Heute:
Babsy Blitzschnell über die Lage und ein kleiner Test
extrem kurzes EK von Wilhelm Krausshar
GK von Ramona zu Flüchtlingsstimmung
Liebe Leserleins!
Wir alle zählen ja jetzt jeden Tag, wie massenhaft die Leute nun dank der neuen Garnituren plötzlich die Regio benutzen. Ist nur eine Frage, wie man „Massen“ definiert, gell. Wenn alles ab drei Fahrgästen „Massen“ sind, dann ist die Regio ein echtes Massenverkehrsmittel. Zumindest zeitweise, je nach Tageszeit. Unsere Leserleins melden nämlich auch jede Menge beobachteter Leerfahrten ausserhalb der kurzen Stosszeiten vor und nach Unterrichtsbeginn in den Gmundner Schulen.
Aber wir wollen nicht nur meckern, nein, wir sind jetzt einmal total positiv. Deshalb haben wir die neuen Garnituren getestet. Als Verbraucherleins und Fahrgästchens. Natürlich nicht das ganze Team Gmundl gleichzeitig – das wäre nicht zu verantworten gewesen. Denn wenn wir alle in einem Zug mitgefahren wären, hätte der arme Zugsführer gar noch einen „Der-Zug-ist-voll“-Schock erlitten wegen des grossen Ansturms. Der ist ja nicht darauf eingestellt, grössere Mengen zu transportieren, sondern eher darauf, ein exklusiv genutztes Fahrzeug zu steuern. Sagen wir so: Die Einsamkeit des Zugsführers in der Regio. (Vielleicht nimmt sich eines Tages doch noch der Handke, Sie wissen schon, „Die Einsamkeit des Tormanns beim Elfmeter“, dieses Themas an, dann würde die Regio vielleicht wenigstens noch eine Pilgerstätte für Literaturfreunde. Aber beim Handke weiss frau ja nie, gell!)
Was können wir nach den Probefahrten unserer Teammitglieder berichten? Die „modernsten Garnituren der Welt“ (Eigenlob von S&H) fährt im Grundsatz mal so, wie jede Bim der Welt, die in den letzten zehn Jahren in Betrieb genommen worden ist. Nix Neues unter der Sonne, können wir berichten. Das ultimative Erlebnis, der absolute Kick, den man uns mit dem Wort „modernst“ versprochen hat, stellt sich nicht ein. Ein solides Fahrzeug, mehr erwarten wir auch nicht. Das wirklich Tolle und Einzigartige am Regio-Fahren ist das Gefühl der aboluten Stille und Einsamkeit. Nicht, weil die Garnituren so leise sind, das ist heute ohnehin Standard. Nein, es ist die universelle Leere in den Zügen. Die Regio ist das fahrende Schwarzes Loch von Gmunden in dem vor allem Steuergelder spurlos und vermutlich für immer und ewig verschwinden (im Gegensatz zu einem echten Schwarzen Loch kann man die Regio wieder verlassen, nur das Steuergeld bleibt drin!).
Die Regio ist die perfekte Erfahrung (Achtung: Wortspiel!) von Einsamkeit: Niemand rempelt einen an, niemand stinkt am Nebensitz vor sich hin, keiner gröhlt laut. Kein dumpfer Schweissgeruch. Kein Sitznachbar, der billige Pizza in sich hinein futtert und uns mit deren Gestank verwöhnt. Woran das liegt? Am Mangel an Passagieren. Es ist ein wirklich exklusives Gefühl, die Regio ausserhalb der wenigen Fahrten zu nutzen, während denen Schülerleins befördert werden. Wir können nicht leugnen: Die Einsamkeit in der Regio ist ein existenzielles Erlebnis.
Unsere Tester vom Team waren auch sonst fasziniert. Die Regio erschliesst völlig neue Freizeitmöglichkeiten. Kein Problem während der Fahrt im Zug hin und her zu joggen! Niemand steht hinderlich im weg. Auch Gymnastikübungen sind jederzeit möglich: es ist genug Platz. S&H könnte hier aber aktiver sein und einige Turngeräte in den Zügen aufstellen. Auch für medidativer veranlagte Menschen kann eine Einsamkeitsfahrt mit der Regio fast schon ein Erweckungserlebnis sein.
