Heute:
Bruno Beinhart wundert sich
Einserkasterl von Max Robes zu BM-Kosten
Gastkommentar von Zweimal-Nachdenker zur Regio
Ein Bericht der NZZ
Liebe Leserschaft!
Schon als wir in der Redaktion den gestrigen Gastkommentar von innerstädter mit Vorschlägen zur Regio das erste Mal gelesen haben, verfiel unsere Runde in nachdenkliches Kopfschütteln. Ein guter Vorschlag, aber wohl vergebliche Mühe. Wir haben es mit dem brutalen Durchziehen eines Projekts zu tun. Koste es was es wolle, im echten Wortsinn. Rücksichtlos. Ohne auf die Meinung der Bürger zu achten. Einfach aus Prinzip durchziehen. Das ganze war erkennbar eine abgekartete Aktion zwischen Politik, S&H und OÖN. Zuerst der Bericht in den OÖN, dass nun ein ehemaliger Grüner für das Bäumefällen am FJ-Platz zuständig sei. Er würde das organisieren. Seit wann fällt das in die Zuständigkeit eines Gemeinderatsmitglieds? Da hat man sich ohnedies gefragt: wieso der John? Ist der jetzt Gemeindeangstellter? Angestellter der Baufirma? Von S&H? Oder hat die ÖVP jetzt Motorsägen an ihre Mandatare ausgegeben, und die schreiten jetzt unter dem Kommando von ExGrün-rotversucht-schwarzgelandetJohn zur Tat?
Mit einem netten Schlenkerer hat man in den OÖN mit der Titelzeile „Ausgerechnet ein ehemaliger Grüner Stadtrat organisiert die Entfernung von Parkbäumen“ zuerst einmal die Grünen in Verruf gebracht. Woran diese insofern auch selbst ein wenig schuld sind, weil sie dank ihres unglückseligen Regio-Fetischismus (Verwechselung Regio mit Öffi) dazu bisher geschwiegen haben. Es gibt Reizworte, da schalten diverse Parteienanhänger das Hirn aus. Die Grünen bei „Öffi“, egal welchem Unfug das Substantiv „Öffi“ vorangestellt wird. Leider. Trotzdem ist der Versuch der OÖN, die Grünen für die Taten von Herrn John verantwortlich zu machen, reichlich durchsichtig. Wahlkampf halt. Dann folgt gleicht die Rechtfertigung fürs Bäumefällen: die „Baumbilanz“ (wem ist dieses Wort wieder eingefallen?) bleibe „ausgeglichten“, weil man einige Bäume woanders eingrabe und andere durch Jungbäume ersetze. Gut, soll sein.
Aber eine echte Blödheit ist es, wenn John dann sagt: „Der Franz-Josef-Platz wird auch in Zukunft eine grüne Oase für die Gmundner Bevölkerung sein.“ Erstens gibt er damit zu, dass die Luft- und Grünqualität in Gmundens Zentrum (und in Gmunden allgemein) einiges zu wünschen übrig lässt. Zweitens, und noch ärger, den FJ-Platz als „grüne Oase“ zu bezeichnen, das ist schon arg. Dort tost jetzt schon der Verkehr. Eigentlich gehört da eine neue Verkleinerungsform her: „grünerl Oaserl“. Von Oase kann ja keine Rede sein, obwohl natürlich viele Leute, die in der Stadt arbeiten, in der Mittagspause gern dorthin ausruhen gehen, weils halt doch noch immer besser ist, als in stickigen Geschäften oder Lokalen zu sitzen. Diese ohnedies nur bescheidene und unzureichende Ausruhmöglichkeit wird jetzt durch Baumfällerei und Strassenbahn-Haltestelle plus Busbahnhof weiter beschädigt und in ihrem Wert verringert. Man darf ausserdem davon ausgehen, dass dort über kurz oder lang auch die Touristenbusse ihre Ladung ausspeien werden. Oder glaubt irgend wer ernsthaft, dass die Reisebüros wirklich ihre Busse auf Dauer zur Habertstrasse schicken? Damit die Leute, so die infantile Idee, dann durch die Innenstadt unter Besuch der Geschäfte zum See hurteln müssen, und – vor allem! – nachher wieder bergauf hatschen sollen. Bei Tagestouristen, die zu einem nicht geringen Teil aus älteren Menschen bestehen? Wieder einmal ein typisches Wunschdenken von einfältigen Gmundner Politikern.
