Wählerlein gesucht

Heute:
Babsy Blitzschnell über die Suche nach dem Wählerlein
EK von Wilhelm Krausshar über Bettler

Liebe Leserleins!

Es freut uns sehr, dass unser HBP-Watch bei unseren Leserleins so gut ankommt. Die Zugriffszahlen zeigen deutlich, dass wir mit unseren Berichten und Kommentaren die Herzerln, die Gemüter und den Verstand treffen. So soll es auch sein, gell!

Heute wird es ein wenig länger, gell, weil wir besprechen alle zehn „Duelle“ von gestern abend. Ihre Babsy hat sich bemüht, einen dem Thema entsprechenden staatstragenden Ton an zu schlagen, gell, also keine Witzchen und so. Ausserdem sollten wir nie vergessen: 60 % der HBPs sterben in den Stiefeln, also im Amt. Seien wir daher entsprechend würdevoll.

Nun ist es also geschlagen, das grosse Duell HBP gegen HBP gegen HBP gegen HBP gegen HBP. Nur ein HBPlerl hat gefehlt: der Lugner. Der musste Freibier vor dem ORF-Zentrum ausschenken. Und man konnte ihn zum Ausgleich bei einem Besuch des Steiermarkdorfs vor dem Wiener Rathaus im ORF beobachten. Sagen wir mal so: das dort versammelte Wahlvolk hatte etwa den gleichen Alkoholgehalt wie der Spatzi-Kandidat. Eines ist sicher: von Lugner gibt es nach diesem Wahlkampf mit ziemlicher Sicherheit die meisten Selfies der Marke „Ich vom Volk und der Kandidat“. Stimmen bringt es keine, aber die Flut schlechter Bilder, die wir dem Handy verdanken, hat wieder deutlich zugenommen.

Neue Erkenntnisse brachten diese doch recht kurzen Duelle nicht. Es gab aber einige Auffälligkeiten. Van der Bellen gelang es recht gut, angriffiger und aggressiver zu diskutieren, ohne aber dabei sein Image als nachdenklicher Professor zu beschädigen. Frau Griss brachte er ziemlich ins Rudern, als er ihr ihre merkwürdigen Anmerkungen zum Nationalsozialismus vorhielt. Er unterstellte ihr nicht Nähe zu diesem Gedankengut, sondern politische Unerfahrenheit. Inhaltliche Unterschiede anderer Art waren zwischen den beiden allerdings kaum zu bemerken.

VdB gegen Khol war merklich härter. Der Versuch Khols, VdB als Vertreter einer naiven „Willkommenskultur“ zu brandmarken ging eher daneben. Wer den VdB nicht mag, wird es geglaubt haben, die anderen nicht. Khol war zwar gut eingestellt, aber der Mann hat ein Problem mit seiner Sympathie-Ausstrahlung. Selbst geeichte ÖVP-Wählerleins bekommen bei Khol keine heimatlichen Anwandlungen. Der Vorwurf VdBs an Khol, er sei ein „Scharfmacher“, wurde durch Khols Art recht gut bestätigt.

VdB gegen Hundsi, na, das war eine merkwürdige Veranstaltung. Hundsi versuchte, sich von der Visionskraft der Kreisky-Politik ein bisserl abzusetzen („Das war eine andere Zeit“), als VdB die berechtigte Frage stellte, was aus der „visionären SPÖ“ der Kreisky-Jahre geworden sei. VdB versuchte eindeutig, jene SP-Wähler an zu sprechen, denen die Faymann-Politik schwer auf die Nerven geht, die aber in der FP keine Alternative sehen. Das dürfte VdB gut gelungen sein. Hundsi wirkte sehr schwach – wie in allen Duellen. SPÖ-Wähler ohne F-Affinität müssen sich schön langsam überlegen, ob eine Stimme für Hundsi nicht eine Weggeworfene ist, und ob es nicht gescheiter ist, gleich den VdB zu wählen.

