Heute:
Babsy Blitzschnell über Irrsinn in der Welt
GK Gedankensplitter über alles Mögliche
Liebe Leserleins!
„Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang, lang, lang, lang, lang, lang.“ So heisst es im Kometenlied in Nestroys Posse „Der böse Geist des Lumpacivagabundus“.
In diesen Tagen könnte frau manchmal glauben, dass das so weit hergeholt nicht ist. Während aber bei Nestroy immerhin noch ein Komet für die befürchtete Zerstörung der Welt her halten musste, schafft die Menschheit das inzwischen locker selbst. Nein, Ihrer Babsy ist dieser Tage wenig zum Scherzen zu Mute.
Die letzten Tage waren einigermassen heftig: Nizza, Türkei und jetzt ein Zug bei Würzburg. Ein offensichtlich verrückter „Afghane“ mit IS-Fantasien sticht auf Zugreisende ein, flüchtet und wird von einem zufällig in der Nähe befindlichen Sondereinsatzkommando erschossen. Inzwischen gibt es nicht nur ein Bekennervideo des „Afghanen“,
sondern auch ein Statement des IS, der sich zu dieser Tat bekennt. Allerdings wird inzwischen bezweifelt (darum die Anführungszeichen), dass der Attentäter tatsächlich Afghane ist. Seine Sprache deutet auf einen Pakistani hin, und die deutschen Behörden vermuten, dass er sich als Afghane ausgegeben hat, um seine Chancen, als Flüchtling anerkennt zu werden, zu verbessern. Wir werden noch lange mit diesem Irrsinn leben müssen.
Nun droht uns auch noch eine Fluchtbewegung von Türken aus der Türkei. Nämlich von Menschen, die von Diktator Erdogan verfolgt werden. Inzwischen ist klar, dass Erdogan und seine AKP sich seit langem auf einen Staatsstreich von oben vorbereitet haben. Gestern wurden rund 30.000 Lehrer aus ihren Posten entfernt. Die Frage ist: wie lange schaut die EU noch reaktionslos zu? Würde Putin das machen, was sich Erdogan in den letzten drei Tagen geleistet hat, wie sähen da wohl die „Boykott“-Massnahmen aus? Frau kann sich nur noch wundern, wo die EU die wahren Feinde sieht. (Ohne Herrn Putin zum lupenreinen Demokraten zu erklären, aber dieser Mann tickt halbwegs rational im Vergleich zum Amokläufer Erdogan.)
Die Repulikaner haben zähneknirschend Donald Trump zum republikanischen Kandidaten für die US-Präsidentschaft gewählt. God (to whom it my concern) bless the world! Die Amerikaner haben die Wahl zwischen einem Wirrkopf (Trump) und einer Unsympathlerin (Clinton). Sie werden sich vermutlich für die unsympathische, immer geclont und unehrlich wirkende Clinton entscheiden. Die Krise der Politik und ihrer Repräsentanten ist eine internationale.
Und dieser Sommer ist ein wahrhaft beschissener.
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
Arbeitsplätze/Naturfreunde/SRT
Gastkommentar von Gedankensplitter
Antworten auf verschiedene Beiträge.
zu Herrn Amons Beitrag über dringende Schaffung von Arbeitsplätzen für Asylsuchende:
Kann mir Herr Amon erklären, wie das gehen soll, wenn immer mehr Arbeitsplätze eingespart und wegrationalisiert werden.? Übrig bleiben Arbeitsplätze für gut ausgebildete und weiterbildungswillige Arbeitskräfte. (Bei einem Prozentsatz von ca. 30% von Schulabgängern, die nicht einmal einen Pflichtschulabschluss haben, darunter auch viele Migranten, schwer vorstellbar.) Herr Amon sieht dieses Problem meiner Ansicht nach sehr akademisch, vom Schreibtisch aus. Die Realität sieht anders aus. Aber wenn er mir diese Frage genauer beantworten kann, wäre ich sehr lernwillig und dankbar und nicht nur ich.
Zu Naturfreunde: Ich bin total Ihrer Ansicht, solche Extremsportarten haben eigentlich nichts mehr mit gesundem Sport zu tun. Ja, dergleichen führt bereits zu Doping bei Amateueren, verrückt nicht?. Dieser verrückte Bergmarathon passt gut zu den Mega-Events mit extremer Lärmbelästigung bis weit in die Nacht für die Innenstadtbewohner von Gmunden. Lauter, schriller, weiter, schneller, höher… Wohin soll das führen?
Nun zur Fertigstellung der SRT Baustelle: Ich bin angenehm überrascht, wie schön alles wird. Vor allem die herrlichen breiten Gehsteige für die Fussgänger und die herrlich schmale Fahrbahn für die Autos. Da sehe ich viel Positives, Menschen werden wieder viel zu Fuss gehen, was gut gegen Adipositas und Alzheimer ist ,man trifft sich wieder zufällig im öffentlichen Raum und die Sozialkontakte werden wieder belebt. Die Geschäftsleute werden sich freuen, wenn die Besucher der Innenstadt wieder in ihre Auslagen gucken und das Börserl öffnen. Nur die armen Autofahrer tun mir leid, sie können nicht mehr bis vor den Geschäftseingang ihr Vehikel manövrieren, sie müssen vielleicht sogar ein paar Schritte gehen, die Armen. Naja, die Öffis und die Taxis gibt es ja auch noch.
Arbeitsplätze?