Jetzt sind sie also weg die Bäume. Die Art, wie dies durchgezogen worden ist, macht erschrocken. Schnell noch vor der Wahl, wer weiss, was nachher ist. Vollendete Tatsachen schaffen. Egal, was die Leute denken. Was ist das los, dass Politiker sich offenkundig weniger vor dem Volk fürchten als vor jenen „Wirtschafts“kreisen, deren willfährige Erfüllungsgehilfen sie geworden sind?
Das hat man uns vorgegaukelt: alte Nostalgie-Bim, einspurig!
Das soll es werden:
30-Tonnen-Monster, zweispurig
Weil wir bei den Grünen waren. Die haben ein spezielles Problem. Das heisst Rudi Ratlos Anschober. Der war zwölf Jahre lang untätig in Sachen Umweltschutz. Ausser er findet weit weg statt, und man kann Anschober nicht für irgendwas verantwortlich machen. Wunderbar, gegen Kernkraftwerke der Tschechei zu protestieren. Noch schöner und kommoder ist es, gegen neue AKWs in Grossbritrannien zu sein. Am allerschönsten auch gegen TTIP auftreten, da ist dann im Versagensfall ohnehin Brüssel schuld. Je weiter weg es ist, umso grüner wird der Anschober. Demnächst wird er gegen die Schwarze Materie im Universum Aktionen einleiten, weil die kann sich zum Einen nicht wehren und wurde zum Anderen bisher nicht gesichtet. Aber weil Wahlkampf ist, muss man auch vor Ort etwas tun. Klar. Also schreitet der Anschober zur Tat. So richtig. Mit Kanister und so. Für die Zeitungen. Nachdem er bald ein Jahr so gut wie nichts im Ohlsdorfer Giftwasserskandal unternommen hat, ausser uns dauernd auf eine baldige Aufklärung zu vertrösten. Also wird jetzt das Grundwasser eingefärbt. Damit man den Bösewicht findet, der das Wasser versaut hat, der am Giftmüll schuldig ist. Äh, wie bitte? Man weiss, von wo der Dreck gekommen ist, die Grundwasserversuche benötigt man nur, um zu wissen, wohin das Zeug überall gekommen ist. Zur Klärung der Täterschaft trägt das genau nullkommajosef bei. Da muss man sich die Deponie und die Zulieferunterlagen ansehen. Und wer den Mist geliefert hat, wer in ungeschaut angenommen hat. Nicht wohin das Zeug dann geflossen ist, ist die Frage, sondern woher es kam. Aber da müsste der Anschober sich mit mächtigen Leuten anlegen, die mit der ÖVP verbandelt sind. Da der Anschober aber auch in Zukunft gern mit der ÖVP verbandelt sein würde, so wie in den letzten zwölf Jahren, tut er nichts. Also nicht ganz. Er hat die Grün-Variante des Spatenschwingens erfunden. Anschober mit Kanister und gefärbtem Wasser geht tapfer ans Werk. Da lachen alle Hühner rund um Ohlsdorf. Und die Bösewichte, die wirklich Schuldigen, gekommen so ihre gerechte Strafe – sie lachen sich halb zu Tod. Der Anschober verspricht diesmal, dass aufgrund der Grundwassereinfärbung schon in nur noch sechs Monaten die Schurken gefasst und vor Gericht gestellt werden. Wie oft wurde das in den letzten zwölf Monaten eigentlich schon versprochen? Sagen wir so: der Anschober geht mit seinem Kanister und tut schönfärben. Die Gmundner Grünen werden da einiges tun müssen, um die Untätigkeit, Unfähigkeit und Unwilligkeit ihres Landeshäuptlings bei den Wahlen für den Gmundner Gemeinderat vergessen zu lassen. Leicht wird das nicht.
Der Mann verarscht uns und seine Wähler nach allen Regeln der Kunst. Der Pühringer hat ja inzwischen auch verkündet, selbst bei einer ordentlichen Wahlniederlage Landeshauptmann zu bleiben. Klebt am Sessel. Hat sich wohl beim Anschober den Klebstoff ausgeborgt. Eine Hand klebt die andere! Am liebsten würden man denen eine kleben. (Entschuldigung, aber dieser Kalauer musste jetzt einfach sein!)
