Heute:
Babsy Blitzschnell im Fasching
GK von Marge Lila über Präsentation statt Beteiligung
Liebe Leserleins!
Es ist Fasching, das kann frau nicht mehr übersehen. Selten wurden so ernste Sachen mit derartigem inhaltlichem Unernst präsentiert. Aber zuerst zum wirklich Spassigen.
Als ich eine der Donnerstagszeitungen durchblätterte, hatte ich das grosse Aha-Erlebnis. Es war geradezu ein Befreiungsschlag. Las ich doch die Schlagzeile: „Grossbauer übernimmt Opernball“. Wow! Das ist es, dachte Ihre Babsy sich. Endlich kommt zusammen, was zusammen gehört: die Bauern und der Opernball. Und weil der Opernball ein Grossereignis ist, macht das ein Gross- und nicht ein mickriger Kleinbauer. Die Grossbauern des Bauernbundes ergreifen die Macht am Opernball. So soll es sein, dachte Ihre Babsy sich. Aus Frackzwang wird Steirer-Frack-Zwang. Aus dem Zwang zum kitschigen Kostüm wird der Zwang zum kitschigen Dirndl-Kostüm. Statt fremdländischem Schampanjer gibts heimatlichen Bauernschnaps, Uhudler und Most. Dazu natürlich ein Blindenabzeichen und die Magenübersäuerung inklusive. Das Grossbäuerliche würde zum österreichischen Kleinbürgertum, das sich am Opernball tummelt, eh viel besser passen. Das österreichische Bürgertum ist ja immer Bauer geblieben (und sucht Frau auf ATVau). Frauensuche am Opernball: der Bauernstand ist gerettet. Die kleinbürgerlichen Parvenüs reichen sich die Mistgabeln, statt Swarovsky-Krönchen für die Debütantinnen (eh, in was debütieren die eigentlich???) gibts geflochtene Strohkränzchen. Statt dem betäubenden Duft unzähliger Parfums gäbe es den nicht minder betäubenden Duft von Kuhflade und Misthaufen. Was für den Zustand der Republik ohnehin repräsentativer wäre, gell. Und der Opernball ist ja der Ball der Republik. Sagt man zumindest.
Aber leider. Ich lief in die Irre. Fehlinterpretation. Es gibt eine Dame, die heisst Grossbauer und ist angeblich im Gespräch. Schade. Für den Bauernbund und die Republik wäre das DIE Chance gewesen. Aber mir ist es letzten Endes total wurscht, gell, weil ich geh dort nicht hin. Egal ob Frau Grossbauer oder ein Grossbauer dort das Sagen hat. Ich werde mir auch heuer wieder den Opernball vor dem Fernseher geben. Mir ein gutes Schampanjerlein reindrücken, ein paar Sacherwürsteln um ein Drittel des Opernballpreises futtern und mich wundern, mit welch sinnlosem Gequatsche ORF-Präsentatoren ihr Geld verdienen können. Alles Walzer, liebe Leute! Alles Walzer!
Echt. Die Präsentation der Ergebnisse des Flüchtlingsgipfel, das war echt der Gipfel des Unernstes und der Bürgerlein-Verarschung. Tatsächlich gibt es nur eine Ansammlung von Willenserklärungen, während die praktische Umsetzung völlig offen gelassen worden ist. Wir haben nicht einmal erfahren, ob es ein neues Gesetz geben wird: ein Flüchtlingsfernhalte-Gesetz, ein Vor-der-FP-bibbern-Gesetz oder ein Verfassungswidrig-Verschleierungs-Gesetz. Wie auch immer, Österreich hat es auf die Titelseiten der europäischen Tageszeitungen geschafft und in die Spitzenmeldungen der europäischen Nachrichtensendungen. Motto: jetzt sind die Ösis endlich übergeschnappt. Aber: viele werden folgen. Europa schnappt über!
