Heute:
Babsy Blitzschnell über Entgrenzungen
Liebe Leserleins!
Eigentlich sollte heute an dieser Stelle ein Gastkommentar von Michael Amon stehen. Leider war es ihm nicht möglich, für heute zu liefern. Die für ihn erfreuliche Ursache: sein letzter Kommentar für DIE PRESSE (wir haben am Freitag den Link gelegt) hält sich seit Donnerstag abends in den Top 5 der Online-Zugriffe der PRESSE. Freitag und Samstag war er sogar auf Platz 1. Und – besonders ungewöhnlich – zwei Tage lang waren zwei seiner Kommentare gleichzeitig in den TOP 5 der PRESSE. Das hatte aber zur Folge, dass Herr Amon mit Emails „zugeschüttet“ wurde. Die wollen – soweit es ernsthafte Mails sind – möglichst zeitnah beantwortet werden. Das wiederum verunmöglichte die Arbeit am Kommentar für den Gmundl-Blog. Der Kommentar soll aber im Lauf der Woche noch kommen. Wir warten mit Freude und Geduld.
So trunken war noch nie ein HBP-Wahlkampf. Liebe Leute, jetzt können wir endlich je nach trinkerischen Vorlieben jenen HBP auswählen, den wir ankreuzerln werden. Für nicht ÖVP-affine Liebhaber des Singerriedl-Rieslings von Hirtzberger wird es schwer: dieser Winzer unterstützt nämlich Khol. Da kann man sich nur damit trösten, dass die Weine von Hirtzberger (auch wenn es kein Verkoster zugibt) eine ziemliche Flaschenstreuung haben (sprich: die Qualität schwankt stark von Flasche zu Flasche, so wurde Ihrer Babsy jedenfalls von Kennern unter der Hand versichert). Ob die massive Alk-Zusammenballung von gleich zehn Winzern dem nüchternen Khol weiter helfen wird? Einen Trost hat Khol schon jetzt: er wird sich am Sonntagabend auch mit Weinen eines Regierungsmitglieds den Kummer wegsaufen können: mit denen vom Stiftweingut Herzogenburg, dessen Pächter Finanzminister Schelling ist. Wenn der nur nicht vergisst, die Flascherln für Khol auch brav mit der Registrierkasse zu bonieren, gell!
Irmgard Griss kann immerhin auf die Unterstützung des steirischen Qualitätswinzers Erwin Sabathi zählen. Während Van der Bellen sich gar der Unterstützung eines ÖVP-Vizebürgermeisters und Winzers stützen darf: Johannes Zweytick, zeitweilig auch NR-Abgeordneter der ÖVP unter Clubchef Khol. Er wird wissen, warum er lieber VdB ein paar vorzügliche Flaschen Rivaner und Blauen Zweigelt für den Wahlkampfauftakt zur Verfügung gestellt hat. Auch Josef Umathum, österreichischer Rotweinpionier mit dem legendären Zweigelt vom Ried Hallebühl, hat sich VdB angeschlossen.
Hofer dagegen hat auffälligerweise kein Personenkomitee, das ihn unterstützt. Sich zur FPÖ zu bekennen hat noch immer einen gewissen Hautgout, von dem die Leute fürchten, ihn nicht mehr los zu werden. Wird sich geben, wenn Strache tatsächlich ins Kanzleramt ein ziehen sollte. Dann werden ihn die Leute umschwirren wie Motten das Licht. So sinds halt die Menschen, gell! Aber mit dem Wein und den Winzern, das konnte beim Hofer nicht klappen. Denn die tolle Burschenherrlichkeit misst sich in Masskrügen voller Bier, das auf der Bude in die deutsch-nationalen Körper geschüttet wird und von dort die Gehirne erreicht. Die Folgen sind bekannt: Deutschdümmelei und Schnittwunden im Gesicht.
Echt arm ist der Hundsi. Ein Roter ohne Rotwein. Das waren noch Zeiten, als noch der rote Kanzler Gusenbauer im Profil seine kenntnisreichen Weinurteile abgab – zur geringen Freude seiner Genossen. Dafür hat Gusenbauer, und dafür gebührt ihm ewiger Dank, den damaligen Kommissionspräsidenten Barroso mit dem nicht ganz richtigen, aber einigermassen zutreffenden Namen „Barolo“ tituliert. Ob Gusi dabei schon einige Glaserln desselben intus hatte, wurde nie geklärt. Aber der arme Hundsi hat dafür jetzt keinen einzigen Winzer im Unterstützungskomitee. Nur der Thomas Klein, der unterstützt ihn. Und das ist der Produzent vom Almdudler.