Unsere „Bombe“ zur Wahl, die wir schon für gestern versprochen hatten, muss noch ein oder zwei Tage warten. Die Sache ist so „heiss“, dass wir das noch einmal im Detail prüfen und uns erklären lassen müssen. Wir wollen Sie, unsere Leserschaft, nämlich nur mit Infos versorgen, die wir nachvollziehen können, und deren Inhalt plausibel ist.
Bruno Beinhart f. d. Team Gmundl
Wer zahlt den Stadtpräsidenten?
Ein Einserkasterl von Max Robes
Im Beitrag von Marge Lila wird ja das präsidiale Gehabe von BM Krapf exakt seziert. Gut, äh ungut, dass es nicht erkennbar ist, in welcher Funktion er eigentlich belehrt – Bürgermeister oder ÖVP Spitzenkandidat?
Wobei der Brief an jeden Wähler einige Tausend Euro kostet. Da stellt sich dann umso mehr die Frage: Hat das die Gemeinde für das Gemeindeoberhaupt oder die Stadtpartei für den Vorsitzenden bezahlt? Oder vielleicht doch egal: In beiden Fällen finanziert der Steuerzahler.
Übrigens, es ist kein Neustart. So einen Brief hat Alt-BM Köppl auch geschrieben.
Antwort auf den Kommentar von Innerstädter
Gastkommentar von Zweimal-Nachdenker
Die Themen. Steuergeldvergeudung für eine sinnlose See-Tunnelstudie (damals Hauptbefürworter ÖVP und FPÖ) und die folgende Hochverschuldung der Stadtgemeinde, das Lacus Felix Hotelprojekt, das eigentlich nur Grundstücksspekulationszwecken dienen sollte, initiiert von einem Schotterbaron a. D. mit Hilfe in erster Linie von ÖVP Gemeindepolitikern, allen voran Ex-Bürgermeister Köppl (Jagdfreund von Asamer), aber auch FPÖ und SPÖ haben diesen Wahnsinn bis knapp vor der finanziellen Bauchlandung von Asamer mitgetragen, werden uns noch lange beschäftigen, auf jeden Fall die braven Steuerzahler.
Was die Strassenbahn anlangt – ich schicke voraus, dass ich für die Durchbindung der Strassenbahn bin – könnte ich mir eine eingleisige Durchbindung durch die Innenstadt schon gut vorstellen. Allerdings, das Projekt ist sehr weit fortgeschritten und daher ist es sehr spät für eine Änderung des Konzeptes.
Die Politik hat versagt, und das tut sie noch immer, die Bevölkerung entsprechend zu informieren, d. h. sie hält die Bevölkerung eigentlich für zu dumm, um Vorschläge zu machen.
Daher lässt sie sich instrumentalisieren von der Wirtschaft und sonstigen Einflussnehmern.
Ich frage mich daher, warum hat man die Strassenbahn so gross und zweigleisig durch die Innenstadt dimensioniert? Bekommt S+H höhere Förderungen, wenn die Bahn mehr Fassungskapazität und höhere Freqünz hat? Irgendeinen Grund müssen die Betreiber ja haben? Können wir Bürgerleins diesen Grund einmal von den Betreibern und den Politikern erfahren?
Vielleicht haben die Betreiber und die Politiker schon weit vorausgedacht. Das wäre phänomenal! Die Weltbevölkerung nimmt drastisch zu, Österreich bekommt viele Zuwanderer und Flüchtlinge, und die können sich sicher nicht gleich ein Auto leisten. Das heute von Innenstädter als dünn besiedelt bezeichnete Gebiet an der Salzkammergutbahn wird sicher nicht so bleiben. Die Menschen werden auch dort zahlreicher und wollen mobil sein. So gesehen, haben die Politiker und S+H wider Erwarten weit vorausgedacht und kann ihnen daher von diesem Aspekt aus wiederum zustimmen. Sicher ist, das Auto in der jetzigen Form läuft sich tot, auch wenn sich das viele Autofahrer, die selbst kurze Strecken mit dem Auto zurücklegen, nicht vorstellen können. Sie sollten an ihre lieben Enkerl denken, die die Klimaveränderung dramatisch zu spüren bekommen werden.
