Bankrotterklärung

Ein Zwischenruf von Bruno Beinhart

Diesmal hat die Babsy es schlauer gemacht als ich. Sie ist schon unterwegs und so weit weg, dass sie nicht mehr zurückgeholt werden könnte. Nutzung des Fenstertags nennt man das. Also muss ich nochmal ran diese Woche. Der Babsy sei es vergönnt.

Erstmals haben Einwohnerleins von Gmunden die Möglichkeit, sich den Retter der Stadt, die Hoffnung des Fremdenverkehrs und die Wurzel aller Polittricks der ÖVP anzusehen: den Leibhaftigen. Äh, den leibhaftigen, äh, Investor, korrekt Inwestohr genannt. Auf http://www.salzi.tv – dort beantwortet er zehn Fragen, indem alles offen gelassen wird. Was auch eine Antwort ist!

Es grenzt schon an eine unglaubliche Frotzelei, wie hier all das bestätigt wird, was vom Team Gmundl (und in Spezialbeiträgen von Babsy Blitzschnell und meiner Wenigkeit, Bruno Beinhart) ebenso festgestellt wurde, wie von vielen Hotelbau-Beobachtern, die nicht völlig indoktriniert sind oder eigene Spezialinteressen verfolgen.

Vor einige Zeit noch wurde uns Herr Freunschlag und sein Firmengeflecht als der ultimative Hotel-Investor präsentiert. Jetzt sagt dieser Herr unumwunden, über kein Bargeld zu verfügen, und dass das einzige Eigenkapital, das zum Zeitpunkt der Vertragsverlängerung durch die Gemeinde vorlag, offenbar ein wertloser Wisch der RAIKA war, auf dem bestätigt wurde, man beabsichtige, den Hotelerrichtern einen Kredit zu gewähren. Bemerkenswert war schon damals, dass eine Kreditgewährung den Bürgerleins als Aufbringung von Eigenkapital verkauft worden ist. Motto: je mehr Kredite ich aufnehme, umso mehr Eigenkapital habe ich. Das sollte sogar ein Handelsschüler als kaufmännischen Unsinn erkennen können. Der disbezüglich vorgebildete Bürgermeister und die geballte Wirtschaftskompetenz der ÖVP waren dazu leider nicht imstande, und haben so eine völlig neue Eigenkapital-Definition in Gmunden politisch durchgesetzt. Aber vielleicht haben sie die Bilanzen auch nur verkehrt herum gehalten …

Des weiteren wird in diesem Interview wieder einmal ein neuer Investor angekündigt (zum wievielten Mal eigentlich? Steht da nicht bald ein Jubiläum mit einer runden Zahl ins Haus?). Aber leider, leider, man könne ihn/sie/es erst nächste Woche bekannt geben, weil noch ein paar Papierln fehlen. Auch diesen Schmäh führt man uns nun zum x-ten Male vor. Selbst der originelle Fremdenverkehrsdirektor von Gmunden sollte inzwischen wissen: wenn ein Magier den selben Trick zum zehnten Mal präsentiert, bleibt das Publikum aus.

Ursprünglich war seitens der Errichtungs-Simulanten der Verkauf der Chalets und Wohnungen die Grundvoraussetzung, um mit dem Hotelbau beginnen zu können. Dafür sprach auch der erste diesbezügliche Verkaufs-Katalog für die Chalets. Dort war der Erwerb der Chalets an den Erwerb einer Beteiligung an der Hotelerrichtung gebunden. Hat scheinbar nicht so wirklich gut geklappt. Denn jetzt wird uns auf einmal versichert, man könne auch ohne fixe Käufer mit dem Hotelbau beginnen. Also was jetzt? Man werde demnächst, wenn die Baubewilligungen da sind, mit den vorgemerkten Interessenten zu sprechen beginnen. Klingt das nach vorausschauender Planung und professionellem Handling, oder vielleicht doch eher nach Verarschung der Bürgerleins?