VdB gegen Hofer war die konfrontativste Veranstaltung. Die haben sich nichts geschenkt. Was auch klar ist. Weder wird VdB Stimmen aus dem Hofer-Lager holen können, noch umgekehrt. Da ging es nur darum, die eigenen Leute zu aktivieren und zur Wahl zu motivieren. Allerdings könnte Hofer da noch schwer in Probleme kommen. Er liess erstmals in diesem Wahlkampf die Petzi-Bär-Maske fallen und zeigte sich als das, für was wir vom Team ihn immer schon gehalten haben: ein beinharter Ideologe, hart am äusseren rechten Rand. Oder anders gesagt: Hofer ist weiter rechts als VdB links. Dass Hofer jetzt als HBP auch die Zwei-Klassen-Medizin abschaffen will, ist vor allem ein wenig abstrus. Der HBP kann ja keine Gesetze einbringen oder Gesetzesvorlagen erzwingen. Wer welche Regierung nicht angeloben würde, ist auch ein Scheinduell. Die verfassungsrechtliche Realität steht solchen Wünschen klar im Weg. Beide Herren punkteten bei ihren Fans, aber Hofer ist deutlich stärker auf ein Lager beschränkt.

Hofer gegen Khol war inhaltlich langweilig. Die beiden versuchten, sich nicht gegenseitig in die Pfanne zu hauen. Klar, denn Hofer will Khol-Stimmen holen, das geht in diesem Fall nicht durch scharfe Abgrenzung, weil sie im selben Teich fischen. Allerdings unterläuft Hofer ein schwerer Fehler, der in den nächsten Tagen noch gegen ihn verwendet werden kann. Auf die Frage, wann er die erste Angelobung einer Regierung durchführen werde, antwortete Hofer, sein Einzug in die Hofburg würde die politische Instabilität im Land vergrössern, womit es im Herbst Neuwahlen geben werde.
Die Leute aber erwarten von einem HBP, dass er für Stabilität sorgt. Ein Kandidat, der sich als Verursacher von Instabilität präsentiert, ist nicht nach dem Geschmack der Menschen. Wir dürfen gespannt sein, ob das in den nächsten Tagen von den anderen Kandidaten aufgegriffen und gegen Hofer verwendet wird. Wenn die anderen HBP-Anwärter das rüber bekommen, kann das Hofer Stimmen kosten. Vor allem aber zeigt es, welche Gesamt-Strategie die FP verfolgt: Instabilität als Wahlhelfer um ins Kanzleramt zu kommen. Verantwortungsvolle Politik sieht anders aus.

Hundsi gegen Griss, da prallten zwei Welten auf einander. Mehr kann man dazu nicht sagen. Die beiden sprachen einfach an einander vorbei. Besonders skurril der Vorwurf von Hundsi an Griss, dass ihre Wahlwerbe-Ständer in Wien zum Teil nicht ordnungsgemäss beim Magistrat angemeldet seien, weshalb schon einige von der Behörde weg geräumt werden mussten. Da sprach kein HBP-Kandidat, sondern der ehemalige Berufsanfänger im Hundesteuerreferat der Gemeinde Wien. Hundsi at it’s worst!

Dafür war Hundsi gegen Hofer dann extrem offensiv. Hundsi attackierte die politische Gesinnung der deutsch-nationalen Burschenschafter. Das war Stoff für die eigenen Anhänger. Hofer versuchte dafür im Gegenzug, Hundstorfers Tätigkeit als ÖGB-Chef gegen diesen zu kehren: Unterschrift unter BAWAG-Haftung im Glauben, es handle sich um eine Anwesenheitsliste. Hundsi lieferte dem Fernsehpublikum keine Gegenargumente, sondern überreichte Hofer eine notarielle Bestätigung, dass dem nicht so gewesen sei. Als Zuschauer fängt man damit natürlich nicht viel an. In dieser Frage hat Hofer klar gewonnen.

Hofer gegen Griss war eine matte Partie. Hofer wollte offenbar vermeiden, eine Frau zu heftig zu attackieren. Gegensätze kamen kaum zur Sprache, nur beim Adoptionsrecht für Homo-Paare grenzte er sich deutlich von Griss ab. Wie gesagt: eine sehr, sehr matte Sache.

Griss gegen Khol war auch nicht wirklich erhellend. Khol versuchte Griss die „Parteiunabhängigkeit“ ab zu sprechen, sie sei die Kandidatin der Neos. Während Griss sich gegen ein „Zumachen der Grenzen“ aussprach, schwadronierte Khol von „Ich hätte viel früher die Regierung am Riemen gerissen.“ Was sprachlich irgend wie nicht ganz stimmig ist, gell, denn „man reisst sich am Riemen“ (nimmt sich besonders zusammen), wird aber nicht von anderen daran gerissen. Jemand anderer kann nämlich nicht mich zusammen nehmen. Das kann ich nur selbst, gell!