Im grossen und ganzen, bin ich für eine Durchbindung der Strassenbahn, jedoch sollten die Haltestellen schön gestaltet werden und vielleicht etwas von Begegnungszonen haben, wo es angenehm ist, auf die Strassenbahn zu warten und wo man eventüll auch soziale Kontakte pflegen kann (sehr optimistisch gedacht, in einer Zeit wo fast jeder nur mit seinem Handy kommunziert).
Anmerkung der Redaktion:
Wir bezweifeln den Zuwachs der Bevölkerung entlang der Vorchdorfer Bahn. Abgesehen davon, dass man längst weiss, dass der Landfrass gestoppt werden muss (sprich: man muss versuchen, den leerstehenden Wohnraum in Gmunden kostengünstig nutzbar zu machen, statt weitere Flächen zu verbauen): Alle Studien, und teilweise auch die bereits eingetretene Realität, sagen deutlich eine Ausdünnung des ländlichen Raums voraus und einen Wegzug der Menschen in Richtung der Ballungsräume (das wäre in OÖ Linz oder Wels, sicher nicht die Gegend zwischen Gmunden und Vorchdorf). Wenn, dann werden mehr Menschen in Gmunden leben, so man nicht weiter die Infrastruktur von Spital über Post bis hin zu gekappten Buslinien verschlechtert. Die Regio-Tram ist so besehen wirklich teurer Unfug. Es wäre wichtiger, die Spitalsstruktur in Gmunden zu sichern und wieder zu verbessern, die Post nicht auf die Innenstadt und eine kleine Aussenstelle zu reduzieren, die Buslinien auszubauen etc. Die Regio wird die Infrastruktur „dank“ der Einstellung von Buslinien, wobüber man vor den Wahlen lieber schweigt, schwer beschädigen.
Wir bringen hier den Nachdruck eines Berichts der Österreich-Korrespondentin Meret Baumann (bam). Es ist gut, wenn über Gmunden auch einmal etwas wirklich Positives in den Zeitungen steht, nicht irgend eine Pseudopositiv-PR à la Regio, wo eine Lobby das Geld der Steuerzahler vergeudet, damit der Mist überhaupt gedruckt wird.
Asylkrise in Österreich
«Es ist mir ein Herzensanliegen zu helfen»
Zelte und das überfüllte Flüchtlingslager Traiskirchen prägen die Debatte über Österreichs Asylpolitik. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ermöglicht aber auch andere Perspektiven.
bam. Gmunden
Arijana hat die dramatische Flucht ihrer Mutter aus Syrien über die Türkei nach Westeuropa nicht erlebt. Das neunmonatige Mädchen mit den dichten schwarzen Locken und grossen dunkelbraunen Augen ist bereits in Österreich zur Welt gekommen. Auch an seine ersten Lebensmonate in verschiedenen Kärntner Flüchtlingslagern wird es sich später nicht erinnern. Unbeschwert steht Arijana in einem pinkfarbenen Laufstuhl, den sie mit unkoordinierten Beinbewegungen über den Boden schiebt. Immer wieder drückt sie einen der bunten Knöpfe, die Musik erklingen lassen und dem Mädchen damit ein Strahlen entlocken.
Sommerfrische der Adeligen
Mit ihrer Mutter Parvin und deren Bruder Fanar lebt das Kleinkind in einem Haus mit grosszügigem Gartenumschwung, mitten im Villenviertel von Gmunden, in dem zur Zeit der Monarchie die Hofbeamten zur Sommerfrische weilten. Der Hang bietet einen spektakulären Blick hinab auf den Traunsee und ins Salzkammergut, eine der reizvollsten Gegenden Österreichs. Die Möblierung der Wohnung besteht vorwiegend aus Spenden und ist etwas zusammengewürfelt, das Kinderbett aber ebenso neu wie die Stofftiere darin. Über eine verglaste Veranda gelangt man in den Garten, zwischen einem Apfelbaum und gepflegten Blumenbeeten steht ein grosses Trampolin.
Die Idylle kontrastiert scharf mit dem «Asylnotstand» in Österreich, den Bildern von Zeltlagern oder slumartigen Szenen im überfüllten Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. Die für den Kurort typisch blassgelb getünchte Villa gehört Christian, der sie dereinst für die Familie seiner Tochter umbauen lassen will. Eine der beiden Wohnungen darin stand zuletzt leer. Er habe gedacht, der Platz könnte gebraucht werden, erzählt der 69-Jährige. Deshalb habe er sie der Gemeinde für die Unterbringung von Flüchtlingen angeboten. Die Behörden hätten die Räumlichkeiten geprüft und ihm dann das Geschwisterpaar mit Kleinkind zugewiesen, syrische Kurden aus einem Dorf nahe von Kobane.