Inzwischen gehen die Visionen des Errichtungs-Simulanten jedoch mit ihm durch: er verspricht für die Chalets blaues Wasser sowie warmes Wasser das ganze Jahr über. Der Rösslwirt lässt grüssen, dort es ist aber nur ein kleines Schwimmbecken mit überschaubaren Kosten im Gegegensatz zur bei uns geplanten Badebucht. Wer die beheizen will, muss entweder über eigene Ölquellen in Saudi-Arabien oder über Gasfelder in Russland (Achtung: mögliche Lieferprobleme!) verfügen. Aber vielleicht ist der grossartige Investor, der uns demnächst wieder einmal präsentiert werden soll ohnehin ein russischer Oligarch. Juhu, Gmundens Energiezukunft wäre gesichert (wenn vorher die NATO die Pipelines erobert, aber das ist ein Nebenproblem, für einen Provinzbürgermeister nur ein Klacks, die Truppen in Bewegung zu setzen). Ach ja, einen weissen Sandstrand soll es auch geben vor den Chalets, damit die erhofft strunzdummen Käufer im Salzkammergut-Schnürlregen so das richtige Bermuda-Feeling bekommen. Für wie deppert hält dieser Herr eigentlich die Bürgerleins? Wo will er denn den Sandstrand aufschütten? Vor den Chalets ist nämlich genau null Platz (siehe rote Linie im Foto unten). Und wie will er – mal abgesehen von den Energiekosten – die Bucht beheizen? Die ist nämlich – ebenfalls auf dem untenstehenden Bild unschwer zu erkennen – zum See hin offen. Macht er die Bucht dagegen „dicht“, können die stolzen Chaletbesitzer mit ihren Schinakln nicht mehr aus der Bucht hinausfahren. Gut, dafür können sie am Boot hocken und die Fusserln ganzjährig ins warme Wasser halten. Wir haben es hier offensichtlich mit den Fieberfantasien eines mental in den 1970er-Jahren hängen gebliebenen Geistes zu tun. Ich empfehle als Therapie das mehrmalige Abspielen dieses Videos (bitte auf den Link klicken): http://youtu.be/1EW2pqscouU

Chalets1_auszug_a

Es besteht die sachlich gut begründbare Vermutung, dass dieser Herr Investor entweder nicht weiss, wovon er spricht, oder uns wissentlich verarscht. Die Preisfrage ist: bildet er eine Bürgerlein-Verarschungsgemeinschaft mit dem Bürgermeister und der ÖVP, oder verarscht hier jeder jeden?

Was den Baubeginn des Hotels betrifft, ist es nun genauso gekommen, wie hier bereits mehrmals prophezeit: durch das vertraglich gesicherte Freilos (der Baubeginn des Hotels ist an die Erteilung der Baubewilligung für die Chalets und Wohnung geknüpft, diese Baubewilligung aber ihrerseits an den Beginn des Hotelbaus, sowas nennt man Quadratur des Kreises) bei der Frist für den Baubeginn, kann man den beliebig verschieben, solange keine Baubewilligung für die Chalets vorliegt. Wir haben vorhergesagt, dass genau das geschehen wird. Nun erklärt der Errichtungs-Simulant, dass noch keine Baubewlligung vorliege, die bis Ende April auch nicht kommen werde, daher im Mai keinesfalls mit dem Bauen des Hotels begonnen werde. Wer hätte das geahnt! Kein Bürgermeister, kein Tourismusdirektor – nur die Bürgerleins und wir vom Team Gmundl. Jetzt wird behauptet, man beginne irgendwann im Juni (so die Bescheide rechtsgültig geworden sind!), müsse aber, leider, leider, im Sommer gleich pausieren (man nennt das: die Bautätigkeit einschränken), weil man den Leuten das Badevergnügen nicht nehmen wolle. Wie rücksichtsvoll, echt, und ich mokier mich hier auch noch! Ich sage daher voraus: Ende Juni, vielleicht auch erst im Juli wird ein Baustellen-Schild aufgestellt mit der Aufschrift „Baustelle“, damit man das Loch, das man dann mit einem Schauferl ausbuddeln wird (L*B*H=1m*1m*1m) auch als Baustelle erkennt. Daneben wird ein rostiger Bagger geparkt. Fertig ist die Bautätigkeit. Dann muss es nur noch im September zu schneien beginnen, und man ist als Errichtungs-Simulant voll aus dem Schneider.

Diese Prophezeiung ist nur halb so kühn, wie sie klingt: denn nachdem der Inwestohr erklärt hat, im Rathaus lägen nun alle Unterlagen für die Baubewilligung der Chalets vor, hat der Bürgermeister sich beeilt, eine Erklärung abzugeben: Ja, man habe kistenweise Unterlagen erhalten. Auf gut Deutsch: da brauchen wir Monate, um das durchzusehen und zu kontrollieren. Wir nehmen an, das wird tatsächlich viele, viele Monate dauern. So hält man die Bevölkerung, kritische Bürgerleins und jene Menschen, die ehrlich an die Notwendigkeit eines Hotels glauben zum Narren: man macht einen Verlängerungsvertrag mit strenger First (31. Mai 2014 als spätester Baubeginn), dazu eine kleine Verschiebugsklausel, wenn die Baubewilligung für ein ganz anderes Objekt (nämlich für die Chalets und Wohnungen) fehlt, und dann kann man Scheiberl spielen und hinauszögern und hinauszögern und hinauszögern …