Liebe Leute, das wird keine lustige SP-Wahlfeier am Sonntag – weder aus der Sicht des Ergebnisses, noch angesichts des zu servierenden Getränks. Mit dem kann man sich nämlich nicht einmal den Abend und das Wahlergebnis schön saufen, gell. Aber immerhin: der Arbeiter-Abstinentenbund (entideologisiert auf Aktion-Nullkommanull-Promille umgetauft, eine realistische Prognose über kommende Wahlergebnisse mit Faymann), der wird eine echte Freude haben. Aber vielleicht hilft eh der Häupl mit ein paar Kisten vom Gemeinde-Wien-eigenen Weingut Cobenzl aus. Dessen Bestände sollen ja auch dem Wiener Bürgermeister über die Fährnisse des Alltags hinweg helfen, gell.
Ja, der Wiener Bürgermeister. Er hat uns beim Landesparteitag der Wiener SPÖ wieder einmal mit einer seiner unnachahmlichen, wissenschaftlich fundierten Analysen erfreut und erhellt: „Nur mieselsüchtige Grantler wählen die FPÖ“. Ehrlich, würde das stimmen, hätte die FPÖ in Wien schon mindesten 60 %. Aber vielleicht hat der Häupl ja entsprechende Befragungsergebnisse.
Die SPÖ hätte es am Landesparteitag beinahe zerrissen. Rund 150 Leute (von etwa 800) haben bei der Rede von Faymann den Saal verlassen. Das lässt hoffen. Denn wäre nicht in einer Woche die HBP-Wahl, dann wäre der Saal wahrscheinlich deutlich leerer gewesen. Aber die noch immer existierende Parteidisziplin hat viele davon abgehalten, es ähnlich wie die ÖVP zu machen, und die letzten Chancen des eigenen Kandidaten in die Luft zu jagen. Zum Glück sprach Faymann nur zehn Minuten. Denn es ist unklar, ob die Parteidisziplin länger durch gehalten worden wäre, gell.
Immerhin hielten nicht nur Delegierte der Jugendorganisationen, sondern auch Vertreter einiger Bezirksorganisationen Faymann vor Beginn Transparente mit der Aufschrift „Werner du Orban“ vor die Nase. Und selten gab es in den letzten Jahren eine derart lebhafte und lang dauernde (fünf Stunden) Debatte über die Anträge zur Flüchtlingsproblematik. Jene Bezirke, die eine „schärfere“ Flüchtlingspolitik forderten und sich an den Plänen der Bundesregierung orientierten und diese unterstützten, fanden – durchaus überraschend – keine Mehrheit. Was ein Beweis dafür ist, dass die in der Krone (und auch in anderen Zeitungen) verbreitete Theorie nicht stimmt, die Flächenbezirke Wiens (Simmering, Favoriten, Floridsdorf, Donaustadt) stünden geschlossen hinter der Linie von Faymann.
Angesichts der Stimmverhältnisse, sagen uns jedenfalls Insider, kann man davon ausgehen, dass es auch in den grossen Bezirken, die unter dem besonderen Druck der FPÖ stehen, keineswegs geschlossene und sichere Mehrheiten für den Faymann-Kurs gibt. Auch wenn man sich durchwegs einig ist, dass es vernünftig ist, sich auf eventuelle neue Krisen vorzubereiten, so ist man sich doch einig, dass das Geschwafel vom bereits bestehenden Notstand nur der FPÖ dient. Wer nicht gerade unter schwerem Verfolgungswahn leidet, kann in Österreich zwar eine Menge Probleme rund um die Flüchtlinge feststellen, aber von einem Notstand kann offensichtlich keine Rede sein.
Der Notstand besteht höchstens in der Unfähigkeit der Regierung, die notwendigen Massnahmen zu setzen, die es braucht, um die bereits im Land befindlichen Flüchtlinge entweder gut zu integrieren, oder dort wo kein Aufenthaltsrecht entsteht, für andere menschliche Lösungen zu sorgen.
Eine besonders unglückliche Rolle spielt derzeit SP-Verteidigungsminister Doskozil, der zwar vielleicht ein brauchbarer Polizist für die Lenkung von Flüchtlingsbewegungen ist, dem aber immer offensichtlicher das intellektuelle Rüstzeug fehlt, um sich über alle Konsequenzen seiner „Ideen“ klar zu werden. Ein idealer Partner für Mikl-Kurz, demnächst Sobotka-Kurz. Kleingeister unter sich.