«Meine einzige Bedingung war, dass es sich um Kriegsflüchtlinge handelt», sagt Christian. Woher sie stammten und ob es sich um eine Familie oder eine Gruppe von Männern handle, sei ihm egal gewesen. Dass «seine Kurden», wie er sie manchmal fürsorglich nennt, aus dem Nahen Osten kommen, ist ihm aber recht. Für seine Tätigkeit im Holzhandel reiste der Unternehmer einst oft in die Region und kennt Syrien gut. Er spreche auch etwas Arabisch, aber kein Kurdisch, erklärt er. Das mache die Verständigung schwierig. Fanar spricht mittlerweile ein paar Brocken Deutsch, seine Schwester aber nur Kurdisch.
Die beiden sind inzwischen anerkannte Flüchtlinge und leben von der Mindestsicherung (Sozialhilfe). Fanar, ein ausgebildeter Coiffeur, ist in Österreich beim Arbeitslosenamt gemeldet, hat aber noch keine Anstellung gefunden – auch wegen der Sprachbarriere. Christian hat für Fanar und Parvin eine Deutschlehrerin organisiert, die auf privater Basis Asylsuchende unterrichtet. Der vom Arbeitslosenamt organisierte Sprachkurs beginnt erst Ende September, was er scharf kritisiert. Anerkannte Flüchtlinge müssten zwei Mal täglich einen Intensivkurs bekommen, findet Christian. Einstweilen verbringt die junge Familie viel Zeit im Garten und macht Spaziergänge am Seeufer. Die Worte «spazieren» und «See» kennen beide Geschwister, und sie sprechen sie mit schwärmerischem Unterton aus.
Für restriktivere Asylpolitik
Christian verzichtet gänzlich auf eine Miete und zahlt die Betriebskosten der Wohnung. Auch das Kinderbett und einige Gebrauchsgegenstände wie Geschirr hat er für die Flüchtlinge gekauft. «Es ist mir ein Herzensanliegen zu helfen», sagt er. Vor 25 Jahren hatte er schon eine nach Österreich geflohene bosnische Familie unterstützt und ihr eine Arbeitsstelle vermittelt. Etwas resigniert beklagt er das Versagen der Politik, die dem Widerstand in den Gemeinden gegen die Übernahme von Flüchtlingen hilflos gegenüberstehe. Oft sei dieser selbst verschuldet, weil es an Vorbereitung und Information in den Gemeinden mangle. Dabei sei die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gross.
Ein Sozialromantiker ist Christian aber nicht. Er betont, Europa solle nur jenen helfen, die Hilfe auch wirklich brauchten. Es kämen zu viele Migranten einzig aus wirtschaftlicher Not. Das sei zwar verständlich, aber daraus könne man kein Bleiberecht ableiten, findet der Unternehmer. Er plädiert für schnellere Verfahren, zudem solle man Gesuche von Migranten aus als sicher geltenden Herkunftsländern gar nicht erst prüfen. Dazu zählt er auch Staaten, in denen Menschen nur in bestimmten Regionen verfolgt werden. Zu oft werde das Schutzrecht Asyl missbraucht, um auf den Arbeitsmarkt zu gelangen.
Diese Probleme gelte es klar zu benennen, was Medien und Politik in Österreich nur ungenügend täten, erklärt Christian. Er neige deshalb der FPÖ zu, die eine sehr restriktive Asylpolitik fordert. Österreich dürfe nicht zu attraktiv sein. Für Fanar hat sich jedoch seine Vorstellung vorläufig erfüllt. Er habe noch in Syrien Österreich als Ziel gewählt, nachdem er sich auf Google informiert habe, erzählt der 22-Jährige. In der Türkei wartet noch Parvins Mann, der sie und die Tochter bald erreichen will. Christian würde auch ihn aufnehmen. «Die gehören doch zusammen», sagt er und fügt an: «Meine Kurden bleiben hier, sie werden Österreicher.
Link zum Original:
http://www.nzz.ch/international/europa/es-ist-mir-ein-herzensanliegen-zu-helfen-1.18598590
Kommentar verfassen