Hundsi gegen Khol? Morituri te salutant! Ein Gemetzel zweier schwer angeschlagener Polit-Gladiatoren. Es geht jetzt nicht um den HBP, sondern um die Politik von SPÖ bzw. ÖVP. Vorwurf von Hundsi: die ÖVP plane massive Sozialeinschnitte. Konter von Khol: die SP bremse bei der Pensionsreform und „zittere wie Espenlaub“ wegen der Differenzen in der SPÖ bei der Asylfrage. Naja, das dürfte nicht einmal bei den Kernschichten und geübten Stammwählerleins so richtig für Stimmung gesorgt haben. Bestenfalls der Mut der Verzweiflung blitzt bei dieser Runde auf.

Gesamtnoten?
Van der Bellen: endlich nicht im Schlafwagen unterwegs, angriffig, pointiert mit bissigem Humor. Besser kann er seine Zielgruppe nicht ansprechen und gleichzeitig ein paar Unentschlossene mit nehmen. Wir vergeben Note zwei.

Hofer: stark in seiner Zielgruppe, aber erstmals nicht der nette Bursch von nebenan. Gleichzeitig zu stark auf die FP-Wähler fokusiert. Das kann ihm in einem zweiten Wahlkampf Probleme bereiten. Die Leute wollen einen HBP, der Brücken baut und für Stabilität sorgt. In beiden Fragen hat Hofer sich an diesem Abend selbst ins Knie geschossen. Noch ein Problem: es könnte sein, dass er den Leuten für den HBP doch zu jung ist. Wir vergeben Note 2,5.

Griss: man merkt, dass ihr die politische Erfahrung fehlt. Ob sie das in Stimmen umsetzen kann? Wir sind da nicht sicher. Wir sehen sie eher nicht im zweiten Wahlgang, denn zu irritierend sind manche ihrer nicht zu Ende gedachten Aussagen. Sie muss immer wieder Erklärungen für Gesagtes nach schieben. Das kommt nicht gut. Note minus drei.

Hundstorfer: Ehrlich, liebe Leserleins, der kommt nicht einmal bei den eigenen Leuten rüber. Er ist zwar in einigen Sachgebieten erstaunlich und überraschend sattelfest (EU, Sozialpolitik), aber wie sich sozialdemokratische Prinzipien mit der Asylpolitik Faymanns bzw. der Bundes-SP vertragen sollen, weiss er wohl selbst nicht. Der Versuch der SPÖ, mit einer FP-Linie in der Asylpolitik gegen die FP zu punkten, geht schon bei dieser HBP-Wahl schief. Die ist ein Vorspiel zum grossen Desaster bei der Wahl 2018. Bei der Note reicht es für Hundsi gerade noch für einen schwach abgesicherten Vierer.

Khol: natürlich ein altes Politschlachtross und durch alle Flüsse gewatet, also auch mit allen Wassern gewaschen. Anerkennung gilt seinem Kampfeswillen in fast aussichtsloser Situation. Aber mehr ist da nicht. Sein Spiel mit dem erzkonservativen Image, das er immer wieder konterkariert, macht ihn nicht glaubwürdiger. Wer nicht mit einem ÖVP-Parteibuch gesäugt wurde, wird Khol nur schwer etwas abgewinnen können. Den meisten Wählern ist er vermutlich auch doch schon zu alt. Seine Ansage, er werde zwölf Jahre Präsident sein (sprich bis zum 87. Lebensjahr), ist eher ein Signal an Altersheime. Wir wünschen ihm ein so langes Leben, aber in der Hofburg wird er diese Jahre eher nicht verbringen. Note: vier plus.

Ist nach diesen Kurz-Diskussions-Runden Bewegung in die geneigt lauschende Wählerschaft gekommen? Schwer zu sagen. Wir vermuten, dass Wählerleins, die zwischen zwei oder drei Kandidätchens schwankten, vielleicht nun deutlicher in eine Richtung tendieren.

Die eigenen Anhänger auf zu munitionieren, dürfte vor allem VdB und Hofer gelungen sein. Was immer mehr für einen zweiten Wahlgang mit diesen beiden Herren spricht – bei aller Vorsicht der Einschätzung! Sollte es tatsächlich zu diesem zweiten Wahlgang in dieser Form kommen, widersprechen wir manchen Annahmen, den würde Hofer gewinnen, weil es in Österreich eine strukturelle Mehrheit rechts der Mitte gibt.