Ratlosigkeit allerorten. SP-Wien-BM Häupl war Mitverkünder der Obergrezen/Richtlinienwerte. Seine Stadträtinnen distanzieren sich von diesen Beschlüssen (oder was immer das war). Catch as catch can. Bisher haben sich auch all jene Verfassungsrichter, die sich zu Wort gemeldet haben, distanziert. Die EU-Kommission eiert herum wie immer. Merkel ist angeblich von Faymann enttäuscht. Wieso eigentlich? Ist doch allgemein bekannt, dass Faymann im Ernstfall immer einknickt. Der hat kein anderes politisches Ziel als die persönliche Machterhaltung. Auf Dauer wird das nicht reichen für die Kanzlerschaft. Dylan sang einst: „You don’t need a weather man to know which way the wind blows“ und „Don’t follow leaders, watch the parking meters“. Er muss den Faymann gekannt haben, auch wenn der, als Dylan das schrieb, noch im Kindergarten war. (Bob Dylan, Subterranean Homesick Blues. Kleiner CD-Tipp: eben erschienen ist Dylans „The Bootleg Series Vol. 12, 1965 – 1966, The Best of the Cutting Edge.“ Die Outtakes aus den Sessions zu „Bringing it all back Home“, „Highway 61 revisited“ und dem Jahrhundertalbum „Blonde on Blonde“.)
Liebe Leute, heuer sollen 37.500 Asylanträge erlaubt werden. Nun zückt Ihre Babsy den Handy-Taschenrechner. Wenn täglich 300 Anträge gestellt werden (derzeitiger Stand), dann ist in 125 Tagen das Ende der Fahnenstange erreicht. Dann heisst es für die Regierung, Farbe bekennen, was wirklich geschehen soll. Wenn ein paar Leute pro Tag mehr kommen, was nicht auszuschliessen ist und von Experten sogar erwartet wird, dann ist in drei Monaten die Stunde der Wahrheit gekommen. Also ziemlich genau in den letzten zehn bis vierzehn Tagen vor der HBP-Wahl, ungefähr ein Monat vor dem vermutlichen zweiten Wahlgang.
Was das heisst? Die Asylfrage explodiert genau vor der HBP-Wahl oder vor dem eventuell entscheidenden zweiten Wahlgang. Wer da wohl profitieren wird? Da hat offenbar irgend ein Oberschlaumeierchen in der ÖVP (dringend tatverdächtig: Lowpatka) eine politische Kalkulation angestellt. Die ÖVP versucht ja, einen Rechtsaussen-HBP-Wahlkampf zu führen. Da passt das ins Bild. Dem hätten Van der Bellen und Hundsi nicht viel entgegen zu setzen. Während der alte katholische Sünder Khol locker die Positionen wechselt. Mitsamt seiner Tochter, der Wahrheit (© Michael Amon). Nur ein Problem hat die ÖVP: sie hat die Rechnung ohne die FP gemacht. Wenn es an den Grenzen Wasserwerfer und Tränengas gibt, Verletzte und im schlimmsten Fall gar Tote, wer wird dann wohl profitieren? Die Regierungsparteien, die palästinensische Zustände an der Grenze geschaffen haben, oder die ausser jeder Verantwortung agierende FPÖ? Es darf genau einmal geraten werden.
Noch eine kleine Rätselaufgabe: laut einer neuen Umfrage sind 65 % der Bauern gegenüber TTIP negativ eingestellt. Aber 39 % sehen sich bei der ÖVP am besten aufgehoben. Vielleicht erklären solche Merkwürdigkeiten auch das echt merkwürdige Ergebnis der ÖVP bei der letzten Gemeinderatswahl in Gmunden. Das Seelchen Wählerlein ist echt unergründlich. Da können nicht einmal die rätselhaften Ratschlüsse Gottes mithalten.
Uns bleibt nur ein Trost: es ist Fasching. Hierzulande währt er gnadenlos stets ein ganzes Jahr. Liebe Leutln, das ist leider doch kein Trost!
Wo ist eigentlich der Rest vom weihnachtlichen Eierlikör?
Babsy Blitzschnell f. d. Team Gmundl
Präsentation statt Beteiligung!
Gastkommentar von Marge Lila
Zu „Ab Februar werden in Gmunden wieder Schienen verlegt“ OÖN vom 19. 1. 2016 und
„Informationsabend zum Weiterbau der StadtRegioTram“ /Tips 3. KW 2016
Nach der Lektüre der lokalen Tagespresse zum aktuellen Stand der SRT in Gmunden stelle ich mir unwillkürlich einige Fragen:
Geht Schienensicherheit über Rechtssicherheit?