Die Gefahr, unerwünscht von anderen Passagieren in ein ödes Gespräch verwickelt zu werden, geht praktisch gegen null. Kritik kommt allerdings von frisch verliebten Pärchens: der Platz auf den Sitzen ist etwas eng, um sich den Wonnen der frisch erblühten Liebe hin zu geben, das Interieur insgesamt zu sachlich-technisch und wenig erotisierend. Auch auf dem Boden ist es doch recht ungemütlich. Hier würde sich die Verlegung eines gepflegten Rasens anbieten. Das wäre echt innovativ. Zu überlegen wäre dann auch, ob man nicht gleich eine bunte Almwiese statt eines schlichten Rasens einbauen könnte. Da böte sich dann auch die Möglichkeit, die Rasenpflege den weidenden Kühen zu überlassen. So kämen die Schülerleins auch zum Anblick echter Kühe.
Insgesamt ist unser Urteil über den Fahrkomfort in der Regio ein positives. Allerdings sollte man diesen Geheimtipp in Sachen „Stilles Reisen“ nicht unbedingt weiter verraten, gell. Denn Geheimtipps sind nur dann solchige, wenn sie auch geheim bleiben. Wir kennen das ja vom einsamen Landgasthaus: kaum stehts in der Zeitung, ist es schon nicht mehr einsam. Also hoffen wir, mit diesem Test einen kleinen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass die Regio wenigstens einen Bruchteil der prognostizierten Passagierzahlen erreicht. Sage noch einmal jemand, wir vom Team Gmundl seien nicht zu echt konstruktiver Kritik in der Lage, gell!
Liebe Leute, wir haben Angst um den ORF. Dessen Programm ist nämlich schon jetzt eine Herausforderung für denkende Menschen, appelliert es doch an die Null-Denkerleins, seit im ORF die Ansicht vorherrscht, der Bildungsauftrag des ORF bestehe darin, jedem dummen Programm der Privatsender ein noch dümmeres des ORF entgegen zu setzen. Aber jetzt steigt unsere Angst ins Unermessliche. Nach dem Solo-Auftritt von Faymann („Werner allein im Zentrum“) schlägt jetzt Lowpatka zu, verdienstloser Klubchef der ÖVP. Er will den ORF vor der Parteienherrschaft der SPÖ retten. Echt, da atmet ihre Babsy auf. Denn wenn der Lowpatka das in seine wenig bewährten Hände nimmt (wir denken da an seine Beute-Abgeordneten vom Team Stronach, echte Zierden des Parlamentarismus), dann wissen wir, was kommen wird: ein ORF unter der Knute der ÖVP. Und angesichts der Bildungspolitik der ÖVP, die über das lähmende Gequake vom „Erhalt des Gymnasiums“ nicht hinaus kommt, ahnen wir: die Dümmlichkeit der ORF-Programme wird unter der Herrschaft der ÖVP nochmals einige Stufenleitern hinunter klettern.
Leute, einen ORF ohne Einfluss der Politik, den gibt es leider nicht. Die Frage ist immer nur: welche Parteienkonstellation einigt sich auf welche Positionsbesetzungen. Da wird es diesmal vielleicht spannend, weil weder ÖVP noch SPÖ Mehrheiten haben. Aber am Ende kommt ein Generalintendant (Frau ist derzeit keine im Gespräch) von Gnaden einiger Parteien heraus. Der darf dann mit dem Sesserl ins Kanzleramt pilgern und schauen, ob dieses Sesserl dem jeweiligen Kanzler auch konveniert. Da sind die Parteien sich einig: egal ob rot, blau oder schwarz, gell.