Herr Bürgermeister: Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten – Sie sind längst rücktrittsreif. Wer solchen Leuten das Schicksal der Stadt anvertraut, hat jedes Vertrauen verspielt. Wer bei deren Spielchen bereitwillig wie Sie mitspielt, den Gemeinderat mittels merkwürdiger Gesetzesinterpretation austrickst (siehe GR-Abstimmung im Jänner), um solchen Bau-Simulanten die Mauer zu machen (die selbige selbst nicht zu errichten imstande sind, siehe Hotelbau) – wer das tut, sollte seinen Hut nehmen und gehen. Man kann nur hoffen, dass Sie bei den nächsten Wahlen zurückgetreten werden. Auch wenn Ihre Überlebenschancen leider besser sind, als wünschenswert wäre – dank einer inferioren Stadt-SPÖ, die als Alternativen nur einen politisch substanzlosen Schmähführer anbieten kann.

Man muss hoffen, dass endlich irgend eine der dank GRin Rumpf (Die Grünen) bestens informierten Behörden endlich etwas unternimmt, um diese Groteske zu beenden und gesetzeskonforme Zustände herzustellen. Dass es ausserdem darum geht, die endgültige Zerstörung des Stadtbildes von Gmunden zu verhindern, die Verschandelung der schönsten Bucht des Traunsees, daran sei der Vollständigkeit halber erinnert.

Bruno Beinhart für das Team Gmundl

 

 

 

Eine Antwort

  1. Hütchenspiel
    Es ist nur zu hoffen, dass dies ein Hütchenspiel dieses Investohrs u. des Bürgermeisters u. seiner überaus i“ntelligenten“ Gefolgsleute ist. Befürchte aber, dass dahinter eine Provinzbank steht, und hinter ihr vielleicht Investohren aus der grossen Welt, die ihr Geld waschen wollen. Wie gesagt, es fängt harmlos mit einem Hütchenspiel an, auf das die unbedarfte u. uninformierte u. vielleicht nicht mit Scharfsinn gesegnete Gmundner Durchschnittsgesellschaft reinfällt. Aber aus Spiel wird Ernst u. die Bürgerleins können dabei viel ihres öffentlichen Vermögens verlieren. Trickser haben schon viele hineingelegt, auch sogenannte „Studierte“.
    Wenn man sich in der Welt herumblickt, gibt es viele Bauruinen an den schönsten Stellen. Die Profitgeier haben abgezockt u. ziehen weiter.
    Also, dieses Hütchenspiel ist durchaus als Bedrohung anzusehen u. grösste Alarmbereitschaft ist angesagt.
    Aber wo bleiben die sofort notwendigen Aktionen der SPÖ.? Dr. Dickinger ist anscheinend aus seinem Winterschlaf noch nicht erwacht, denn seine Homepage hat er seit Herbst vorigen Jahres!!! komplett vernachlässigt. Zu einer Parteizeitung reicht es auch nicht, höchstens zu einer harmlosen Wortmeldung über Gratis-Parkplätze am Samstag o. Bürgerbeteiligung (ohne mitentscheiden zu können!!!) in der salzi.at. Nach den Kommentaren zu schliessen (6)) hat das nicht viele interessiert.
    Zum Thema Warmwasserbecken:
    Da Energiesparen ein sehr aktuelles Thema ist, hätte ich eine Idee. Falls es wirklich zu einem solchen Schilda-Privat-Pool kommen sollte, wären die Bürger von Gmunden gefragt, ihre Nachttöpfe zu entleeren, das würde ein bacherlwarmes Schwimmbecken ergeben, indem sich die Superreichen sulen können. Ausserdem ist Urin angeblich heilend, somit hätten wir schon ein Kurbad als Alternative zum häufigen Schlechtwetter. Ein weiterer Vorteil wäre eine Wassereinsparung bei den WC Spülungen, denn Trinkwasser ist eine wertvolle Ressource.
    Lieber Bruno Beinhart, Sie sehen, wir Bürgerleins (oder zumindest einige) sind nicht auf dem Kopf gefallen u. denken scharf nach über die Themen die uns nützliche Idioten (frei nach Lenin) u. geheimnisvolle Investohren vorgeben.

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