüchtlingen aus Afrika erprobt: niedliche Zeltstädte mit Klo in angrenzenden Polizeidienststellen. Jungfamilien und Pensionsanwärter bitte rechtzeitig anmelden, bevor die Zelte alle vergeben sind, gell! Das ist ja nur eine Frage der Zeit, bis die Zelte frei werden. Denn in Bälde wird die volle Solidarität der EU-Mitgliedsstaaten einsetzen, und die Flüchtlinge werden auch auf Grossbritannien, Dänemark, Polen, baltische Staaten, Slowakei etc. aufgeteilt werden. Es ist halt echt total saugut, dass wir in der europäischen Wertegemeinschaft leben. Und dass mit „Werten“ nicht die unbesteuerten Profite der Grosskonzerne gemeint sind, gell!

Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl


 

Die Verschandelung geht weiter!

Ein bebildertes Einserkasterl von Schwarzer Student

In Gmunden, so scheint’s, ist man von allen guten Geistern verlassen und schreckt in puncto Stadtverschandelung vor gar nichts mehr zurück. So soll die Kösslmühle, ein das Stadtbild dominierendes Gebäude – besonders von der Traunbrücke aus gesehen –, abgerissen werden. Urkundlich erwähnt wird die Kösslmühle erstmals 1354, was auf jenem Schild der „Freunde der Stadt Gmunden“ hervorgeht, das auf diesem Haus angebracht ist (siehe Bild).  Ersetzt werden soll das historische Bauwerk durch eine „Seniorenresidenz“, deren fragwürdige protzige Architektur weiter zur Beschädigung unseres Stadtbildes beitragen wird. Unverständlich, dass ein Haus mit dieser Historie nicht unter Denkmalschutz steht! Schade auch um die wunderschöne Sonnenuhr (siehe Foto), die dann ebenfalls der Spitzhacke zum Opfer fallen wird. So wird also wiederum ein Stück altes Gmunden dem Profit geopfert…

Kösslmühle_Schild  Kösslmühle_Sonnenuhr

 Klicken für Originalgrösse!


Traunkirchner Auffälligkeiten

Ein Gastkommentar von Realsatiriker

Der Vollständigkeit halber gehört auch noch angemerkt, dass ja noch zusätzliche Wohnbauförderungsmittel für das Buchbergprojekt wegen des im OÖN Artikel erwähnten Verdachtes von LR Hainbucher infrage stehen. Die Höhe ist nicht bekannt, dürfte aber doch deutlich mehr als das Taschengeld eines künftigen Forstschülers sein.
Entlarvend für die lokale Berichterstattung der OÖN ist aber schon, wenn man den durchaus objektiven Bericht des Wirtschaftsredakteurs zum Thema Entzug der Buchbergförderung mit dem anbiederndem Geschwurbel des Lokaltschurnalisten vergleicht.

Mein persönlicher Traunkirchen-Hit ist trotzdem jener VP-Funktionär, der in Doppelfunktion als Bauausschussobmann der Gemeinde und als Geschäftsführer der gemeinnützigen, im Besitz der Energie AG und damit des Landes OÖ stehenden OGW, sich defacto selbst eine Baugenehmigung erteilen lässt, die schlussendlich vor dem Verwaltungsgerichthof landet und heftigst zerlegt wird. Das mit öffentlichem Mitteln errichtete Wohnhaus steht seit über einem Jahr, ohne Mieteinnahmen, leer.

Die Beurteilung des Objektivitätsstatus des, ebenfalls bei der Energie AG beschäftigten, Bürgermeisters und damit Baubehörde erster Instanz, überlasse ich der Phantasie der Leserlein.
Ach ja , ganz vergessen, die Gemeinde Traunkirchen ist seit Jahrzehnten eine Abgangsgemeinde, (wen wundert es bei den o.a. management skills ), und in ihren Entscheidungen natürlich völlig frei vom politischen Willen des Geldgebers.

Anmerkung zum lokalen Demokratieverständnis: Eine kürzlich von einer wahlwerbenden Liste gemachte Umfrage ergab, dass sich 78% der Traunkirchner nicht ausreichend informiert fühlen!! Findet sich endlich eine Partei die für die Information und Aufklärung der Bürger sorgt, wird dies von den Machthaberern vorsorglich gleich mit „Parteiengezänk“ diskreditiert.


 

Und hier das letzte Sujet der Serie „Ich freu mich …“ zum Thema, wo man mit der Regio doch überall hinkommt. Weitere Plakate folgen, denn unsere Leserleins haben schon jede Menge Ideen gespendet!

ich_freu_mich_nirgendwo


 

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