Erstens ist nicht so ganz klar, dass diese Annahme der „rechten“ Mehrheit wirklich stimmt. Zweitens kann es durchaus sein, dass auch Wählerleins, die nur leicht rechts der Mitte (oder überhaupt „Mitte“) sind, keinen HBP wählen wollen, der sich selbst als Verursacher von Instabilität sieht, tief im deutsch-nationalen, schlagenden Burschenschaftermilieu steckt und ein Hardcore Ideologe des rechten Lagers ist.

In der ÖVP ist inzwischen der Krieg ausgebrochen. Alt-Obmann Busek hat sich zu Wort gemeldet, wie immer hat er damit ordentlich Verwirrung in die eigenen Reihen gebracht. Er werde doch nicht VdB wählen, das sei nur für den zweiten Wahlgang gegen Hofer gedacht gewesen. Er tendiere jetzt zu Frau Griss, gebe aber keine Wahlempfehlung ab. Ja, liebe Leute, das ist ein wenig kurios. Noch kurioser: die ÖVP-Führung habe mit der Kandidatur von Khol einen schweren Fehler begangen: „Er ist zu alt für das Geschäft“, befindet der 75er Busek über den fast 75er Khol. Und: Bei Khol sei schliesslich nicht sicher, ob er zwei Perioden, also zwölf Jahre, durchhalte. Jetzt wollen ein paar ÖVP-Systemträger einen Ausschlussantrag gegen Busek stellen. Was macht man nicht alles, damit die Leute über alles reden, nur nicht über den ÖVP-HBP, dem das Wasser schon bis zur Unterlippe steht.

Das war es für heute. Unsere plakative Hilfe für die HBPs gibt es morgen wieder. Dazu einen Drink von Ihrer Babsy, speziell für diese Wahl kreiert.

Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl


Wir wollen auch noch auf einen Gastkommentar unseres oftmaligen Kommentators Michael Amon in der heutigen PRESSE hinweisen, in dem er sich mit dem laufenden Wahlkampf und vor allem mit dessen Niederungen beschäftigt:

http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/4967640/Dumm-dummer-Wahlkampf-im-Fernsehen

Weil wir gerade dabei sind, legen wir noch einen PRESSE-Link zu einem Kommentar von Michael Amon aus dem Jahr 2012, in dem er sich kritisch mit den Thesen von Christian Felber, ex-ATTAC, auseinandersetzt. Aktuell wurde das durch den Streit um die Aufnahme von Felber in ein österreichisches Schulbuch. Man hat dort Felber in eine Reihe mit Adam Smith, Karl Marx u. ä. Kaliber gestellt. Dagegen protestierten einige Volkswirtschafts-Professoren. Nun wurde dieser „alte“ Kommentar von Michael Amon wieder entdeckt und von Mathematik-Guru Rudolf Taschner, der auch einer der Betreiber des math.space im Wiener MuQua ist, in der PRESSE wie folgt gelobt:
„Dass dies (die Kritik an Felber, Anm. d. Red.) verständlich und nachvollziehbar durchgeführt werden kann, bewies in der ‚Presse‘ vor vier Jahren Michael Amon mit dem wunderbaren Artikel ‚Wie man sich ein Weltbild richtig zurechtbiegt‘. Die Aufnahme einer Stellungnahme wie dieser würde den Wert des Schulbuchs in ungeahnte Höhen treiben. Denn der Artikel ist ein sprachliches Juwel, und er regt zu weiterer Auseinandersetzung mit dem Thema an. Was kann man sich in der Schule mehr wünschen?“
Wir können diesem Lob nur zustimmen. Auch dieser Blog profitiert regelmässig (und leider zu selten) von den oben beschriebenen Qualitäten. Der diesbezügliche Kommentar Amons wandert seit Donnerstag in der Hitparade der Presse-Online-Zugriffe zwischen Platz zwei und drei. Freitag morgens sind beide Kommentare in der Top 5 der Online-Presse-Zugriffe im Bereich Meinung.

Wir sind stolz, unseren Leserleins immer wieder Beiträge des auch in Gmunden lebenden Autors präsentieren zu können. (Wie etwa am kommenden Sonntag!) Auch wenn Gmunden nichts dafür kann: wir sollten stolz sein!

Hier der Link zum kritischen Felber-Kommentar von Amon:
http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/726261/Wie-man-sich-ein-Weltbild-richtig-zurechtbiegt


Bettler?

Lakonisches Einserkasterl von Wilhelm Krausshar

Der Gmundner Bürgermeister hat heute in der Kronenzeitung freudig mitgeteilt, in der Gmundner Innenstadt gäbe es keine Bettler.
Klar, wo keine Leut sind, gibts auch keine Bettler …


 

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