Die gestrige Schlagzeile der Kronenzeitung war an Widerlichkeit kaum zu schlagen: „Grüne toben …“. Liebe Leute, was immer wir von den Grünen und ihrer Politik halten: von „Toben“ kann keine Rede sein. Das erleben wir eher bei manchen Krone-Schreibern und bei notorischen Ausländer-/Flüchtlings- und Überhaupt-Alles-Hassern. Wie auch zu hören ist, sind bei weitem nicht alle Krone-Journalisten z. B. mit den Auszuckern von Peter Gnam glücklich. Immerhin ist die Krone ein Massenmedien, folglich ist – Gesetz der grossen Zahl – auch ein nicht zu unterschätzender Teil der Leserschaft mit einem etwas differenzierteren Weltbild gesegnet. Auch in der Krone, so darf man vermuten, zählt ein wesentlicher Teil der Leserleins zur schweigenden Mehrheit jener, die nicht täglich in Ausländer-Paranoia baden, sondern humanitäre Lösungen sehen wollen. Krone-Leserleins, die begriffen haben, dass das „Grenzen-zu“ das Problem der Integration von 700.000 Moslems, die heute bereits legal in Österreich sind, nicht lösen kann. Und die auch wissen, dass man diese Leute nicht mehr einfach aus dem Land hinaus schmeissen kann.
Wenn es nämlich gelingt, all diese Menschen zu Österreicherleins zu machen (ohne ihnen ihre Identität zu nehmen, sondern durch Erweiterung ihrer Selbstidentifikation), dann wird in einer Generation keine Sau mehr davon reden. Oder will heute irgend wer all die Travniceks, Navratils und Prikopils zurück in die Heimat ihrer Vorfahren schicken, weil die angeblich keine echten Österreicherleins sind? Das wär a echte Hetz, weil da täterts auch eine Menge FPler dawischen, gell. Man denke nur an den Westenthaler, der was welcher eigentlich Hojač heissen tätert, gell, wenn er nicht seinen Namen auf treu-teutsch geändert hättert. Wussten Sie, liebe Leserleins übrigens, dass dieser Herr das „Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich“ erhalten hat? Ehrlich, Ihre Babsy weiss, warum sie für die Abschaffung aller Orden und Verdienstzeichen ist!
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
Kleiner Hinweis:
Heute im Standard ein Gastkommentar von Michael Amon, den Leserleins dieses Blogs bestens bekannt als oftmaliger Wortspender hierselbst.
Der Kommentar beschäftigt sich mit einigen grundsätzlichen Fragen zur Pensionsreform und trägt den wunderschönen Titel:
Die Dämografie und das Monokausale
Ein Kommentar, der vielleicht die eine oder andere ideologische Gewissheit erschüttern kann. Von uns zum Lesen und Mitdenken empfohlen!
Regio gesichtet
Extrem kurzes Einserkasterl von Wilhelm Krausshar
Heute, 15:10, neue RegioTram in Baumgarten gesichtet, Fahrgastzahl NULL!
Flüchtlingsstimmung
Gastkommentar von Ramona
Ich bin dankbar und stolz, dass wir hier im Salzkammergut so einen wunderbaren Blog lesen dürfen. Und auch in Flüchtlingsfragen, schreibt ihr differenziert und mit Augenmaß.
Es ist bedrückend, was da an Emotionen so hochkommt. Haben wir Menschen – nach all den Barbareien des letzten Jahrhunderts – denn gar nichts gelernt? Langsam verstehe ich, wieso ein Holocaust mitten in Europa möglich war.
Ganz ohne Zynismus: Waffen gegen Flüchtling einzusetzen kostet doch auch Geld. Warum also nicht gleich, Geld für einen menschenwürdigen Umgang und Versorgung dieser von Krieg und Folter vertriebenen Menschen zu verwenden. Kein Mensch flüchtet freiwillig!
Übrigens: besonders beschämend finde ich das Verhalten der Grünen. Zum Thema Flüchtlinge hört man nur sehr sehr wenig bis gar nichts. Nur nicht auffallen. Ist wohl nicht tauglich für Stimmenmaximierung! Dieses Thema kann nur das friedliche BOBO-Leben stören. Und man will ja den nächsten Bundespräsidenten stellen.
Hier noch ein Musiklink – ewig Schade um Willie de Ville … “Across the Borderline”
Liebe Grüße von Ramona
Karikaturen von Michael Pammesberger
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