Eine Antwort von Michael Amon
Ich sehe das keineswegs „akademisch“ oder „vom Schreibtisch aus“, denn ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit der Frage, wohin unser Wirtschaftssystem mitsamt seinem Arbeitsbegriff geht (siehe mein Buch „Nach dem Wohlstand – Politik jenseits der Menschen“). Es ist nur so, dass ein Blog wie dieser nicht wirklich geeignet ist, auf die komplexe Frage der Arbeitsplätze und der damit zusammenhängenden Frage der Verteilung der erarbeiteten Werte wirklich ausführlich einzugehen. Ich will trotzdem zumindest behelfsmäßig versuchen, die Problematik und die Fragestellungen zu skizzieren.
Zuerst einmal sollten wir uns darüber klar werden, dass uns nicht die Arbeit ausgeht, sondern die bezahlte Erwerbsarbeit. Global betrachtet ist Erwerbsarbeit ein männliches, weißes und westliches Phänomen des Industriezeitalters. Diese Erwerbsarbeit ist es, die uns ausgehen könnte. Verschärft wird das Problem dadurch, daß in den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren rund 1,5 Milliarden Menschen auf den globalen Arbeitsmarkt strömen werden, während gleichzeitig – wenn die Prognosen denn stimmen – eine tiefgreifende Automatisierung von Tätigkeiten stattfinden könnte, die bisher ein gut bezahlter Mittelstand ausführte. Ob es so kommt, wissen wir nicht. Aber es spricht einiges dafür.
Vermutlich müssen wir auch davon ausgehen, daß dieser Automatisierungsschub – im Gegensatz zu bisherigen Rationalisierungen – mehr Arbeitsplätze vernichtet als schafft. Auch diese These ist allerdings umstritten, obwohl einiges auf ihre Stichhaltigkeit hinweist. Gleichzeitig wird aber die Nachfrage nach Dienstleistungen explodieren (denken wir nur an den Pflegebereich in unseren stark alternden Gesellschaften). Wir wissen schlichtweg nicht, wie die Arbeitsmärkte der Zukunft wirklich aussehen werden – und ob es sich noch um Märkte handeln wird.
Ein Teil einer möglichen Lösung liegt auf der Hand: drastische Arbeitszeitverkürzung. Die findet nämlich ohnehin längst statt – auf die denkbar dümmste Art: Arbeitslosigkeit und Teilzeit bis hin zu extremen Formen der kapazitätsorientierten Arbeitszeit (in Großbritannien gibt es inzwischen Millionen von sogenannten „Null-Stunden-Verträgen“, wo Leute nur nach Bedarf zur Arbeit gerufen werden). Gleichzeitig steigt die Arbeitszeit der Vollarbeitsplätze. Wenn man Teilzeit-Verträge und Arbeitslosigkeit mit einbezieht, sind wir ohnedies längst bei der 30-Stunden-Woche angelangt. (Immer gemessen am Arbeitskräfteangebot.)
Die Aufgabe besteht darin, und daran werden wir nicht vorbeikommen, nicht nur die Arbeit anders zu verteilen, sondern auch neue Formen der Verteilung der Wertschöpfung zu finden. Wir müssen sowohl Werte als auch Arbeit nach neu zu findenden Parametern verteilen (nur ein Teil wird über bisherige Marktmechanismen funktionieren). Einerseits wird man sich von der Vorstellung verabschieden müssen, nur Erwerbsarbeit sei sinnstiftend (was sie erfahrungsgemäß sehr oft jetzt schon nicht ist). Andererseits werden wir mit dem gesellschaftlich produzierten Werten anders umgehen müssen, wenn wir nicht Massenarmut riskieren wollen. Wir brauchen Bildung und sinnstiftende Arbeit für alle. Auch für die bereits im Land befindlichen Flüchtlinge. Und wir brauchen ein Verteilungssystem, das ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und nicht nur die unmittelbare Lebenserhaltung (schon darum ist die derzeitige Art der Mindestsicherungsdebatte, wie sie von ÖVP und FPÖ geführt wird, widersinnig). Gleichzeitig müssen wir ein System finden, das es ermöglicht, auch ohne dauerndes Wachstum zu wirtschaften.
Das sind echte Herkules-Aufgaben. Sie sind lösbar. Allerdings nur dann, wenn wir das Bevölkerungswachstum in den Griff bekommen und wohl auch unseren Lebensstil drastisch ändern (tun wir das nicht freiwillig, werden es uns die Umstände aufzwingen). Die Vorstellung, daß 1,2 Milliarden Chinesen und prognostizierte 1,4 Milliarden Inder im Sommer per Flugzeug in ihren Urlaub düsen ist nicht nur fürchterlich, sondern auch irreal.
Genauer kann ich leider nicht werden. Denn wie die heranwachsende Generation diese Probleme lösen wird, kann niemand voraussagen. Auch wissen wir in Wahrheit nicht, welche technologischen Umwälzungen uns noch bevorstehen. Wer hätte 1900 gedacht, daß dereinst nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung ausreichen würden, um die Ernährung zu sichern? Ich weigere mich zudem, andernfalls wäre Ihr Schreibtisch-Vorwurf nämlich richtig, auf dem Papier eine zukünftige Gesellschaft zu entwerfen, wie dies etwa Christian Felber in seinen Büchern über die Gemeinwohl-Ökonomie macht. Warum ich es Felber nicht gleich machen will, können Sie in einem Gastkommentar von mir für die PRESSE nachlesen:
http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/726261/Wie-man-sich-ein-Weltbild-richtig-zurechtbiegt
Wie gesagt: die Probleme lassen sich im Rahmen dieses Blogs nur kursorisch behandeln. Und wie das halt so ist: die Zukunft liegt im Ungewissen. Wer hier meint, detailliert Systeme entwerfen zu können, schafft die Grundlagen für neue Formen des Totalitarismus.
Der Liedermacher Sigi Maron ist tot. Manchen war er zu ordinär, andere fanden, dass man auf die bestehenden Verhältnisse manchmal nur ordinär reagieren kann.
Kommentar verfassen