Wird in Gmunden unser Steuergeld tatsächlich verbaut, ohne die Entscheidungen der zuständigen Gerichte und Behörden abzuwarten? Wer bitte wird das verantworten? Wer wird dafür einstehen und die Folgen tragen, wenn die Gerichte Entscheidungen treffen, die die Durchbindung der SRT unmöglich machen? Das Land OÖ, die Stadt Gmunden oder der Projektant, der es verabsäumt hat, die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen rechtzeitig einzuholen? Mir, als Bürger dieser Stadt und braver Steuerzahler, wird über die Tagespresse nur mitgeteilt, dass in Gmunden Schienensicherheit über Rechtssicherheit geht. Mir wird vermittelt, dass in Gmunden die Prüfung und Entscheidung von Höchstgerichten ohnehin nicht ernst genommen werden. Ich frage mich ernsthaft, ob die Damen und Herren, die hinter dieser Vorgangsweise stehen, genauso risikofreudig mit ihrem privaten Geld verfahren würden, wie sie es ganz offensichtlich mit unserem Steuergeld tun.
Wie funktioniert seriöse Stadtplanung und ehrliche Bürgerbeteiligung mitten in der Baustellengrube?
Die Antwort liegt auf der Hand – gar nicht. Es ist zu spät, nichts kann mehr „geplant“ werden, es kann bestenfalls das Schlimmste verhindert werden. Für mich offenbart sich diese traurige Erkenntnis wieder in der Tatsache, dass ganz plötzlich und unerwartet von einer notwendigen „Bogenkonstruktion“ mitten in der historischen Innenstadt gesprochen wird. Na da schau her! Von der hat aber bisher wirklich kein Bürger irgendetwas geahnt. Jetzt müssen wir halt ganz schnell was planen, weil die Bagger ja schon in den Startlöchern scharren. Das nenne ich wirklich Stadtplanung! Na bravo! Vielleicht kann sich Gmunden – damit wir im Zeitplan bleiben – am Dragon Gate in San Francisco eine Anleihe nehmen. Ein bißchen „Chinatown“ wäre doch auch irgendwie „urban“ oder?
Ist „Präsentation“ die neue Form der Bürgerbeteiligung?
Von Bürgerbeteiligung ist bei der Neugestaltung des Rathausplatzes offenbar keine Rede mehr. Die wird uns nämlich präsentiert. Basta.
Anmerkung der Redaktion: die Geschichte mit dem „Bogen“ zeigt einmal mehr, dass man den Bürgern von Anfang an etwas vorgeschwindelt hat. Immer hiess es: die Befestigung der Oberleitung an den alten Hausfassaden sei überhaupt kein Problem. Und auch die grossen Maste seien eh total super schön. Jetzt heisst es: der Bogen sei nötig, um die Oberleitungen einwandfrei montieren zu können. Und dann erzählt man uns auch gleich: das sei total cool, denn der Bogen markiere den Beginn der Begegnungszone Theatergasse und schlage einen Bogen (Wie originell! Wem ist dieser Schmafu wieder einfallen?) von der Vergangenheit ins neue, moderne Gmunden. Wer verantwortet solchen Sprachdurchfall? Und bisher hat man uns immer gesagt, die Begegnungszone umfasse auch Rathausplatz und Kammerhofgasse. Jetzt aber geht die als glorreich (vor allem auch von Grünpolitikern) bejubelte Begegnungszone vom Beginn der Theatergasse bis zur Grabenkeuzung. Das sind rund 100 (in Worten: einhundert) Meter. Toll, phänomenal, epochal! Ein echter Durchbruch! Endlich ist Gmunden gerettet. Und die Wahrheit ist ohnehin – siehe weiter oben im Blog – eine Tochter vom Khol (© Michael Amon).
Dass die lokale Presse sich wie immer als völlig unkritisches Verlautbarungsorgan der Mächtigen betätigt, war nicht anders zu erwarten.
Kommentar verfassen