Zuerst hat Doskozil, gleich bei Amtsantritt gedröhnt, er könne dem Innenministerium seine Transportflugzeuge für die Abschiebung von Flüchtlingen gern zur Verfügung stellen. Das sei innerhalb eines Monats realisierbar. Der Mann hat schneller gesprochen, als er denken kann. Jetzt liegt ein Gutachten auf dem Tisch, das Doskozil nicht heraus rücken will. Mehr noch: er behauptet, es sei noch nicht fertig, die Gutachter bräuchten noch Zeit. Tatsächlich aber liegt dieses Gutachten sowohl dem Innen- als auch dem Verteidigungsministerium bereits vor. Blöd nur, dass nicht das drin steht, was man dortorts lesen wollte.
Denn in dem Gutachten wird explizit gesagt, dass die geplanten Abschiebeflüge nicht rentabel seien. Die Ausstattung der Flugzeuge sei für diese Zwecke nicht geeignet, die Einholung der Überflugsgenehmigungen sei extrem komplex und praktisch (aufgrund der hohen Anzahl der nötigen Flüge) nicht umsetzbar. Blöd gelaufen, Herr Doskozil. Denken beim Schenken, gell!
Dass es beim burgenländischen Genossen Doskozil mit tiefer gehenden Denkprozessen ein Problem gibt, zeigt auch seine neueste Äusserungen im Streit innerhalb der SPÖ rund um die Flüchtlinge. Da sagte er doch glatt als Rechtfertigung, warum man keine weiteren Flüchtlinge mehr ins Land lassen könne (denn es geht natürlich in Wahrheit um die Abschaffung des Asylrechts): „…dann schaffen wir bewußt Armut und Elend.“
Ist dem Mann eigentlich bewusst, wenn er schon dauernd von Wirtschaftsflüchtlingen schwafelt, dass die bereits vor „Armut und Elend“ fliehen? Angesichts der Zustände, die jetzt an den Aussengrenzen herrschen, und gegen die niemand etwas unternimmt, kann frau nur sagen: Wir haben bereits Armut und Elend – nämlich in den Flüchtlingslagern und an den Aussengrenzen. Herr Doskozil, Sie sind bereits dabei, zusätzliche(!) Armut und zusätzliches(!) Elend zu schaffen: an den EU-Aussengrenzen. Indem sie einfach nur zusperren. Anstatt aktiv an den Aussengrenzen zu helfen.
Nicht die Tatsache, dass Überlegungen angestellt werden, wie man mit einer Krise rund um Flüchtlingsbewegungen umgehen soll, wird von uns kritisiert. Sondern die Tatsache, dass man eine Notstands-Stimmung herbeischwafelt, dass manh Gesetze im Eiltempo durch drückt, deren Folgen niemand absieht. Etwa den Missbrauch durch eine eventuell kommende schwer rechtslastige Regierung.
Auch die martialische Wortwahl von Doskozil & Co. ist Wasser auf die Mühlen der FPÖ. Wieso glaubt man in SPÖ und ÖVP eigentlich, dass es genügt, die Positionen der FPÖ zu übernehmen, anstatt eigene, den eigenen Grundsätzen entsprechende zu entwickeln? Es kann sein, dass die Rechnung für diesen Verrat an den eigenen, sozialdemokratischen bzw. christlich-sozialen Werten schon am kommenden Sonntag präsentiert wird. Es ist zu fürchten, dass dem nicht ein erschrecktes Erwachen, sondern ein weiterer Dämmerschlaf folgen wird.
Da trink ich einen Doppelten drauf, dass es leider so kommen wird!
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
Heute ist mein Spezial-Mix für HBP-K Hundstorfer an der Reihe.
The Looser
2 cl Grenadin, 10 cl Orangensaft, 3 cl Zitronensaft, 1 Sardellenringerl, 0,35 l Almdudler. 1 Radieschen (aussen rot, innen weiss), 1 geschälte Knoblauchzehe.
Sardelle cremig mörsern, mit Grenadin, Orangensaft, Zitronensaft im Shaker gut mixen, über Eiswürfeln in ein Longdrinkglas giessen. Mit dem Almdudler auffüllen. Augen zu und runter damit. Dann ins Radieschen beissen und laut rülpsen. Danach die Knoblauchzehe im Mund gut zerkaufen und schlucken. Das hält eventuelle Gratulanten fern!
Alkoholfrei, denn Alk verstärkt die Wahlabend-Depression.
Und jetzt noch unsere aktive Wahlhilfe für Hundstorfer in Form eines Plakats aus unserer Reihe „Wahlplakate, die wir gerade noch gebraucht haben“.
Kommentar verfassen